950 Jahre Niedersorpe

Wo alles begann …

Traditionsreiche Bauernhöfe und gepflegte Fachwerkhäuser säumen den Weg durch die Orte des Tales. Aus kleinen Gehöften und Köhlerhäusern entwickelten sich die heutigen Ortschaften und Weiler des Sorpetales. Umrahmt von steilen Bergen mit ausgedehnten Nadel- und Laubholzwäldern, liegen am Sorpebach angesiedelt die malerischen Feriendörfer: der größte Ort Niedersorpe (Bundesgolddorf 1995), die beiden Weiler Waldemei (mit einer Kunstschmiede und Galerie) und Rellmecke, Mittelsorpe (mit der ältesten Kapelle im Tal), Obersorpe (Mittelpunkt des oberen Sorpetales mit der Pfarrkirche und ihrer einmaligen Turmuhr sowie der schicken Schützenhalle) und das Dörfchen Rehsiepen. Von hier ist es nur noch ein „Katzensprung“ bis zum Wintersportort Winterberg und dem Wandergebiet rund um den „Kahlen Asten“.

Niedersorpe und seine Dorfchronik

Aus vielerlei Gründen gebührt Niedersorpe besondere Aufmerksamkeit. Es ist der Ort, der wohl als erster in Urkunden des Klosters Grafschaft auftaucht und der über die Jahrhunderte einen ziemlich eigenständigen Weg gegangen ist. In diesen Tagen ist der Ort dabei, seine Geschichte aufzuarbeiten und für die Nachwelt lesbar und nachvollziehbar zu machen. Vor Jahren begann das mittlerweile pensionierte Lehrerehepaar Ulrich und Ellen Korzonnek damit, die Schulchronik und das Dorfleben schriftlich festzuhalten.

Die Dorfgemeinschaft Niedersorpe hat bereits im 18. Jahrhundert die Wichtigkeit der Bildung erkannt. Die gelegentliche Unterrichtung der Kinder durch den Pfarrer oder Vikar schien nicht auszureichen. 1841 wurde daher bei der damaligen Obrigkeit eine eigene Schule mit Lehrer beantragt. Genehmigt wurde jedoch nur eine Privatschule, die in Wohnhäusern ihren Unterricht aufnahm. Erst 1845 wurde neben der Kirche die erste Schule gebaut. Der Standort der Schule hat sich danach mehrfach geändert. Zuerst immer in Kirchennähe angesiedelt, ist die letzte Schule 1961 am Dorfrand entstanden. Bis 1975 fand hier regelmäßiger Schulunterricht statt. Seit der seinerzeitigen Schulreform besuchen die Kinder aus Niedersorpe nun die Grundschule in Oberkirchen/Westfeld und die weiterführenden Schulen in Schmallenberg und Bad Fredeburg.

Aufgabe der Lehrer war seit Gründung der Schule auch das Führen einer Schulchronik. In diesen Schulchroniken finden sich interessante Dinge über das damalige Leben und es lassen sich Verbindungen zur heutigen Zeit ziehen. Eigeninitiative, Eigenleistung und Dorfgemeinschaft waren damals wie heute entscheidende Faktoren für das Leben in Niedersorpe. Das zeigt zum Beispiel ein Auszug zum Schulneubau im Jahre 1922.

Quelle: Erik Nickel
Zusammen sammelten sie Dokumente um eine spannende Chronik zu erstellen: v.r.n.l. Josef Willmes, Thorsten Lingemann, Niklas Voss, Manfred Hermes, Dieter Schmidt, Ulrich Korzonnek, Peter Conrad, Andrea Nückel, Andreas Tommes, Michael Schulte.

Frühe Besiedlung des Sorpetals

In Urkunden des Klosters Grafschaft wird von einem Hof zu Surope gesprochen, diese erste urkundliche Erwähnung erfolgte lange vor dem bekannteren Nachbarort Oberkirchen. Dies ist auch der Hintergrund der Veröffentlichung der Dorfchronik. Lehrer Korzonnek hat seine Aufzeichnungen bis zum Jahr 2005 festgehalten. In den letzten Jahren wurde mehrmals der Versuch unternommen, die Chronik zu ergänzen und zu drucken. Die anstehende 950-Jahr-Feier war ein willkommener Anlass, dies nun endlich in die Tat umzusetzen.

Einige Niedersörper trafen sich und planten die Fortsetzung und die Veröffentlichung der Chronik. Sachthemen wie Landwirtschaft, Infrastruktur und Dorfleben wurden textlich ergänzt. Der größte Erfolg jedoch ist die Sammlung von Bildern und Zeitungsberichten. Diese wurden in der bestehenden Chronik ergänzt. Diese Datensammlung, zu der jeder Dorfbewohner seine „Schätze“ gerne zur Verfügung stellte, wird jetzt in digitaler Form für die Zukunft festgehalten. So entsteht mit den Bildern und Berichten ein echtes Dorfarchiv, das Leben heute und damals für alle Zeiten festhält.

In der Chronik schreiben die Macher: „Unsere Vorfahren haben den Ort immer wieder durch Initiative weiterentwickelt – von 3 Höfen zu 76 Häusern, von 18 Einwohnern zu heute 230 Einwohnern. Der Chronik merkt man an, dass Jung und Alt dies alles gemeinsam geschaffen haben. Man liest aber auch heraus, dass dies immer mit Gemütlichkeit, Spaß und Frohsinn erreicht wurde.“

Niedersorpe war schon immer unabhängig, dabei aber stets gute Kontakte in die Nachbarorte des oberen Sorpetals gehalten. Dazu wurde besonders das eigene Dorfleben mit Besinnung auf die Stärken und die Gemeinschaft gepflegt. So verwundert es nicht, dass viele Niedersörper Mitglied im Schützenverein Obersorpe sind, das eigene Schützenfest aber Anfang August in Oberkirchen feiern. Der historische Hintergrund: Obersorpe mit den angrenzenden Orten bildete schon immer eine eigene Kirchengemeinde, die Kapelle Niedersorpe jedoch gehört zur Kirchengemeinde Oberkirchen.

Mehr über die Eigenarten, Besonderheiten, geschichtlichen Hintergründe und über die Menschen in Niedersorpe steht in der bis Anfang Dezember fertiggestellten Chronik. Sie kann schon jetzt für 34,90 Euro bei den Verantwortlichen des Dorfvereins vorbestellt werden.