Auf dem Skulpturenpfad durch das Möhnetal und die Soester Börde

Die nachdenklich anmutende Skulptur aus Grünsandstein blickt über die fruchtbaren Felder der Soester Börde hinunter zum Möhnesee. Foto: Matthias Koprek

Der Skulpturenpfad Wegmarken verläuft entlang von zwölf zum Teil höchst unterschiedlichen Kunstwerken regionaler Künstler. Sie alle stellen einen Bezug zur heimischen Landschaft sowie zur lokalen Geschichte und Kultur her. Wer dem Pfad folgt, lernt die Soester Börde und das Möhnetal auf eine ganz neue Art und Weise kennen. 

Im Landschaftsraum zwischen der Hansestadt Soest im Norden und dem Möhnesee im Süden stehen die „Wegmarken am Hellweg“. Zwölf ganz unterschiedliche Skulpturen mit regionalem Bezug erinnern an die Zeit, als der Hellweg – uralter Handelsweg zwischen Rhein und Elbe – die Region prägte. Eine Zeit, in der Wegmarken unverzichtbare Orientierungshilfen für Reisende waren. 

Radweg verbindet die Skulpturen auf 60 Kilometern 

Der Skulpturenpfad war 1999 eins der ersten Projekte in der frisch gegründeten Kulturregion Hellweg, das mithilfe finanzieller Förderung realisiert wurde. Zwischen 1998 und 2001 nutzten die ersten Künstler diese Aufbruchsstimmung, um die „Wegmarken“ aus der Taufe zu heben. Sie sind mehr als eine Reminiszenz an goldene Handelszeiten, während derer aus der Region um Soest und Werl vor allem Salz transportiert wurde. Sie laden dazu ein in der wunderschönen Natur des Möhnetals und der Soester Börde zu verweilen, Kraft zu tanken und sich inspirieren zu lassen. Und sie dienen auch heute noch als Orientierungspunkte – für die Radfahrer auf dem Skulpturenradweg. 

Der 59,6 Kilometer lange Radweg verbindet die zwölf Skulpturen und wird weitgehend auf Fahrradwegen des Radnetzes Kreis Soest geführt. Entlang des Rundwegs gibt es verschiedene Einstiegspunkte. Der Radweg ist mit Wegweisern des Radnetzes NRW und dem Logo des Skulpturenradwegs Wegmarken ausgeschildert. Er kann in beide Richtungen befahren werden. Es besteht jederzeit die Möglichkeit die Strecke abzukürzen. Im Sommer kann zudem der Fahrradbus des Regionalverkehrs Ruhr-Lippe genutzt werden, um zum Beispiel zum Ausgangspunkt zurückzukehren. 

Natürlich lassen sich die Skulpturen auch erwandern. Sie stehen allesamt an prägnanten Orten in der Landschaft, die die Künstler selbst ausgewählt haben. Bis auf die Wegmarke „Himmelskörper“ von Manfred Billinger, die auf privatem Grund steht und nur zu besonderen Anlässen besucht werden kann, sind alle Skulpturen frei zugänglich. 

Auch dieser Zeitgenosse mit TV-Gerät gehört zur Wegmarke „Fern-seh-en-de“ von Stephan Lawson. Foto: Matthias Koprek
Auch dieser Zeitgenosse mit TV-Gerät gehört zur Wegmarke „Fern-seh-en-de“ von Stephan Lawson. Foto: Matthias Koprek

Zwölf Skulpturen mit ganz eigener Geschichte 

Die Skulpturengruppe „Fern-seh-en-de“ von Stephan Lawson lädt dazu ein es den steinernen Figuren gleichzutun und den Blick über das Möhnetal schweifen zu lassen. Die drei bildhauerischen Werke wurden aus dem für die Region so charakteristischen Grünsandstein gefertigt und scheinen dem massiven Stein förmlich zu entwachsen. 

Im völligen Kontrast dazu steht die Skulptur „Millennium Mama“ in Möhnesee-Theiningsen. Sie besteht aus Cortenstahl und Edelstahl, ragt sieben Meter in die Höhe und wird von Flügeln gekrönt. Als „Gallionsfigur der künstlerischen Hoffnung“ bezeichnet ihr Schöpfer Richard A. Cox das Kunstwerk, das wegweisend ins neue Millennium schaut. Cox lebt in Soest und ist unter anderem als Dozent an der hiesigen Dombauhütte tätig. 

In Völlinghausen ist es der „Kubus“ von Renate Geschke, der mit seiner gleichbleibenden Erscheinung die Konstanz der unsterblichen Seele repräsentiert und verschiedene Kulturen verbindet. Er ist ein Symbol gegen Hass und Gewalt. Geschke schuf auch den „Imaginären Raum“ im Schatten der sagenumwobenen Drüggelter Kapelle. 

Wenn die Sonne es regnen lässt 

Direkt am Möhnesee, in Sichtweite der Sperrmauer, steht „Regen bei Sonnenschein“. Die Solarpanels sorgen dafür, dass es an sonnigen Tagen aus der Stahlwolke regnet. Künstler Horst Rellecke ahnte zu Beginn des Jahrtausends wahrscheinlich noch nicht, welche Sehnsucht seine Skulptur in Zeiten des Klimawandels auslöst. Als der Möhnesee 2018 infolge von Dürre und Hitze einen historisch-mahnenden Anblick bot, hätte man sich gewünscht, dass es von Relleckes Stahlwolke unaufhörlich hinabprasselt. 

Die Website der „Wegmarken am Hellweg“ (wegmarken-am-hellweg.de) bietet einen Überblick über sämtliche Werke und ihre Künstler sowie eine Karte, auf die Standorte aller Skulpturen verzeichnet sind. Sie zu entdecken – ob zu Fuß oder auf dem Rad – lohnt sich. Denn die Kunst bereichert die Landschaft auf ihre ganz eigene Art und Weise. Jede Skulptur erzählt ihre eigene Geschichte, dessen Autor in erster Linie der Betrachter ist.