Hörst du die Heimat?

Foto: Gaby Selbach

Der gebürtige Meggener Christian Behrens widmet dem Sauerland ein ausdrucksvolles Pianostück

Die kühle Luft erfrischt nach einem kurzen Regenschauer die Haut. Es duftet nach saftigen Wiesen, wilden Blumen, würzigen Nadelbäumen. Die Wärme eines heiteren Frühlingstages kehrt für einen kurzen Moment zurück. Die Füße wandern über weichen Waldboden, umgeben von den sanften Hügeln des Sauerlandes. Helle Sonnenstrahlen werfen einen kurzen Blick durch das Blätterdach. So fühlt sich die Heimat an.

Drei lange, klangvolle Akkorde erfüllen den Raum, nehmen sich Zeit, gehört zu werden. So wie die Sauerländer Wälder dich bei einem Spaziergang sanft in ihre Arme schließen, so hüllen dich die Anfangsakkorde mit ihren tiefen Tönen in ihren warmen Klang.

Alsbald brechen kleine, höhere Laute aus ihnen aus – die Amsel erhebt sich aus den Bäumen, schwingt sich in die Freiheit. Rauschend bahnen sich Bäche und Flüsse ihren Weg durch die Landschaft – fließend kommt die Melodie des Stückes in Bewegung.

„Homeland“ – Heimat. So lautet das Klavierstück des Grevenbrückers Christian Behrens, welches er während der Corona-Zeit im März dieses Jahres komponiert hat. Unterlegt hat er es in seinem Musikvideo mit selbst aufgenommenen Fotos unserer Region: lauschige Lichtungen in Lennestädter Wäldern, rauschende Bäche auf Bergeshöhen mit grün bemoosten Steinen; aber auch: stillgelegte Bergwerke, Bahnschienen, kahle Bäume gehören zu seiner Bildersammlung. So wie unsere Heimat wirkt auch sein Stück: nicht nur fröhliche Dur- Akkorde prägen die Melodie, die melancholische d-Moll-Tonart verdeutlicht die Vielseitigkeit des Sauerlandes, seine Besonderheit.

Von Kindesbeinen an musikalisch

Für Komponist Christian Behrens war die Musik schon immer Teil seines Lebens. „Ich habe von Kindheit an musiziert. Mein Opa, der beim SGV sehr aktiv war, hat Zither und Akkordeon gespielt und mir die Liebe zur Musik vererbt“, erzählt der 37-Jährige von seiner Kindheit. Zunächst musste die Heimorgel für seine ersten musikalischen Geh versuche herhalten, bis er die Posaune und das Tenorhorn für sich entdeckte. „Seit meinem 11. Lebensjahr spiele ich bei der Meggener Knappenkapelle. Später lernte ich Klavierspielen und absolvierte schließlich das kirchenmusikalische Examen, bei dem ich die Fächer Dirigat, Orgel und Klavier belegte.“

2013 übernahm der heutige Grevenbrücker die Leitung des Musikzuges Oedingen. „Hier begann ich Werke zu arrangieren und versuchte, erste Lieder am Klavier zu komponieren. Als Kirchenmusiker lernte ich das Improvisieren an der Orgel, sodass mir das Kreieren neuer Stücke schon immer Spaß gemacht hat.“

Der Mann mit dem Vollbart ist gerngesehener Musiker auf Veranstaltungen und Hochzeiten. Mit seinen klangvollen Kompositionen und musikalischen Darbietungen hat er schon unzähligen Trauungen einen klangvollen Höhepunkt verliehen, egal, welches Stück sich die Brautpaare wünschten. „Bisher konnte ich noch jeden Liedwunsch erfüllen“, resümiert Christian Behrens.

Mittlerweile umfasst sein Repertoire acht Klavierstücke, die der Komponist auf seiner Facebookseite und bei Youtube veröffentlicht. Zuletzt präsentierte er ein Duett mit Sängerin Sophia Fehlemann, in welchem die beiden den Song „Imagine“ von Ariana Grande auf jazzige Art und Weise covern. „Großartig“, „Wunderschön“, „Spielt ein Konzert und wir kommen“ sind nur eine Auswahl der positiven Reaktionen auf das Video. Könnte aus Christian nicht ein Berufsmusiker werden?

Eine zweite Leidenschaft

Wohl kaum! Denn er hat eine zweite Leidenschaft, die ihn seit Kindertagen prägt: die Eisenbahn. „Züge, Lokomotiven, Technik. All das hat mich schon immer fasziniert“, erinnert sich der Vater eines 10-jährigen Sohnes. So ist es wenig verwunderlich, dass es ihn beruflich, nach einem Umweg über die Post, auf die Schienen verschlagen hat. „Seit mittlerweile vier Jahren bin ich Lokführer bei der Hessischen Landesbahn und fahre in unserer Region die Fahrgäste von A nach B. Ich liebe meinen Job: Ich kann sämtliche Fahrzeuge aus unterschiedlichen Baureihen fahren, erfahre viele technische Neuerungen und habe einen sicheren Arbeitsplatz. Auch während der Corona-Zeit müssen wir als Angestellte bei der HLB keine Angst um unsere Existenz haben“, freut sich Christian.

Gerne fährt der Lokführer über die Bigge. Sie ist auch auf den Bildern zu seinem Stück „Homeland“ zu sehen. Mit ihren weiten Wasserflächen und anmutigen Ufern ist sie charakteristisch für unsere Heimat.

Das dreiminütige Stück neigt sich dem Ende zu. Mit warmen, tiefen Moll-Akkorden und feinen hohen Tönen klingt Christians „Homeland“ aus – der Wald entlässt seine Besucherin. Heimat.