„Diese Bilder werde ich immer im Kopf haben“

Quelle: privat

Christoph Pehle über seinen UN-Einsatz in Mali 

Mali ist ein Binnenstaat in Westafrika. Die politische Lage dort ist äußerst instabil. Aus diesem Grunde sind schon seit Jahren internationale Sicherheitskräfte vor Ort. Von Oktober 2016 bis Oktober 2017 war Polizeihauptkommissar Christoph Pehle aus Arnsberg-Bruchhausen als Freiwilliger für die UN im Einsatz. Die Bilder, die er von dort mitgenommen hat, sind so völlig anders als man es erwarten würde …  

Geprägt von Horror-Szenarien aus den Nachrichten, erwartet man, dass Christoph Pehle von Unruhe und Gewalt berichtet, von Armut und Elend. Aber dann erzählt er von den Menschen dort, von ihrer – trotz der widrigen Umstände – inneren Zufriedenheit, von der Freude, die sie ausstrahlen. „In Mali tragen die Menschen das einzige Hemd auf dem Leib, sonst nichts – und lachen den ganzen Tag.“ 

Der 59-Jährige Christoph Pehle, der heute wieder seinen Dienst bei der Autobahnpolizei in Arnsberg versieht, war seit 1999 insgesamt fünf Mal bei freiwilligen Auslandseinsätzen der Bundeswehr dabei: zwei Mal in Bosnien, im Kosovo, in Afghanistan und zuletzt – 2016/2017 – in Mali.  

Stabilisieren – Unterstützen – Beraten  

„Ich war zu Ausbildungs- und Beratungszwecken und zur Unterstützung dort“, berichtet Pehle. „denn es ist wichtig, in diesem von Unruhen gebeutelten Land Präsenz zu zeigen.“ Von der Bevölkerung wird dieser Einsatz mit Freude und Dankbarkeit angenommen.  

„Anders als in der Hauptstadt ist man auf dem Land nicht an Ausländer gewöhnt“, berichtet Pehle. „Einige haben dort man zum ersten Mal hellhäutige Menschen gesehen. Die meisten Dörfer sind ohne Strom und fließend Wasser.“ Und weiter berichtet er: „Ich hab noch heute einen Kloß im Hals, wenn ich an dieses Bild denke: Plötzlich war ich von vielen Kindern umringt, hatte auf einmal zehn Kinder an der rechten Hand, zehn an der linken. Ein unbeschreibliches Gefühl.“ 

Bei den Begegnungen mit den Einheimischen kamen Pehle seine vielfältigen Fremdsprachenkenntnisse zugute: „Ich bin recht sprachaffin – doch Französisch mit afrikanischer Mundart und umgangssprachlich ist schon eine Herausforderung.“   

Sicherheit ist das Wichtigste 

Durch seine UN-Einsätze ist Christoph Pehle bewusst geworden, dass „Sicherheit das Wichtigste ist, was es gibt. Äußere und innere Sicherheit. Danach kommt alles andere. Mali hat die Grenze nach Burkina Faso und nach Niger, wo marodierende Banden auch grenzüberschreitend unterwegs sind. Die haben nicht einmal eine äußere Sicherheit, auf dem Balkan gab es zu der Zeit, wo ich da war, keine innere Sicherheit nach unseren Standards. Wenn keine Sicherheit vorhanden ist, dann brauche ich von Infrastruktur, Umwelt, medizinischen Ansprüchen gar nicht erst zu sprechen.“ 

Im Camp 

Das Camp in Mopti, wo Pehle mit 45 Kollegen, überwiegend Afrikaner, untergebracht war, befindet sich im Landesinneren, ca. 600 Kilometer von der Landeshauptstadt entfernt. Mit ca. 200 x 200 m war es recht übersichtlich. Gelebt hat er dort in einem 12 m² großen Container, mit Bett, Sofa, Schreibtisch, Kochplatte, Kühlschrank – und bei ca. 50 Grad Außentemperatur – zum Glück auch mit Klimaanlage. Trotz der Enge hat er sich dort „wohl gefühlt.“ Vor großen Tieren brauchte Pehle sich im Camp nicht zu fürchten. Das Großwild ist in diesem Teil des Landes weitgehend ausgemerzt. Aber dafür gab es „jede Menge Schlangen, Skorpione und Fliegen ohne Ende“. Beeindruckend war für ihn die Regenzeit: „10 Monate Trockenheit in Mali, dann geht einen Tag Regen über das Land und man meint, irgendeiner hätte über Nacht 10.000 Bäume gepflanzt.“ 

Völkerverbindender Fußball 

Christoph Pehle hat viel Elend gesehen, aber noch mehr Freude. Einmal hat ihn einer der Übersetzer, der Vorsitzende des örtlichen Fußballclubs, zu einem Spiel mitgenommen. „Die haben alle mit den Sachen gespielt, die sie immer anhatten. Die Kinder spielen mit einem Lumpenball Fußball, lachen von morgens bis abends.“  

