Alpenklänge mit westfälischer Interpretation

🖊️ Philip Stallmeister  📷 Philip Stallmeister, Peter Dahm, Gordon Hill

Ein Quintett vom Möhnesee sorgt für ganze neue Töne unter den Musikgruppen in der Region. Die Möhnekrainer spielen seit Anfang 2019 alpenländische Volksmusik. Sie bringen dem Publikum und sich damit Freude. In der Besetzung Sabine Schulte (Trompete), Ralph Eckhoff (Klarinette), Martin Buxot (Gitarre), Ralf Böbel (Bariton/Tuba) und Uwe Pagalies (Akkordeon/Harmonika) sorgen sie zu unterschiedlichen Anlässen für Stimmung. Sie spielen mit gleicher Instrumentalbesetzung wie beim originalen Oberkrainer-Stil, der von Slavko Avsenik und seinen Original Oberkrainern entwickelt wurde und Polka, Walzer und Marsch im Bereich der volkstümlichen Musik auf neue Weise darstellt.
„Eigentlich wollten wir zunächst nur Hausmusik bei uns in der Wohnung machen und einmal im Monat proben. Es war aber schnell klar: Mit dieser Besetzung müssen wir vor Publikum spielen“, erinnert sich Uwe Pagalies. Das sollte dann direkt beim Frühlingskonzert des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr Möhnesee sein. Außer Martin Buxot, der bei der bekannten Partyband Nightshift am Bass aktiv ist, gehören alle anderen auch dem Musikzug an. Doch die Premiere der Möhnekrainer war etwas anderes. „Die Nervosität war groß“, sagt Sabine Schulte. Uwe Pagalies ergänzt: „Es ist eine andere Erfahrung als mit 30 oder 40 Leuten, von denen mehrere das gleiche Instrument spielen. Pausieren geht nicht.“ Auf der Bühne sprang dann schnell der Funke über. Die Freude der Akteure beim Musizieren und die alpinen Klänge mit flotten Polkarhythmen kamen beim Publikum sofort an. Das war wichtig und gab der Gruppe einen Schub. „Wir hatten ja vorher keinerlei Resonanz und dann gelang der Auftritt auf der großen Bühne“, blickt Sabine Schulte zurück.

Als Dreier-Kombo sorgen Martin Buxot (von links), Uwe Pagalies und Ralf Böbel zu dritt für Hüttenfeeling

Als Dreier-Kombo sorgen Martin Buxot (von links), Uwe Pagalies und Ralf Böbel zu dritt für Hüttenfeeling


Der gebürtige Schwabe Pagalies war bereits als Kind und Jugendlicher begeisterter Fan von Slavko Avsenik und den Original Oberkrainern: „Andere haben AC/DC gehört, ich die Musik meiner Eltern.“ Mit dem Erwerb einer steirischen Harmonika vor einigen Jahren stieg dann auch die Lust, die Musik gemeinsam in der Gruppe und vor Publikum darzubieten. Das sollte dann dieses Jahr soweit sein. „Avsenik ist Idol von uns allen gewesen“, sagt Pagalies über sich und die Bandmitglieder. So war der Name Möhnekrainer schnell gefunden. Mit Polo-Shirts und Lederhose geht es auf die Bühne. Die Musiker sagen: „Wir kopieren niemand. Wir machen unser eigenes Ding. Die Interpretation der Musik ist westfälisch.“

Große Freude beim Erhalt des Einschreibens aus Slowenien

Sichtlich stolz ist Uwe Pagalies, die Originalnoten von der Bootsfahrt auf dem Möhnesee aus Slowenien erhalten zu haben


Der 2015 verstorbene Slavko Avsenik besaß dabei durchaus Bezug zum Möhnesee. Nach einem Besuch am „Westfälischen Meer“ Anfang der 1970er Jahre widmete er dem See eine Polka mit dem Titel „Bootsfahrt auf dem Möhnesee“. Ein Titel der mittlerweile natürlich auch zum Repertoire der Möhnekrainer gehört. Dabei war es nicht so einfach an die Noten zu kommen. „Im Internet gab es fast alles von Slavko Avsenik, aber nicht die Bootsfahrt. Daher habe ich die Nachfahren per Mail angeschrieben. Auf eine Antwort habe ich eigentlich nicht gehofft“, sagt Uwe Pagalies. Es kam aber sofort eine Rückmail und 14 Tage später ein Einschreiben per Post. In Körbecke war die Freude groß. „So begeistert wurde der Postbote wohl selten bei einem Einschreiben in Empfang genommen“, schmunzelt Uwe Pagalies.
Die Möhnekrainer haben schnell sogar einen Sponsor gewonnen. Versicherungsmakler Sven Franke sagte die Unterstützung zu, ohne das Quintett gehört zu haben. Die Begeisterung für die Sache überzeugte. „Das Sponsoring hilft uns allgemein. Beim Outfit und den Instrumenten stehen schon einige Kosten an“, erklären die Musiker. Dem Auftritt beim Frühlingskonzert folgten weitere.
Neben der Fünferbesetzung besteht auch die Möglichkeit, dass die Möhnekrainer zu dritt aufzutreten. Ralf Böbel, Martin Buxot und Uwe Pagalies sorgen dann für ein Hüttenfeeling, das von den Almen in den Alpen bekannt ist. „Da verlassen wir dann den Oberkrainer Sound. Insgesamt möchten wir den Charakter einer gepflegten Volksmusik rüberbringen“, sagt Pagalies, der sich mit seinen Möhnekrainern nun auf die erste Oktoberfestsaison freut: Eine Zeit, in der auch viele Westfalen der alpinen Lebensart frönen.