Aktiv im Un-Ruhestand

Ulrich Hengesbach – Musik und Kultur sind sein Leben - Aktiv im Un-Ruhestand Auch im Rentenalter sind viele Menschen noch gern im Einsatz

Auch im Rentenalter sind viele Menschen noch gern im Einsatz

„Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“ – so heißt es in einem bekannten Schlager. Tatsächlich sehnen die meisten Arbeitnehmer den Ruhestand herbei. Ausschlafen, reisen, Hobbies pflegen, Zeit für die Enkel haben oder mit dem Motorrad durch Amerika cruisen … so lauten oft die Wünsche für die Zeit nach dem Jobausstieg. Doch es gibt auch Menschen, die ihre Schaffenskraft weiter für einen guten Zweck nutzen wollen. Vier davon stellen wir hier vor.

 „Das kulturelle Leben in Meschede soll auf keinen Fall einschlafen“, findet Ulrich Hengesbach. Der ehemalige Musikschulleiter und Organist setzt sich gerne dafür ein. „Auch heute noch spiele ich regelmäßig die Orgel in St. Walburga und bin zudem als Chorleiter aktiv.“ Dem Eversberger liegt die Musik am Herzen; er produziert auch selbst CDs.

Ulrich Hengesbach – Musik und Kultur sind sein Leben

„Und dann gibt es natürlich noch das Bürgerzentrum Alte Synagoge und den Kulturring Meschede, für die ich mich schon viele Jahre als Geschäftsführer bzw. Vorsitzender einsetze. Da sind Konzerte und Theaterveranstaltungen zu planen oder Kunstausstellungen zu organisieren. Ein großes Thema ist auch immer der Mescheder Orgelsommer“, berichtet er mit leuchtenden Augen und man spürt: Das ist seine Welt!

Tatsächlich scheint sich bei ihm im Vergleich zu früher nicht viel geändert zu haben. „Na ja, ich kann meinen Zeitplan inzwischen relativ frei organisieren, da ich etliche Aufgaben an das Kulturamt der Stadt abgeben durfte“, gibt Hengesbach zu. „Dennoch bin ich auch stets zur Stelle, wenn beispielsweise etwas Handwerkliches in der Synagoge ansteht oder es einfach um solch banale Aufgaben wie das Austauschen von Plakaten handelt.“

Jürgen Dörner – Finanzwissen hilft auch im Ehrenamt

Auch Jürgen Dörner aus Wallen hat den bisherigen Arbeitsalltag hinter sich gelassen. Der Bankkaufmann war 27 Jahre lang als Vorstandsmitglied der Volksbank Sauerland tätig. „Ich freue mich immer, wenn ich durch unsere Region fahre und dabei ein Unternehmen sehe, welches wir seinerzeit bei Investitionen begleiten durften und damit einen Beitrag zur Entwicklung des Sauerlandes leisten konnten“, schwärmt er.

Die heimatliche Region liegt ihm auch heute noch am Herzen. Daher engagiert er sich u. a. als Vorstandsvorsitzender der Mescheder Bürgerstiftung und als Vorsitzender des Lions Fördervereins Meschede. Darüber hinaus übt er ein verantwortungsvolles Ehrenamt bei der IHK aus. Das Fachwissen aus der Zeit in der Bank ist ja nicht einfach weg, nur weil man in den Ruhestand geht.

Trotz aller Aufgaben legt Dörner aber auch viel Wert darauf, das Mehr an Freizeit bewusst zu genießen. „Mit meiner Ehefrau Inge in einen langen Urlaub fahren, eine schöne Fahrradtour durchs Sauerland unternehmen, gemütlich im Garten sitzen oder mit Freunden ein Glas Wein trinken – dafür ist jetzt halt ausreichend Zeit.“

Bernhard Röttger – Seelsorger zurück in der Heimat

Ein gebürtiger Mescheder, der nach seiner Tätigkeit als Priester in die Heimat zurückkehrte, ist ebenfalls noch mit vollem Herzen im Einsatz: Bernhard Röttger. Seit der Priesterweihe im Jahr 1977 war Röttger in diversen Gemeinden tätig. Hemer, Wickede, Friedrichsdorf waren seine Stationen, bevor er 1988 die Pfarrstelle in Iserlohn-Grüne übernahm.

