AG Selbsthilfe Kreis Olpe ist ein wertvoller Wegweiser für Betroffene

Quelle: AG Selbsthilfe Kreis Olpe

Problemvielfalt spiegelt sich in unterschiedlichen Gruppen – von ADHS bis Zöliakie

Im Kreis Olpe gibt es rund hundert Selbsthilfegruppen und stetig kommen neue hinzu. Die Arbeitsgemeinschaft der Selbsthilfegruppen Kreis Olpe e. V. vertritt als ehrenamtlicher Verein die vielfältigen Interessen der einzelnen Selbsthilfegruppen sowie der Menschen mit Behinderung in Politik und Gesellschaft. Die AG ist in verschiedenen politischen Gremien vertreten und arbeitet eng mit der Selbsthilfe- Kontaktstelle des Deutschen Roten Kreuz (DRK) mit Sitz im Mehrgenerationenhaus in Olpe zusammen.

Haben die Menschen heute mehr Probleme als früher? Möglich – aber ausschlaggebend für die große Vielfalt der Gruppen ist eher, dass es gesellschaftsfähig geworden ist, ein Problem zu benennen und sich Rat zu suchen. War die Selbsthilfe anfangs eher eine Frauenangelegenheit, so trauen sich heute auch immer mehr Männer, ihre Anliegen nach außen zu tragen und sich jemandem mitzuteilen.

Gegründet wurde die AG 2002 durch den damaligen Verein für Menschen mit Behinderung, zunächst als Arbeitskreis, unterstützt durch Frank Beckehoff, dem damaligen Landrat und Präsidenten des DRK Kreisverband Olpe, sowie Friedhelm Hoffmann, dem damaligen Behindertenbeauftragten des Kreises. Die AG ist Ansprechpartnerin für Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen. Wer Hilfe braucht oder Rat sucht, kann sich vertrauensvoll an die AG wenden, um sich dort kostenlos beraten zu lassen. Datenschutz und Schweigepflicht haben dabei höchste Priorität, die Hilfesuchenden können sicher sein, dass alles äußerst vertraulich behandelt wird.

In den Anfängen gab es zudem die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (KISS) im Kreis Siegen, die bis 2016 auch mit einem kleinen Stellenanteil für den Kreis Olpe zuständig war. 2017 ist schließlich die Selbsthilfe-Kontaktstelle des DRK entstanden, die mit hauptamtlichen Mitarbeitern besetzt ist und vom Land NRW, dem DRK sowie den Krankenkassen finanziert wird. Sie übernimmt die alltägliche Arbeit der Selbsthilfe, d. h. Gruppengründung und Begleitung, Öffentlichkeitsarbeit, Fortbildungen und Informationsabende zu gesundheitlichen und sozialen Themen. Die AG hingegen übernimmt rein ehrenamtlich die politische Vertretung der Selbsthilfegruppen und der Menschen mit Behinderung und wird vom Kreis Olpe finanziell gefördert.

Erfolgsgeschichte Selbsthilfe – eine Gruppe ist jedoch kein Ersatz für eine Therapie

Petra Weinbrenner-Dorff ist vor vielen Jahren selbst an einer Depression erkrankt und musste erfahren, wie schwierig es war, professionelle Hilfe oder einen geeigneten Therapieplatz zu bekommen. Sie ist seit vielen Jahren ehrenamtlich Vorsitzende der AG und seit 2017 zusätzlich in der Selbsthilfe-Kontaktstelle tätig.

