Mit Herzblut und ganz viel Arbeitseinsatz
„Alte Häuser haben viel zu erzählen“, das sagt man so schön. Wenn aber dieses alte Haus in Brilon-Madfeld reden könnte, dann hätte es wirklich sehr viel zu berichten. Welches Haus kann schon von sich behaupten, zweimal umgezogen zu sein und heute in schönerem Glanz zu erstrahlen als je zuvor?
Erbaut wurde die „alte Fortscheune“ im Jahr 1828 für die kurfürstliche Forstdienststelle in Madfeld, rund einen Kilometer entfernt von ihrem jetzigen Standort. In ihrer Deele trafen sich die Frauen, um für ihre Anpflanzungen im Wald die Bäume zu sortieren. Einem Pferd und einer Ziege sowie einigen Schweinen bot sie ebenso Unterkunft wie einem Heuwagen und landwirtschaftlichem Gerät.
Bis Anfang der 1970er Jahre war sie im Einsatz, aber dann wurde sie nicht mehr benötigt. Das Freilichtmuseum in Detmold wurde auf das Gebäude mit seinem prägnanten Krüppelwalmdach aufmerksam und zeigte Interesse, es in sein Museumsdorf zu holen. So wurde die Scheune dann tatsächlich Anfang der 80er Jahre vom LWL Freilichtmuseum fachgerecht abgebaut und trat ihren Weg nach Detmold an. Geschützt und trocken eingelagert wartete sie nun darauf, bald als Museumsstück zu erstrahlen. Jahrzehntelang passierte jedoch gar nichts. Dann stellte der LWL fest, dass er bereits über zu viele Bauwerke dieser Art verfügte und kein Interesse mehr am Wiederaufbau bestand.
Zurück in die Heimat
Zum Glück bekam das eine gebürtige Madfelderin mit, die beim LWL arbeitete. Sie erzählte ihrem Arbeitgeber von den Aktivitäten ihres Dorfes anlässlich der 1000-Jahr-Feier im Jahre 2011. Neben vielen Festivitäten wurde damals ein neuer Dorfplatz geschaffen. Das Schmuckstück dort ist ein nach alten Unterlagen neu und mit viel Eigenleistung errichtetes historisches Backhaus. Wäre es da nicht ideal, die alte Scheune wieder zurück in ihre Heimat zu holen und an diesem Dorfplatz ein neues Zuhause zu geben, als Begegnungsstätte für Jung und Alt? Für Feste und Feiern?
Der Verein „1000 Jahre Madfeld“ war sofort begeistert und freute sich auch über die Unterstützung, die der LWL (Landschaftsverband Westfalen Lippe) zusagte, um einen originalgetreuen Wiederaufbau zu realisieren. Weitere Hilfe konnte über LEADER und eine Vielzahl anderer Sach- und Geldspender gewonnen werden. Der Großteil der Arbeit wurde über Eigenleistung erbracht. Wer von den fleißigen Helfern hätte sich aber wohl träumen lassen, dass insgesamt über 8.845 Stunden ehrenamtlich erbracht würden? Sowas geht wohl nur in einer Dorfgemeinschaft!
Los geht’s!
Als die Einzelteile der Scheune 2017 aus Detmold zurückkamen, begann die Arbeit. Alles ausbreiten, sichten, säubern, nach alter Tradition mit Leinöl streichen, Beschädigungen reparieren und sehr viel über die Fertigungstechniken von damals lernen. Ein Restaurator versorgte die Männer mit Fachwissen und stellte auch die richtigen Werkzeuge bereit. Für die Männer verging die Arbeit wie im Flug, auch wenn sie immer wieder mit neuen Herausforderungen zu kämpfen hatten.
Alles sollte so originalgetreu wie möglich werden. So wurde beispielsweise auch in mühevollster Kleinarbeit auf der Deele das „Tudorfer Zickzack Pflaster“ mit den historischen Steinen ausgelegt. Eine beeindruckende Fleißarbeit!
Aber wie soll man das alles beschreiben? Man muss es einfach sehen! Schon von außen fällt das große Scheunentor auf, davor die bunte Wildblumenwiese. Innen begeistert nicht nur der gemütliche Kachelofen, der wohlige Wärme verströmt, sondern die ganzen so liebevoll gestalteten Räumlichkeiten, die auch für Feiern gemietet werden können.
Wenn das Haus erzählen könnte… Von hier möchte es sicherlich nicht mehr weg. Es freut sich darauf, vielen Menschen unbeschwerte, glückliche Stunden schenken zu dürfen.