„Am Ende hat die Liebe gesiegt!“

Wenn Herkunft, Kultur oder Religion die Partnerschaft beeinflussen

In Deutschland gibt es viele Partnerschaften mit unterschiedlichen Migrationshintergründen. Und auf irgendeine Art und Weise ist es heutzutage normal. Wie sieht es hinter den Kulissen solcher Paare aus? Ist wirklich alles so einfach oder entstehen Schwierigkeiten aufgrund von Kultur, Herkunft oder Religion? Ich habe ein Paar aus Eslohe zu dieser Thematik befragt – los geht’s!Julia und Ümüt Pürselim, ein Paar aus Eslohe. Und wie schon aus dem Namen herauszuhören ist, hat einer von ihnen Wurzeln aus einem anderen Land – Ümüt und seine Familie sind türkischer Abstammung. Seine Eltern kamen vor 50 Jahren nach Deutschland, er ist im Sauerland geboren und aufgewachsen. Und vor etwa 20 Jahren lernten Julia und Ümüt sich irgendwo in ihrem Heimatdorf Eslohe kennen und lieben. Sie führen eine sehr glückliche und harmonische Beziehung, auch wenn sie, aufgrund Ümüts türkischer Wurzeln, an stellenweise manchmal etwas holprig verlief. Doch genau das, hat die beiden noch enger zusammengeschweißt und spüren lassen, wie stark ihre Liebe füreinander ist.

„Sehr offen und herzlich“

Julia beschreibt die türkische Kultur als sehr offen und herzlich. So auch die Familie ihres Mannes, jedoch waren diese am Anfang mit der Beziehung nicht einverstanden. Seine Eltern hätten sich eine türkische Frau an der Seite ihres Sohnes gewünscht. Das lag nicht daran, dass sie Julia als Menschen nicht akzeptierten, ganz im Gegenteil. Ümüts Familie habe Julia immer gerne als Freundin der Familie begrüßt, jedoch nicht als Partnerin. Der Grund dafür, so Ümüt, rühre aus der Tradition heraus. Dass ihr Sohn auf einmal eine deutsche Freundin hatte, hatte für die Familie jedoch nur im ersten Moment einen faden Beigeschmack, mittlerweile haben sie Julia als Schwiegertochter akzeptiert und liebgewonnen und sehen, wie glücklich ihr Sohn in der Beziehung ist.

Am Anfang ein innerer Konflikt

Ümüt erzählt, dass es für ihn damals eine schwierige Situation war. Er berichtet von einem großen Zwiespalt. Auf der einen Seite wollte er mit Julia zusammen sein, auf der anderen Seite wollte er seiner Familie nicht vor dem Kopf stoßen und sie nicht verlieren. Er beschreibt sehr deutlich, dass er da zwischen zwei Stühlen stand und immer das Gefühl hatte, sich entscheiden zu müssen. Als das Paar gemeinsam entschied, dass sie zusammenziehen, war das Verhältnis innerhalb der Familie zunächst gering. Jedoch hielt das Paar an der Entscheidung fest und Ümüt entschloss sich ein paar Jahre später, Julia einen Heiratsantrag zu machen. Genau das war der Moment, in dem sich das Verhältnis zwischen den Familien beruhigte und die Beziehung mehr und mehr akzeptiert wurde. Als dann ihr erstes Kind Eda (3) zur Welt kam, wurde die Beziehung endgültig von allen Seiten angenommen. Mittlerweile herrscht ein sehr harmonisches und gutes Verhältnis zwischen allen Parteien. „Meine Eltern sehen einfach, wie glücklich ich mit meiner Entscheidung, meiner Frau und meinen drei Kindern bin. Und das freut sie natürlich“, fügt Ümüt mit einem Lächeln hinzu.Für Julia selbst war die Situation am Anfang nicht so leicht zu beurteilen. Sie wurde von ihrem Mann oft im Hintergrund gehalten, was für sie nicht so schön war. Julia erzählt aber auch weiter, dass die Situation für ihren Mann Ümüt sehr belastend war. Sie geht davon aus, dass es womöglich aufgrund der kulturellen Unterschiede wirklich schwierig ist, die Verhaltensweisen des Kindes zu verstehen. Sie betont auch, dass es damals wahrscheinlich daran lag, dass die Eltern ihres Mannes es einfach nicht anders kannten. Julia fügt hinzu, dass Ümüts Eltern auch nur das Beste für ihren Sohn wollten und wahrscheinlich Angst hatten, dass er in sein Unglück läuft. Sowohl für Julia als auch für Ümüt ist es eine Erleichterung, dass am Ende alles so kam wie es kam und dass ihre Liebe gesiegt hat.

Traditionen beider Kulturen sollen nicht vernachlässigt werden

Für beide ist es jedoch wichtig, dass in ihrem Leben beide Kulturen einen Platz finden. So kam es auch dazu, dass sie ihren drei Kindern Eda, Mine und Emir Namen gegeben haben, die es sowohl im Türkischem als auch im Deutschem gibt. Auch was die Erziehung ihrer Kinder angeht, legen beide besonderen Wert darauf, dass sowohl die Feiertage aus der türkischen wie auch aus der deutschen Kultur Platz im Leben ihrer Kinder finden. Ebenso wichtig ist auch zweisprachige Erziehung: „Es wäre ja super schade, wenn eine Sprache nicht weitergegeben wird, wenn es doch möglich ist, sie im Alltag zu vermitteln“, so Julia. Der Grund für diese Einstellung ist, dass ihre Kinder immer wissen sollen, wo ihre Wurzeln liegen und wo ihre Eltern herkommen. Julia und Ümüt möchten auch, dass keiner in der Partnerschaft das Gefühl haben soll, seine Herkunft aufgeben zu müssen. Ihre Beziehung hatte aufgrund der unterschiedlichen Kulturen andere Höhen und Tiefen als man sie vielleicht kennt, aber genau das hat ihnen gezeigt, dass es immer wichtig ist, Kompromisse einzugehen. Kompromisse, um weiterhin glücklich zusammen zu leben, sich selbst nicht zu vergessen, aber auch den anderen zu respektieren und akzeptieren.

Akzeptanz vor den Entscheidungen

Auf die Frage, was die beiden aus den Hürden ihrer Beziehung gelernt haben, antwortet Julia ganz klar, dass sie allen Entscheidungen ihrer Kindern offen gegenüberstehen werden. Dass sie ihnen den Weg weisen werden, aber ihre Entscheidungen respektieren und akzeptieren. Julia und Ümüt möchten nicht, dass ihre Kinder irgendwann das Gefühl haben, sich zwischen den Kulturen entscheiden zu müssen und wollen sie auch nicht in die eine oder andere Richtung drängen. Beziehungen mit Migrationshintergründen können holprig und auch mal schwierig sein, können einen viele Nerven kosten und in Konfliktsituationen mit sich selbst bringen. – Aber es ist nicht unmöglich. Am Ende ist es doch in jeder Beziehung so, dass die Liebe immer siegt, egal, wie schwierig die Situation scheint.