Hubertas Ecke

Tach zusammen. Ich freue mich auf das Frühjahr und kann es kaum erwarten.

Obwohl – ich finde es gibt ja einen Unterschied, ob man etwas nicht erwarten oder nur nicht abwarten kann. Das durfte ein Vereinskollege meines Futtergebers unlängst erleben.

Für die, die es immer noch nicht wissen: Mein Futtergeber nennt sich ‘mein Besitzer’ und ich lasse ihn in seinem Glauben. Also eben dieser Vereinskollege ist dafür bekannt, nicht abwarten zu können und sich an allen vorbeidrängelnd immer ganz nach vorne zu schieben, um der Erste zu sein.

Im Vereinshaus war zur Feier geladen. Und natürlich – so wie hier im Sauerland üblich – haben die Frauen des Dorfes nach guter Tradition die Veranstaltung mit Kuchenspenden unterstützt. Auf drei Tischen präsentierten sich dann Backkünste in allen Farben, Formen und Geschmacksrichtungen. Mit ihren Kuchentellern in der Hand standen die Gäste gutgelaunt und sich fröhlich unterhaltend brav in der Schlange, um sich dann am Kuchenbuffet angekommen ein Stück Süßes ihrer Wahl zu nehmen. Nicht so dieser ganz Eilige. Mit breitem Grinsen im Gesicht gings mit langen Schritten zur Theke und von den drei dort aufgestellten Kuchen und Torten wurde jeweils ein großes Stück, also bis über den Rand hinausragend, auf den Kuchenteller geladen und mit ebenso breitem Grinsen an der Warteschlange vorbei zu seinem Platz getragen.

Dort angekommen, noch allein am eigentlich Zehnertisch sitzend, wurden die Kuchenstücke sofort reingeschaufelt. „Wenn das unsere Altvordern früher gemacht haben, kann man ja die Kriegszeit als Entschuldigung gelten lassen“, war noch die harmloseste Bemerkung aus der Warteschlange,

Als mein Futtergeber samt Frau und jeweils einem Stück Kuchen auf ihren Tellern wieder zum besagten Zehnertisch kamen, stand der nach drei Stück Kuchen immer noch nicht Satte (Böse Zungen behaupten, weil es heute umsonst ist) mit den Worten auf: „Ach ich hol mir noch ein Stück, die Schlange ist ja jetzt weg.“ Allerdings machte er auf halber Strecke halt, stellte hektisch seinen Teller weg und spurtete sichtlich steifbeinig Richtung Toiletten. Alle schauten erstaunt, bis auf die Frau des Hallenwartes. „Auf der Theke standen die drei Diabetikerkuchen. Alle statt mit Zucker alternativ mit künstlichem Süßstoff. Aber ich hab gedacht – sach mal nix“, erklärte sie lakonisch und nahm einen Schluck Kaffee. Ein Platz am Zehnertisch blieb anschließend leer. Und der immer so Hungrige mochte das leckere Abendessen nicht abwarten – vielmehr konnte er es kaum erwarten ‘unfallfrei’ zu Hause anzukommen.

Ach ja – Man möge es mir verzeihen, wenn ich mal wieder jemandem durch meine veröffentlichte Sichtweise zu nahe getreten bin, weil er sich hier wiedergefunden hat. Aber schließlich bin ich ja nur ein Sauerländer Esel.