„Wir haben richtig gut zu tun!“ – BEULCO unter den Top 100

Spektakuläre Corona-Aktion für neues Desinfektionsmittel

Wenn man aus Richtung Biggesee in die alte Hansestadt Attendorn fährt, kann man BEULCO nicht übersehen. Auf der linken Straßenseite befindet sich das Firmengebäude mit seiner schmucken Glasfassade, in der sich die Wolken des Himmels und die vorbeigehenden Menschen spiegeln. Auf dem Dach stehen die meterhohen Buchstaben des traditionsreichen Attendorner Unternehmens, die das Firmenlogo bilden: BEULCO.

Das digitale Zeitalter lässt grüßen: Mitten in der repräsentativen Empfangshalle heißt ein großer Monitor die Besucher „Herzlich willkommen“. Und schon der erste Blick auf das Startbild des zweiminütigen Videos reicht aus, um zu verstehen, worum es bei BEULCO geht. Zu sehen ist ein aus der Luft aufgenommener bunter Kreis aus vielen Menschen, Männern und Frauen. Es sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Hand in Hand einen bunten Kranz in Dreier- und Viererreihen um das Firmenlogo bilden. Daneben steht ein einziger Satz, der die erfolgreiche Firmenphilosophie der jüngsten Jahre auf den Punkt bringt: Hier arbeiten rund 200 Mitarbeiter jeden Tag für eine sichere Trinkwasser-Versorgung.

Mitarbeiter, die ihren Job gerne machen

Guido Busenius (53) ist einer von ihnen. Guido ist ein Typ: kräftig und individuell. Hellblaue Kappe, offene Blaumann-Jacke, dunkles T-Shirt mit Firmenlogo, wuschelige Augenbrauen und ein leicht verschmitztes Lächeln im Gesicht. Er ist Betriebsratsvorsitzender. Wir treffen ihn zufällig beim Rundgang durch die Werkshallen und fragen ihn, wie die Stimmung im Betrieb ist. Guido braucht nicht viele Worte. Er antwortet kurz aber prägnant: „Die Stimmung ist gut. Kein Stellenabbau, keine Kurzarbeit, keine Probleme wegen Corona. Wir haben neue Produkte wie Desinfektionsmittel am Markt. Wir haben richtig gut zu tun. Es läuft!“

Und wie es läuft! Firmenchef Axel Beul (58) ist stolz auf seine Leute. Als sich Mitte März 2020 die Corona-Warnungen in Deutschland überschlugen, zeigte die Belegschaft von heute auf morgen Flexibilität und Spontanität. Dort, wo sonst Rohrverbinder und Armaturen für saubere und effiziente Trinkwasseraufbereitung, aber auch Wasseruhren und Desinfektionsanlagen hergestellt werden, kam plötzlich Erfindungsgeist zur Bekämpfung des tödlichen Virus auf. Geschäftsführer Jürgen Schütz: „Innerhalb weniger Tage hatten wir für BEULCO-Clean die Zulassung – ein professionelles Desinfektionsmittel für Oberflächen gegen Viren, Bakterien und Pilze!“

Stolz auf die Trophäe: Axel Beul (links) mit seinem Geschäftsführer Jürgen Christian Schütz und der Auszeichnung TOP 100 – Top Innovation 2020. Bereits seit 1993 vergibt die compamedia GmbH aus Überlingen das Top-100-Siegel. Die Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung und der Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW) sind unterstützende Projektpartner, aber nicht am Auswahlprozess beteiligt.

Sauerländer Spontanität

Weil aber die Plastikflaschen zum Abfüllen fehlten und nirgendwo zu bekommen waren und der Sauerländer nicht lange fackelt, wurden kurzer Hand in China fünf Frachtflugzeuge gechartert, „die uns auf die Schnelle Sprühflaschen brachten“, so Schütz. Inzwischen hat BEULCO das Desinfektionsmittel auf den Markt gebracht. „Zu sehen und zu kaufen in jedem dm-Markt auf Augenhöhe“, sagt der Geschäftsführer nicht ohne Stolz und lobt die „Mannschaft“. Die habe äußerst schnell reagiert und als erstes eine komplette Abfüllanlage gebaut.

