„Alt und jedes Jahr neu“

Quelle: Philip Stallmeister/Kunststückchen

Die ganze Familie Schulte-Drüggelte lebt und liebt die Kunststückchen. „Sie sind alt und jedes Jahr wieder neu. Es ist eine Mischung aus Gewohntem und Überraschendem“, schwärmt Mechthild Schulte-Drüggelte. 2019 werden wieder von Pfingstsamstag, 8. Juni, bis Pfingstmontag, 10. Juni, Künstler aller Sparten und zahlreiche Besucher auf dem Hof der Familie zu Gast sein.

Quelle: Philip Stallmeister/Kunststückchen
Die Ursprünge lagen in den Umbruchsjahren 1989 und 1990, die Zeit des Falls des Eisernen Vorhangs zwischen Ost und West. „Wir hatten gerade das Backhaus saniert, das nach der Kapelle älteste Gebäude auf dem Gut. Dieser Bereich wurde aber landwirtschaftlich nicht mehr genutzt. Die Idee zu den Kunststückchen kam in Anlehnung an das wenige Jahre zuvor gegründete Schleswig-Holstein Musik Festival. „Manchmal liegen Sachen in der Luft“, erinnert sich Mechthild Schulte-Drüggelte. In Schleswig-Holstein wird Kultur ebenfalls in ländlicher Atmosphäre dargestellt. Die Konzerte im hohen Norden finden in Schlössern und Herrenhäusern, Scheunen und Ställe sowie in alten Kirchen statt. Auch in Drüggelte wurden von Beginn an die Scheune und Kapelle mit eingebunden.

Mit der Maueröffnung ergaben sich dann schnell Kontakte zu Künstlern aus der ehemaligen DDR. Die Leipziger Blechbläser gehören beispielsweise zu den Konstanten der Kunststückchen. Die Verbindung des Festivals nach Anhalt und Sachsen wird bis heute intensiv gepflegt. „Die Blechbläser schliefen zu Anfang in der Jagdhütte und haben dort auch geübt“, sagt Mechthild Schulte-Drüggelte. Das ist heute nicht mehr so. Weit angereiste Interpreten bevorzugen mittlerweile Hotels. Darunter waren im Laufe der Jahre zahlreiche Berühmtheiten wie Dominique Horwitz, Paul Kuhn, Fritz Mulier oder die Bläck Fööss. Immer wieder waren und sind absolute Koryphäen dabei, die in ihrem Bereich zur Weltspitze zählen. Mechthild Schulte-Drüggelte möchte aber keinen Künstler als Höhepunkt in der Geschichte des Festivals herausstellen. Sie sagt: „Da könnten wir viele nennen. Jedes Kunststückchen war etwas Besonderes.“ Dafür sorgten in den vergangenen drei Jahrzehnten zahlreiche Helfer, wie der Arbeitskreis, die Mitarbeiter der Möhnesee Tourismus GmbH oder auch die Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde Möhnesee.

Plattform für darstellende und  bildende Künste

Das Festival in Drüggelte bietet nicht nur darstellenden Künstlern eine Plattform, sondern auch der bildenden Kunst. Manche Kunstwerke der Bildhauerei haben einen langfristigen Platz im Ensemble Backhaus, Scheune und Kapelle gefunden. „Es muss stimmig sein, sodass sich die Menschen wohlfühlen. Das merken wir das ganze Jahr über“, sagt Mechthild Schulte-Drüggelte.

Quelle: Philip Stallmeister/Kunststückchen

Neben den Konzerten und Aufführungen in Kapelle und Scheune bestechen die Kunststückchen durch das freie Rahmenprogramm im Garten. Unter den Kastanien lässt es sich bei köstlichen Speisen und Getränken aushalten. Ganz besonders beliebt sind die Kinderkunststückchen am Pfingstsonntag, der 2019 unter dem Motto Zirkus steht. Neben Malkursen gibt es einen Mitmachzirkus. „Der Sonntag ist unser Familientag. Wir möchten, dass die Kinder ihre Kreativität ausleben und nicht nur konsumieren“, erklärt die Hausherrin, die sich mit ihrer Familie schon in der Woche vor dem Festival einstimmt: „Dann bringen die Bildhauer bereits ihre Werke. Die Stühle werden geliefert.“ Mechthild Schulte-Drüggelte und das Team des Arbeitskreises fiebern der 30. Auflage also lange im Vorfeld dem Beginn der Eröffnungsveranstaltung „Weltunter – Kopfüber“ am Samstag, 8. Juni, entgegen. Der ehemalige Bundestagspräsident Norbert Lammert liest dabei Texte zum Zeitgeschehen, die musikalisch begleitet werden vom Klarinettisten Ib Hausmann. Hier bieten die Kunststückchen auch wieder etwas, was sich mancher nicht vorstellen konnte.