„Der Hausarzt verschreibt dir Medikamente und dann stehst du damit alleine da. Es gab damals keine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Depressionen, und so bin ich schließlich in die Tagesklinik gegangen, wo endlich ein Austausch mit anderen Betroffenen stattfand, der mir sehr gut getan hat. Diese Erfahrungen wollte ich unbedingt weitergeben und habe deshalb 2009 die erste Selbsthilfegruppe für Menschen mit Depressionen im Kreis Olpe gegründet. Das Gefühl, dass du nicht alleine mit der Krankheit bis und wir uns gegenseitig unterstützen können, ist unglaublich hilfreich. Mittlerweile gibt es zehn Gruppen für Menschen mit Depressionen, was zeigt, wie groß und wichtig das Thema ist.“

In allen Selbsthilfegruppen geht es vorranging um den Austausch zwischen Menschen, die das gleiche Anliegen haben. Wer selbst von der Krankheit oder dem sozialen Thema betroffen ist, kann am besten die Sorgen, Probleme und Ängste der anderen Gruppenmitglieder nachempfinden und mitreden.

Gleichzeitig hat die Selbsthilfe aber auch ihre Grenzen. Die Treffen mit Gleichgesinnten ersetzen in keinem Fall eine medizinische oder therapeutische Behandlung, sondern dienen allein dem Austausch von Erfahrungen und wertvollen praktischen Tipps.

Gruppenförderung, politisches und soziales Sprachrohr

Die AG hat die Möglichkeit, Selbsthilfegruppen in ihrem Gründungsjahr finanziell zu unterstützen, wenn die Fristen der anderen Fördermöglichkeiten für das Jahr bereits verstrichen sind. Da sie Sitze in verschiedenen Kreisgremien hat, kann die AG Betroffenen der einzelnen Selbsthilfegruppen sowohl politisch als auch sozial auf Kreisebene vertreten. Zu den Gremien zählen der Sozial- und Gesundheitsausschuss (SGA), der Jugendhilfeausschuss (JHA) sowie die Kommunale Konferenz Gesundheit, Alter und Pflege (KKGAP). Außerdem unterstützt die AG die Gemeinden des Kreises bei der Durchsetzung der Belange der Menschen mit Behinderung sowie chronischen und psychischen Erkrankungen.

2020 wurde die Interessensgemeinschaft Selbständigkeit, Teilhabe, Mobilität (ISTM) gegründet. Sie fungiert als Sprachrohr der Selbsthilfe für Menschen mit Behinderung innerhalb der AG und bringt deren Themen im Behindertenbeirat ein.

Der Kreistag des Kreises Olpe hat 2022 die Satzung über die Einrichtung, Aufgaben und Rechte des „Beirates von Menschen mit Behinderungen für Menschen mit Behinderungen“ beschlossen. Der Beirat ist das Fachgremium, das den Kreistag und den Landrat bei der Gestaltung eines inklusiven Gemeinwesens und hinsichtlich der Wahrung der Belange von Menschen mit Behinderungen berät und unterstützt. Ihm gehören neben anderen fünf stimmberechtigte Mitglieder an, die von der AG Selbsthilfe zu benennen sind, davon vier Mitglieder der ISTM.

Menschen mit Behinderungen können selbst am besten ihre Empfindungen und Erfahrungen aus dem Alltag in den Beirat einbringen und darauf aufmerksam machen: Hängt zum Beispiel ein Plakat zu tief, könnte ein blinder Mensch dagegen stoßen und sich verletzen; hohe Bordsteinkanten sind für Menschen mit Rollstuhl ein Hindernis, für Blinde wiederum eine Orientierung.

Die AG Selbsthilfe ist also viel mehr als ein Wegweiser, sie hilft, Menschen zusammenzubringen, die das gleiche Anliegen haben, ermutigt dazu, Rat zu suchen und Hilfe anzunehmen und kann politisch und sozial viel bewegen.

Weitere Infos:
Arbeitsgemeinschaft der Selbsthilfegruppen in Olpe e.V.
Ansprechpartnerin: Petra Weinbrenner-Dorff
vorstand@selbsthilfe-olpe.de
www.selbsthilfe-olpe.de

Die AG ist auch immer auf der Suche nach weiteren engagierten Bürgern, die sich für die Belange von chronisch kranken und behinderten Menschen einsetzen möchten.