Als im Sauerland die Scheiterhaufen loderten

Quelle: Karin Hessmann

Im frühen Mittelalter lag die Aufspürung und Aburteilung der Ketzer, später auch der Zauberer und Hexen, in den Händen der kirchlichen Inquisition. Den Fürsten dagegen war die Pflicht auferlegt, die von der Inquisition Verurteilten zu bestrafen. Später ging die Verfolgung der Zauberer und Hexen in die Hände der weltlichen Behörde über. Nun waren die Landesherren für die Ausrottung der sogenannten Hexenpest verantwortlich. Das erklärt das Aufflammen der Hexenprozesse in den verschiedenen Ländern.

Familienbande

So wurden zum Beispiel im damaligen Kirchspiel Oberkirchen, in der heutigen Stadt Schmallenberg, von Ende des 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts 69 Personen als Hexen, beziehungsweise Zauberer verdächtigt und zur Burg Bilstein geschleppt. Nach grausamen Folterungen bekannten sich die Angeklagten schuldig und wurden auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Unter den 69 Hingerichteten aus dem Kirchspiel Oberkirchen befinden sich auch vier Mitglieder, Tilmann, Ursula, Peter und Gretchen, der Familie Halman. In den Jahren 1595 und 1630, so geht es aus den Gerichtsakten hervor, erfolgte ihre Hinrichtung in Bilstein.

Diese und 22 andere Fälle der Hexenprozesse im Sauerland hat Anja Grevener in dem Buch „Giebelritt durch Sauerland“ zusammengestellt. Im Klappentext des Buches heißt es: „“Von Soest bis Bilstein, über Menden, Oberkirchen und von Winterberg bis Balve – überall brannten im 16. und 17. Jahrhundert im kurkölnischen Sauerland die Scheiterhaufen. Zwischen 2000 bis 3000 Menschen starben als böse Hexen und Hexer, die sich verschworen haben sollten, den Menschen mit eisigem Wetter, furchtbaren Krankheiten und anderen Flüchen gegen Leib und Leben zuzusetzen.“

Wahn und Aberglaube

Doch wer waren diese Menschen? Wie gerieten sogar Kinder in diese Prozesse? Warum waren einige Juristen und Adelige so versessen darauf, die Hexen aufzuspüren und abzuurteilen? „Neben religiösem Wahn und Aberglauben spielten oftmals mehr oder weniger offensichtlich ganz irdische Beweggründe, Intrigen und Familienfehden mit in die Hexenprozesse hinein“, sagt Anja Grevener.

Die Autorin versucht in den Geschichten des Buches, die auf den Überlieferungen von Hexenprozessen des Sauerlandes basieren, einige der Opfer, Täter und bedrückende Schicksale, die hinter den nackten Zahlen, Daten und Fakten stecken, nach Jahrhunderten sichtbarer werden zu lassen. Das Buch „Giebelritt durchs Sauerland“ ist im WOLL-Verlag erschienen und im Sauerländer Buchhandel und auf den Online-Plattformen erhältlich.

Quelle: WOLL-Verlag

Anja Grevener: Giebelritt durchs Sauerland – Literarische Schlaglichter auf die Hexenverfolgungen (2022) – ISBN: 978-3-948496-46-3 – 14,90 €