Samba aus dem Sauerland

Quelle: S. Droste

Trommler vom Bloco Grande sorgen für südamerikanisches Flair

Text: Philip Stallmeister
Fotos: Manfred Haupthoff

Die Klänge, die an diesem Nachmittag aus der alten Kapelle in Langscheid nach draußen tönen, sind alles andere als sauerländisch. Trommelsound südamerikanischer Prägung gelangt ist zu hören. Bei dem Blick auf die Probe zeigt sich ein buntes Menschenbild: Neben waschechten Sauerländern sind sogar Rheinländer zugegen.

Es ist der Bloco Grande, der aus verschiedenen Gruppen besteht und auf Einladung der Samba Piranhas in deren Proberaum der Antonius-Kapelle zusammengekommen ist. Unter Leitung von Burkhard König haben sich verschiedene Musiker zum Workshop getroffen. Die Piranhas treffen sich jeden Dienstag in der Kapelle oberhalb des Sorpesees. Der Proberaum mit seinem Charme zwischen Almhütte und Kellerkneipe ist Ausgangsstation für zahlreiche Auftritte der Sambatrommler.

Seit 2002 sind die Samba Piranhas am Start. „Ich hatte auf meinem 50. Geburtstag, den ich groß gefeiert habe, eine Samba-Gruppe aus Köln. Die haben den Abend bestritten. Das hat uns gefallen und wir haben gesagt, dass wir das auch können möchten“, erinnert sich Gründungsmitglied Edeltraud Hünicke. Die Trommler aus dem Raum Arnsberg, Sundern und auch vom Möhnesee begannen selbst mit Auftritten bei privaten Feiern. Heute werden sie auch regelmäßig bei großen Veranstaltungen gebucht wie dem Sunderaner Karneval oder bei Sportevents wie dem Sauerland-Höhenflug-Trailrun oder dem Sparkassen-Silvesterlauf von Werl nach Soest.

Für noch größere Veranstaltungen wird die Gruppe der Sauerländer Sambatrommler dann als Bloco Grande noch größer. Wenn beispielsweise an der Veltins-Eisarena in Winterberg Weltcups oder Weltmeisterschaften anstehen, sind die Piranhas als Unterstützer der Sambastics aus Olsberg-Bruchhausen mit dabei. Dabei ergeben sich Kooperationen mit Gruppen aus Köln, wie mit Alegria Axe oder Ara Macao, die auch zum Bloco Grande zählen.

Als Klammer haben Sauerländer und Rheinländer Sambatrommler Burkhard König. Der aus Hellefeld stammende König wird in der Szene Sambakönig genannt. Als professioneller Lehrer vermittelt er den Gruppen die Breaks und Rhythmuswechsel immer wieder in Workshops, wie in der Langscheider Kapelle.  Wenn alle Gruppen in voller Stärke zusammenkommen, reicht der Platz nicht aus. Dann werden geeignete Unterkünfte wie das im Musikbildungszentrum Bad Fredeburg gebucht. Dort kann die Zahl der Musiker schon Mal die 60 überschreiten Bei einer Probe mit König sind alle Augen auf ihn gerichtet. Mit einer kleinen Trommel gibt er den Takt vor. Mit Handzeichen und Pfeife, der Apito, werden die musikalischen Wechsel vom Dirigenten gefordert.

Nordbrasilianischer Einfluss ist maßgebend

Samba ist nicht gleich Samba. König hat für seine Ausbildung Sambaschulen in Brasilien besucht. Er lehrt seinen Gruppen heute „nordbrasilianischen Samba geprägt von karibischen Einschlägen.“ In Brasilien wird die Musik, deren Vorfahren einst als Sklaven aus Afrika in die Region kamen, beeinflusst und gestaltet.

„Ich habe mit afrikanischen Trommeln angefangen“, sagt beispielsweise Eva Niggemann aus Assinghausen von den Sambastics. Die afrikanischen Trommeln sind allerdings häufig sehr massiv. Bei Auftritten sind die Musiker deshalb nicht mit ihren Instrumenten unterwegs sondern verbleiben an einer Stelle. Mit den Sambainstrumenten wie Caixa, Repiniquie oder Timba sind die Musiker flexibler. Damit können sich die Sauerländer Sambatrommler problemlos in heimische Umzüge integrieren, beispielsweise beim Karneval. Wie Spielmanns- oder Fanfarenzüge sorgen sie dann für Stimmung und sind somit doch schon sehr sauerländisch. Immer wieder bringen die einheimischen Trommler die Leute in der Region in Bewegung, unter anderem mit einem Flashmob bei Neheim Live, der nach dem Workshop in Langscheid stattfand, von dem es auch ein Video gibt.

Neben den Auftritten in der Region freuen sich die Musiker auf überregionale Treffen mit Gleichgesinnten. „Eine besondere Veranstaltung für uns ist das internationale Samba-Festival in Coburg“, erklärt Hermann Weinhardt, der die wöchentlichen Probenabende der Samba Piranhas in der Langscheider Kapelle leitet. Dort lassen sich nicht nur Sambaklänge vernehmen. Überall wo südamerikanische Rhythmen erklingen, könnte ein Sauerländer mitwirken. Ein genauer Blick und ein genaues Hinhören lohnen sich.

Der Hellefelder Burkhard König schult die Sambagruppen aus dem Sauerland regelmäßig.
Samba aus dem Sauerland
Trommler vom Bloco Grande sorgen für südamerikanisches Flair
In der Kapelle in Langscheid finden regelmäßig Workshops und Probenabende statt.