Adieu Dauerbeschallung?

Bestwigs Bürger beweisen Gelassenheit

Text: Britta Melgert
Fotos:  Britta Melgert, S. Droste

Sie erleben tagtäglich den Autolärm, die Abgase sowie den Dreck und Staub der Straße – die Bürger zwischen Velmede und Nuttlar. Staus auf diesem Abschnitt der B7 sind keine Seltenheit. All das führte über Jahrzehnte zu einer steigenden Belastung der Anwohner. Ob nun ein Ende in Sicht ist?  

Dirk Jürgens wohnt seit 15 Jahren direkt an der Bestwiger Bundesstraße. „Die Belastungen an der B7 haben uns nicht davon abgehalten, hierher zu ziehen“, erinnert er sich. „Unser Haus ist mit Dreifachverglasung ausgestattet; somit bleibt der Lärm draußen.“ Seinen Beobachtungen zufolge sei der Verkehr von Jahr zu Jahr mehr geworden. „Dass das hier ruhiger wird – nein, das glaube ich noch nicht. Gut, die Urlauber werden die Gelegenheit nutzen und bis zum neuen Autobahnende durchfahren, aber der Lieferverkehr bleibt, genauso die Fahrten zum Supermarkt. Darum gehe ich nicht von einer spürbaren Entlastung aus.“

Der Bestwiger ist viel gewöhnt

Auch sein Nachbar Torsten Funke sieht die bevorstehenden Veränderungen entspannt. „Ich habe mich so an den Lärm gewöhnt, dass er mir schon gar nicht mehr auffällt“, erzählt er. „Viel mehr stört mich, dass wir hier mit zu schmalen Parkstreifen zu tun haben. Bei den heutigen Automaßen parkt man hier ruckzuck verkehrswidrig. Aber an diesen straßenbaulichen Missständen wird wohl auch der neue Autobahnabschnitt so schnell nichts ändern.“

Viele Ansichten, doch alle sind sich einig

Vor der Velmeder Schützenhalle treffen wir ein Trüppchen vom Frauenchor feinCHORd, das gerade eine Übungspause einlegt. Viele Frauen – viele Meinungen! Es gibt Aussagen von „Man ist dann freitags schneller zuhause“ bis „Für einige Geschäfte wird es schwer“. Eine besondere Herausforderung bisher: Das Einfädeln in den Straßenverkehr, z. B. vom Parkstreifen oder aus Seitenstraßen heraus.

Während der Unterhaltung knattern rund 20 Motorräder vorbei, und wieder wird klar „Auf dem Bürgersteig versteht man oft sein eigenes Wort nicht mehr“.  Es wird sich zeigen, ob der Lärm unten an der Bundesstraße sich künftig nicht bloß verlagert. Bereits in der Bauzeit habe man die Arbeiten sowie die noch seltenen Fahrgeräusche von der Autobahn beispielsweise bis ins Neubaugebiet „Westfeld“ gut hören können. Aber in einem sind sich alle einig: Die Planer haben die neue Straße sehr gut ins Landschaftsbild integriert. Vom Ort aus ist sie optisch lediglich erahnbar. Gut gemacht!

Das findet auch Monika Müller, deren Haus in der Straße Zur Hammecke recht nah an dem neuen Teilstück liegt. „Natürlich haben wir hier oben im Ort viel Baulärm und auch die ständigen Schiefer-Sprengungen mitbekommen, insbesondere, wenn wir im Garten sind“, erzählt sie. „Ob wir aber künftig tatsächlich so viel Fahrtlärm hören werden? Die bauen doch auch Lärmschutzelemente ein, da wird es vermutlich gar nicht so schlimm werden“, hofft sie.

Auswirkungen sind auch in den Wohngebieten spürbar

Ein paar Häuser weiter lebt die Familie Koczwara. Vater Adam erzählt von den Momenten, in denen die Verkehrsmassen richtig stören: „Mal muss unser Sohn von der Schule abgeholt werden, mal sollen Einkäufe erledigt werden. All das geschieht natürlich mit dem Auto, aber die Fahrtzeit vorher einzukalkulieren, ist nach wie vor oft reine Glückssache.“ Auch sein Weg zur Arbeit erfolgt mit dem Auto – bis zum Bestwiger Bahnhof. Er ist Lokführer. Wen wundert daher sein ultimativer Tipp für die Entlastung der Straßen: „Leute, fahrt mehr Bahn!“

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Lokführer Adam Koczwara aus Velmede mit seiner Tochter – Adieu Dauerbeschallung? Bestwigs Bürger beweisen Gelassenheit
Dirk Jürgens, Anwohner B7 – Adieu Dauerbeschallung? Bestwigs Bürger beweisen Gelassenheit