Selbst leidenschaftlicher Sportler – Pehle ist Triathlet, Pressesprecher des SV Neptun und der Triathlon-Abteilung – haben ihn die Fußball spielenden Jungen mit ihrer Freude angesteckt. „Da dachte ich, dass es doch schön wäre, wenn sie mal einen Satz Trikots hätten, damit sie sich auch als Team finden können.“ Weil ich er den Maliern nicht zu nahetreten wollte, hat er das erst mal beim Übersetzer austariert. „Nein, nein, die würden sich freuen wie Bolle“, gab der Übersetzer gleich zurück.  

Nach dem nächsten Heimaturlaub konnte Pehle zwei fast vollständige Sätze Trikots des SV Herdringen, die eigentlich kurzfristig hätten entsorgt werden sollen, mitbringen. „Die Jungs waren richtig stolz und happy. Sie haben sich so über die Trikots gefreut, wollten mich gleich zum Ehrenbürgermeister machen“, erzählt er und lacht. Von einem der nächsten Heimaturlaube konnte er dann auch Shirts des SV Neptun an die jungen Fußballer übergeben. 

„Tres bien – Dembélé“ 

Wie verbindend Fußball ist, konnte Pehle auch in Afrika erfahren. Am Handgelenk trug er ein schwarz-gelbes Schweißband. Die Borussen-Farben kennt man auch in Afrika, vor allem, da der Dortmunder Fußballclub mit Ousmane Dembélé (spielt jetzt bei Barcelona) einen Spieler aus Mali in seinem Team hatte. Auch der aus Gabun stammende Ex-Borusse Aubameyang ist in Mali bestens bekannt. Das schwarz-gelbe Schweißband wurde so wiederholt zum „Öffner für viele Fachgespräche“. 

Die Tuareg-Schule 

Durch Zufall lernte Christoph Pehle den Leiter eines Schulprojektes kennen: Bekima Ag Ibnou. Ein sesshaft gewordener Tuareg, zu dem Pehle auch heute noch besonders guten Draht hat. Bekima hat aus eigenem Antrieb in der Nähe von Timbuktu eine Schule für Tuareg-Kinder aufgebaut. Zunächst bestand die Schule für Nomadenkinder aus einem großen Zelt. 2019 wurde das Zelt dann niedergebrannt. Im Zuge der lokalen Unruhen waren hier wohl Hardliner oder Traditionalisten am Werk. Aber man hat sich nicht entmutigen lassen und aus selbst gefertigten und gebrannten Ziegeln die Schule neu aufgebaut. Zwei Lehrer unterrichten jetzt die beiden Klassen mit insgesamt 60 bis 70 Schulkindern, die alle mit großer Freude und Wissenseifer bei der Sache sind. 

Dieses Projekt unterstützt Pehle jetzt seit zwei Jahren. Einmal im Monat telefoniert er mit seinem früheren Kollegen und überweist auch monatlich Zuwendungen dorthin.  

Für immer im Herzen 

Die Zeit in Mali hat Christoph Pehle geerdet: „Wenn man sieht, wie gut man es hier hat – und wie es woanders aussieht.“ Er hat die Menschen in Mali mit ihrer positiven Lebenseinstellung und puren Lebensfreude tief in sein Herz geschlossen: „Was ich erlebt habe, werde ich garantiert nicht vergessen. Davon zehre ich auch, wenn sich hier einer über Kleinigkeiten aufregt. Hier wird nicht geschossen, hier verhungert und verdurstet keiner. Das ist woanders auf der Welt nicht überall der Fall.“  

Wer die Kinder in Mali durch Geld- und/oder Sachspenden unterstützen möchte – und sicher sein möchte, dass auch alles gut ankommt – kann sich direkt an Christoph Pehle wenden:  
Mobil:  0172 973 1181 
E-Mail: Christoph.Pehle@gmx.com 

Auslandseinsätze Christoph Pehle 
01/99-10/99  Bosnien-Herzegowina, Streifentätigkeit, Berater lokaler Polizeidienststellen 
11/00-10/01  wie vor, Berater im lokalen kantonalen Innenministerium 
03/06-03/07  Kosovo, Stellvertreter bzw. Leiter der Einsatzleitstelle in Pristina 
10/11-03/12  Afghanistan, Ausbildung afghanischer Polizeibeamter am Standort Feyzbad (Nordosten des Landes, Provinz Badachschan) 
10/16-10/17  Mali, Streifentätigkeit am Außenstandort Mopti (ca 600 Km nordöstlich der Hauptstadt Bamako), am Niger gelegen.