Dieses Mannschaftsgefühl der Belegschaft möchte die Geschäftsleitung nicht mehr missen. „Die Belegschaft wird noch mehr mit ins Boot geholt“, sagt Axel Beul ein wenig stolz. Denn das zählt zur neuen Strategie des Unternehmens und habe inzwischen dazu geführt, dass die Arbeitsmoral wesentlich besser geworden sei, wie auch das Verständnis füreinander. Mitspracherecht statt Autorität heißt die Devise. Beul schmunzelt, wenn er sagt: „Es kommt dann auch schon mal vor, dass der Geschäftsführer überstimmt wird …“

Vom Sauerland in die ganze Welt

Jürgen Christian Schütz (53), geboren in Gießen, ist studierter Betriebswirtschaftler und fühlt sich inzwischen in Attendorn sehr wohl. Der Hesse hat internationale Management- und Funktionserfahrung in großen Firmen, ist wortgewandt und welterfahren. Seit 2010 ist er Geschäftsführer bei BEULCO, mit der Vision, das Unternehmen zum Technologieführer zu entwickeln. Schütz lobt die „Bodenständigkeit, die Demut und Bescheidenheit sowie die Zuverlässigkeit der Sauerländer“ und pendelt nichtsdestotrotz täglich zwischen Gießen und Attendorn hin und her. Außerdem reist er für das Unternehmen durch die Welt, „denn wir dürfen mit unseren Produkten nicht stehenbleiben.“ Zuletzt flog er nach Kapstadt, Südafrika, „wo die Menschen, die nur 300 Liter Wasser am Tag verbrauchen dürfen, auch sauberes Trinkwasser bekommen sollen und müssen. Mit unserer Technik und den M.glichkeiten der modernen Digitalisierung“.

Diese stehe im Mittelpunkt der Strategie, sie sei „des Pudels Kern“, sagt der fast druckreif sprechende Geschäftsführer mit seiner sympathisch klingenden Stimme. Mit der Digitalisierung wolle man sich vom reinen Komponentenhersteller zu einem modernen System- und Serviceanbieter entwickeln, so hatte er bereits 2017 die Strategie definiert. Das scheint nun aufzugehen. Denn unter den derzeit Top 100 der innovativsten Mittelständler Deutschlands befindet sich BEULCO. Darauf ist man in Attendorn stolz. Jahrelange Erfahrung im Bereich der mobilen Wasserversorgung machte das Unternehmen zum Spezialisten und Vorreiter, ausgezeichnet mit der „Besten Marke des Jahres 2020“.

Auf die Frage, was er sich wünsche, antwortet Geschäftsführer Schütz: „Ich wünsche mir, dass wir diesen Innovationsprozess weiter fortsetzen. Dafür haben wir ja auch die Auszeichnung bekommen. Das ist für mich der Ansporn und die Bestätigung, dass wir bisher alles richtig gemacht haben und dass wir diese Möglichkeiten auch nutzen, um sie jetzt mit in die nächste Generation zu tragen!“

Daumen hoch für die Zukunft: Stimmung und Auftragslage sind gut. Das spiegelt sich vor und hinter der repräsentativen Fassade wider: Firmenchef Axel Beul (r.) mit seinem Prokuristen Hans-Dieter Ufermann und einer fahrbaren BEULCO-Desinfektionsanlage für den großen wie kleinen Hausgebrauch.

Digitalisierung der Wasserwirtschaft

BEULCO möchte die gesamte Wasserwirtschaft digitalisieren und damit in ein neues Zeitalter springen. Schütz: „Unser Ziel ist sauberes und bezahlbares Trinkwasser für alle Menschen. Unser Ziel ist aber auch, dass wir keine Stellen abbauen, sondern im Gegenteil, dass es uns gelingt, durch diesen Transformationsprozess, den wir gerade durchleben, die neuen Stellen, die geschaffen werden, bestmöglich mit Stellen, die wegfallen, füllen können.“

Da drängt sich noch die Frage an den Chef Axel Beul auf, was wohl sein inzwischen verstorbener, legendärer und in Attendorn wie auf Schalke bekannter „Onkel Stacho“ zu den Zielsetzungen gesagt hätte? Karl-Heinz Beul war über Jahrzehnte einer der beiden Seniorchefs im Unternehmen. Die Antwort: „Erstmal hätte er gesagt: Ihr habt wohl nicht alle Tassen im Schrank! Und dann: alles richtig gemacht!“