99 Weinreben

Hobby-Winzer Jürgen und Monika Müller in Velmede 

In Deutschland gibt es 13 offizielle Weinanbaugebiete, die meisten davon südlich von hier. Durchschnittstemperaturen und Sonnenstunden begünstigen eher Regionen um Rhein, Mosel, Ahr oder Nahe als das Sauerland. Dennoch trauten sich Jürgen und Monika Müller aus Velmede, hier im Sauerland einen eigenen kleinen Weinberg anzulegen. In Kürze können sie ihren ersten Wein probieren.  

„Die Idee kam im Herbst 2019 bei einem Besuch in einer Winzerei an der Nahe“, erzählt Jürgen Müller. „Im Rahmen einer Weinprobe fachsimpelten wir mit dem Winzer darüber, welche Erfordernisse berücksichtigt werden müssten, damit auch hier bei uns im kälteren Landstrich Wein erfolgreich angebaut werden könnte. Kurz zuvor hatte ich meinem Nachbarn ein brachliegendes Stückchen Land am sonnigen Hang abgekauft, ohne konkrete Pläne damit zu haben. Also – warum nicht? So wurde dann aus der gewagten Idee schnell ein konkretes Vorhaben.  

Winterharte Sorten fürs sauerländische Velmede 

„Mit Hilfe des Winzers und dessen Pflanzen-Lieferanten suchten wir die winterharten Rebsorten Muscat bleu für Rotwein und Solaris für Weißwein aus. Beide sollten gut mit den hiesigen Bedingungen auskommen“, erinnert sich Jürgen Müller. „Wir bekamen etliche gute Tipps und auch die Info, dass private Winzer in Deutschland nur bis zu 99 Reben anpflanzen dürfen. An dieses Limit haben wir uns natürlich gehalten.“ 

Im ersten Jahr muss viel gegossen werden 

Um Ostern 2020 herum ging es dann los. „Grad mal 20 cm groß plus Wurzel waren die Pflänzchen damals“, erzählt Müller und grinst. „In Büchern hatte ich mich inzwischen schlau gemacht, zum Beispiel über den idealen Pflanzabstand von 120 cm zwischen zwei Reben.“ Auch seine Frau Monika war von Anfang an stark involviert. Die begeisterte Hobby-Gärtnerin hatte sich fortan nicht nur um ihr Obst, Gemüse und die Blumen zu kümmern, sondern im heißen Sommer 2020 auch viel Gieß-Arbeit am jungen Weinberg zu erledigen. „Später wachsen die Wurzeln tiefer in die Erde hinein und versorgen sich überwiegend aus dem Grundwasser, aber anfangs muss man da schon nachhelfen“, weiß sie. „Oh, und das Unkraut!“, sagt sie und lacht. „Spätestens nach drei Wochen wäre ohne regelmäßige Pflege alles zugewuchert gewesen.“ 

Erstaunlich, wie schnell das geht! 

Zeitsprung in den Spätsommer 2021: Aus den kleinen Pflanzen wurden stolze Reben, die sich inzwischen bis zu 180 cm an gezogenen Rank-Bändchen hochschlängeln. Erstaunlich, wie schnell das geht! „Jede kleine Entwicklung beobachten wir voller Spannung“, verrät Jürgen Müller. „Was waren wir stolz, als das allererste Auge, das dann zur Traube wird, zu sehen war!“ Inzwischen hängen überall Trauben, die bis zur Lese noch wachsen und möglichst viel Sonne abbekommen sollen. „Aus diesem Grund ist es jetzt wichtig, regelmäßig die großen Weinblätter wegzuschneiden, um die direkten Strahlen nicht zu behindern“, erklärt der Hobby-Winzer. Seine Augen strahlen beim Berühren der noch harten Trauben.  

Voller Vorfreude auf den ersten Schluck 

Halbe Sachen scheinen Müllers nicht zu mögen. Für die baldige Verarbeitung der Trauben haben Sie inzwischen eine hölzerne Weinwerkstatt, die auch als gemütliche Weinlaube genutzt werden kann, gebaut und diese winzertypisch eingerichtet.  

Wer jetzt darüber spekuliert, ob Müllers ihren Wein mit den Füßen stampfen werden, der sei beruhigt: Die Weinpresse aus Holz steht nämlich längst parat; ein Maischefass natürlich auch. „Bis dahin genießen wir noch den von dem befreundeten Winzer mitgebrachten Wein“, lacht Jürgen Müller. „Aber sicher wird jeder verstehen, dass wir voller Spannung darauf warten, wie uns unsere beiden eigenen Weine schmecken werden.“ Da wünschen wir doch weiterhin viel Erfolg und sagen „Zum Wohl“.