Als die Sauerländer ihre Heimat verließen

Quelle: Foto (privat/Evelyn Roehl)

Foto (privat/Evelyn Roehl): Elisabeth Vetsch, geb. Koers, aus Belecke, die 1834 als kleines Mädchen mit ihrer Familie auswanderte, nebst ihrem Ehemann Jakob Vetsch

Es ist ein ebenso hoch interessantes wie bislang wenig erforschtes Kapitel Belecker Heimatgeschichte: Die Auswanderungswelle des Jahres 1834 von Belecke in die noch jungen Vereinigten Staaten von Amerika. Aus familiärem Anlass hat der Belecker Michael Koers diese Geschichte in den vergangenen dreieinhalb Jahren recherchiert und Erstaunliches heraus gefunden, nicht zuletzt über viele seiner ausgewanderten Belecker Vorfahren, aber auch Auswanderer aus anderen Ortseilen und Nachbarkommunen. Alle Fakten werden durch einen akribisch zusammengetragenen, umfangreichen Fußnotenapparat belegt.

5 % der Belecker ausgewandert

Wie kam es zu dieser Entwicklung vor knapp 200 Jahren? In der Zeit nach dem Wiener Kongress von 1815 litten die Menschen im neugegründeten Deutschen Bund nach den Karlsbader Beschlüssen von 1819 unter massiver Repression und Zensurmaßnahmen. Hinzu kam als Hauptgrund für die meisten Auswanderer die unzulängliche wirtschaftliche Situation. Im 19. Jahrhundert bewirkten Hungersnöte und die Landknappheit durch ein Erbrecht, dass das Land in immer kleinere Parzellen aufteilte, dass vielen Bürgern ein Überleben in Deutschland kaum möglich war. So entschieden sich im Jahr 1834 etwa 100 Beleckerinnen und Belecker, über die „Gießener Auswanderungsgesellschaft“ in die USA auszuwandern – das sind über 5% der damaligen Bevölkerung des kleinen sauerländischen Ackerbürgerstädtchens. Übrigens ein Aspekt der Stadtgeschichte, der bis heute kaum bekannt ist und in den zahlreichen verschiedenen Büchern zur Geschichte Beleckes, auch aus dem 19. und 20. Jahrhundert, nicht erwähnt wird. Die eindrucksvollen Rechercheergebnisse von Michael Koers hat der Kultur- und Heimatverein Badulikum e.V. (KuH) nunmehr auf den Homepages belecke.de und badulikum.de, aktuell jeweils auf der Startseite, veröffentlicht.

Quelle: Privat
Ausgangs-Pass“ zur Auswanderung aus Preußen in die USA aus den 1830er Jahren der Belecker Familie Freymuth, die ihr ursprüngliches Vaterland noch mit (Herzogtum) Westfalen angeben

KuH-Vorsitzender Hans-Jürgen Raulf freut sich: „Die Belecker Heimatgeschichte ist vielfältig und fördert immer wieder neue spannende Erkenntnisse zu Tage. Ich danke Michale Koers sehr für seine profunden Nachforschungen!“