„Im Alter von 70 Jahren ist es in der katholischen Kirche üblich, die Pfarrstelle zur Verfügung zu stellen. Das tat ich Ende 2018, allerdings war mir klar, dass ich mich, im Rahmen meiner Möglichkeiten, als Subsidiar in meiner Heimatgemeinde nützlich machen wollte. Noch fühle ich mich zu jung, um die Füße hochzulegen!“

Nun besucht er als Seelsorger Seniorenheime und hält dort, aber auch im gesamten pastoralen Raum, die Heilige Messe ab. Schmunzelnd fügt er hinzu: „In der kurzen Zeit habe ich schon mehr heimische Kirchen von innen kennengelernt, als während der Jahre meiner Kindheit und Jugend. Und all die Kontakte zu den Gemeindemitgliedern, Küstern, Messdienern…“ Man spürt, dass er sich hier längst wieder eingelebt hat.

Und dann erzählt er von einem seiner wohl freudigsten Erlebnissen seit seiner Rückkehr: „Im letzten Sommer durfte ich in der St. Walburga-Kirche meinen Neffen und dessen Frau trauen und auch deren kleinen Sohn taufen. Das war dann schon etwas Besonderes für mich!“

Uli Hess – Bürgermeister mit Leib und Seele

Kein Rückkehrer, sondern einer, der Meschede verlassen hat, ist der ehemalige Bürgermeister Uli Hess. Nach seiner letzten Amtszeit zog es ihn auf die Insel Föhr. „Ich habe immer gesagt, dass man gehen soll, wenn es am schönsten ist. Daher hatte ich mich 2015 nicht mehr zur Wiederwahl gestellt und stattdessen unsere Vision, im Alter viel gemeinsame Zeit im Norden zu verbringen, eingeläutet.“ Doch manchmal kommt es halt anders…

„Anfangs haben wir all die Dinge gemacht, von denen ich immer angenommen habe, dass sie alleiniger Inhalt unserer „Nachspielzeit des Lebens“ würden. Doch natürlich gab es Kontakte zu den dortigen Parteifreunden, die von meiner früheren Tätigkeit wussten. Als 2018 ein neuer Bürgermeister für Wyk gesucht wurde und man mich bat, dieses Ehrenamt zu übernehmen, hat mich das natürlich gereizt. Ich fragte meine Ehefrau Annette nach ihrer Meinung, und sie meinte nur: „Ich kenn dich – mach es!““

„Nachspielzeit des Lebens“

Seitdem ist er nun wieder durchschnittlich fünf Stunden pro Tag mit Politik beschäftigt. „Viele Themen sind hier zwar oft andere als in Meschede, aber trotzdem profitiere ich von meinem großen Erfahrungsschatz. Das erleichtert mir den Job, auch wenn es nun eher um Entscheidungen zu Projekten wie Meerwasser-Hallenbad, Hotelansiedlungen, Sandaufspülungen oder zum Küstenschutz geht.“

Aber auch lange Spaziergänge am Strand und die geliebten Wanderurlaube in den Meraner Bergen kommen nicht zu kurz – so viel Freizeit bleibt selbstverständlich übrig. „Nicht zu vergessen, unsere regelmäßigen Besuche in Meschede, wo wir unsere alten Kontakte pflegen und die Veränderungen in der Stadt beobachten. Die Erneuerungen in der Fußgängerzone habe ich seinerzeit noch mit angestoßen“, erinnert er sich. Er resümiert: „Meine 25 Jahre im Sauerland haben mich geprägt und zu dem Menschen gemacht, der ich nun bin. Daher wird mir Meschede immer am Herzen liegen, auch wenn ich mich heute für die Friesen und meine Insel Föhr verantwortlich fühle.“

Mit 66 – ist noch lange nicht Schluss

Alle vier unserer Un-Ruheständler sind sich einig: Ein Ehrenamt auszuüben nach dem offiziellen Start ins Rentnerleben hilft nicht nur der Allgemeinheit, sondern schafft für den Einzelnen Struktur im Alltag und kann Freude und Zufriedenheit auslösen. Ob das Leben tatsächlich erst mit 66 Jahren anfängt, bleibt fraglich. Als unumstößliche Tatsache für Menschen, die sich mit ihren Aufgaben wohlfühlen, gilt das Liedende „Mit 66 – ist noch lange nicht Schluss!“

Jürgen Dörner – Finanzwissen hilft auch im Ehrenamt – Aktiv im Un-Ruhestand Auch im Rentenalter sind viele Menschen noch gern im Einsatz
Bernhard Röttger – Seelsorger zurück in der Heimat – Aktiv im Un-Ruhestand Auch im Rentenalter sind viele Menschen noch gern im Einsatz
– Aktiv im Un-Ruhestand Auch im Rentenalter sind viele Menschen noch gern im Einsatz