A45-Brückensperrung: Die nächste Horror-Saison droht

Quelle: sauerland.com

Privatwirtschaftliches Tourismus-Netzwerk Süd-Sauerland fordert / Sofort-Hilfe durch Bund und Land / Ideen sind ausgearbeitet

„So wenige Buchungsanfragen hatten wir nicht einmal in den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021“, beklagt Lars Harsveldt vom Campingplatz „Vier Jahreszeiten“ und dem Hotel Diehlberg am Biggesee. Gemeinsam mit den großen Beherbergungs- und Freizeitbetrieben sowie den Tourismus-Anbieter hat sich im Kreis Olpe das privatwirtschaftliche TourismusNetzwerk Süd-Sauerland auf den Weg gemacht.

Erste Herausforderung: Wegen der Brückensperrung auf der A45 müssen AnreiseAlternativen in den nächsten vier Wochen für Besucher erarbeitet und spätestens zum Saisonstart in den Osterferien stehen. Die bisherige Buchungs- und Reservierungssituation für die neue Saison sei in fast allen Betrieben dramatisch.

Bund und Land werden zur Unterstützung aufgefordert. Es müsse Schluss sein mit „warmen Worten“ und „Besänftigung“. Vielmehr sei es an der Zeit, den ohnehin gebeutelten Wirtschaftsunternehmen und insbesondere der Tourismus-Branche seitens der Politik Lösungen zu präsentieren. Anders als bei der Pandemie sehen die Unternehmen die Schuld bei dem Problem Brückensperrung durch jahrzehntelangen Investitionsstau beim Bund. „Wir Mittelständler haben hingegen in unsere touristischen Attraktionen vor Ort immer investiert“, erinnert Wolfgang Böhmer von der Atta-Höhle in Attendorn.

Neben den drei touristischen Zugpferden des Süd-Sauerlands, dem Elspe-Festival, der AttaHöhle und der Personenschifffahrt Biggesee haben sich mehrere mittelgroße und kleine Unternehmen der Initiative angeschlossen. Allein die drei großen Unternehmen zählten noch in 2019 gemeinsam fast eine halbe Million Gäste. Die vielen kleineren Betriebe kommen gemeinsam auf ähnliche Zahlen. „Die Hälfte davon reiste über die gesperrte Brücke an“, sagt Wolfgang Keseberg und kann das für seinen Betrieb, die Personenschifffahrt Biggesee, auch belegen. Haupt-Quellmarkt der Tourismus-Region Süd-Sauerland sei nach wie vor das Ruhrgebiet, so Keseberg weiter: „Und diese Zielgruppe reist nicht über die Dörfer und Landstraßen an oder nimmt bei den derzeitigen Spritpreise auch nicht Umwege über Köln in Kauf.“

Die Betriebe der Initiative fordern eine Sofort-Hilfe durch Bund und Land. Zwei konkrete Ideen liegen nun auf dem Tisch. Zum einen soll eine Werbe-Kampagne in den betroffenen Quellmärkten gestartet werden. Gerade im Ruhrgebiet sollen Gäste auf die Alleinstellungsmerkmale Natur und Erlebnis, die der gesamte Kreis Olpe zu bieten hat, aufmerksam gemacht werden.

Zudem und passend zum Nachhaltigkeitsgedanken sollen Bund und Länder ein kostenfreies Kombi-Ticket für die Nutzung von ÖPNV und SPNV erarbeiten. „Ähnlich wie bei BundesligaSpielen“, erklärt Dr. Rainer Miebach, Kesebergs Geschäftsführer-Kollege von der Personenschifffahrt. Wer im Vorfeld ein Ticket für eine Attraktion online bucht, hat freie Fahrt in den Verkehrsverbünden Ruhr-Lippe (VRL), Rhein-Ruhr (VRR) und vor Ort beim Zweckverband Westfalen-Süd. „Eine Fahrradmitnahme sollte möglich sein, damit der Gast vom Bahnhof zu seinem Freizeit-Zielort kommt“, wirbt Miebach.

Die Idee ist durchaus realistisch und zügig umsetzbar. Das Fahrplan-Angebot muss nicht erweitert werden, zumal die Auslastung gerade an den besucherstarken Wochenenden in den Bussen und Nahverkehrszügen längst nicht ausgeschöpft ist. Somit halte sich ein Zuschuss an die Verkehrsverbünde durch Bund und Land gering. „Ganz nebenbei“, sagt Dr. Rainer Miebach, „wäre das ein auch tolles Pilot-Projekt für die Verkehrswende im Freizeitverkehr.“

Es ist nicht nur ein Apell an die Politik, sondern mehr als ein Hilfeschrei. Mit dem Tourismusverband Sauerland e.V. führt das Netzwerk Gespräche. Parallel und pünktlich zum NRW-Wahlkampfauftakt wird nun der direkte Kontakt zu Koalitions- und Oppositionsparteien auf Bundes- und Landesebene erfolgen.

„Wenn wir ein weiteres Jahr mit diesen Besucherrückgängen zu kämpfen haben, werden wir nicht nur wirtschaftliche Probleme bekommen“, schildert Lars Harsveldt als Vertreter der Beherbergungsbetriebe. Durch die Pandemie habe man ohnehin viele Mitarbeiter verloren, die nun in anderen Branchen tätig sind. „Wir finden kaum noch Personal, dass dann arbeiten soll, wenn alle anderen Freizeit haben. Wer einmal die Branche verlassen muss, kommt nicht mehr zurück.“

Der Tourismus im Kreis Olpe muss wieder gestärkt werden. Die Privat-Initiative ist bereit für eigene Investitionen und Ideen. Aber nun sei erst einmal Hilfestellung von Bund und Land notwendig.