950 Jahre Grafschaft

Hier gibt es was zu feiern!

Zum Jubiläum lohnt es sich, einen Blick in die Grafschafter Geschichte zu werfen, sich das Grafschafter Häuserbuch zur Entstehung des Dorfbildes durchzulesen und das Rahmenprogramm zu den Feierlichkeiten anzuschauen.

Wissenswertes aus der Dorfgeschichte

Grafschaft, damals „Graskap“ – Graskuppe – genannt, wurde im Jahr 1072 das erste Mal erwähnt. Wichtig zu wissen: Das geschah im Zusammenhang mit der Klostergründung, die demselben Jahr zugeschrieben wird. Damals ließen sich Benediktinermönche aus Siegburg am Fuße des Wilzenbergs nieder und erbauten eine Abtei. Ob Grafschaft auch schon vorher bestand, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit sagen. Förderlich für die Entstehung einer Siedlung dort waren die Verfügbarkeit von Wasser und ebener Baugrund. Urkundlich wird der Ort 1283 erstmalig erwähnt.

Über die Jahre wurde aus dem Dorf mit rund vier Höfen (14. Jahrhundert), ein Dorf mit sieben (1400), zehn (1500) und schließlich 17 Höfen (1660). 1759 wurde, zu Steuerzwecken, ein Verzeichnis sämtlicher Einwohner erstellt: Rund 280 Menschen lebten zu diesem Zeitpunkt hier. Überwiegend lebten die Bewohner von der Landwirtschaft, sie arbeiteten außerdem als Tagelöhner oder in handwerklichen Berufen.

1803, als das Kloster zwangsweise aufgehoben wurde, übernahm der neue Landesherr, der drei Jahre später Großherzog von Hessen-Darmstadt wurde, dessen Besitztümer. Erstmals wurde 1805 Grundbesitz an Bauwillige verpachtet. 1809 trat darüber hinaus eine neue Verordnung in Kraft, nach der Bauern sämtliche Grundstücke, die zu ihrem Hof gehörten, als Eigentum besitzen und behalten konnten. Viele ihrer Nachkommen bauten auf diesen Grundstücken ihre Häuser. Bis 1832 wuchs die Zahl der Einwohner auf 389 an.

Nachdem Grafschaft 1816 – wie alle Dörfer des Sauerlandes – an die Preußen gefallen war, wurde es 1843 zur politischen Gemeinde Grafschaft, die auch Gleidorf, Latrop und Schanze miteinschloss. 1851 und im Jahr darauf wüteten zwei Großbrände durch das Dorf. Die Einwohnerzahl blieb bis 1900 bei ungefähr 400, vermutlich zogen viele Bewohner an Orte, die bessere Arbeitsmöglichkeiten versprachen. Im Zweiten Weltkrieg wurden vier Wohnhäuser zerstört. Trotzdem galt Grafschaft als verhältnismäßig „sicher“, was zu einem Bevölkerungswachstum führte: nach Kriegsende lebten hier 771 Menschen. Auch die Bautätigkeit wuchs wieder. Seit dem 1. Januar 1975 ist Grafschaft an die Stadt Schmallenberg angegliedert. Aktuell leben in Grafschaft ungefähr 1.100 Einwohner.

Eine Dokumentation zum Jubiläum: Das Grafschafter Häuserbuch

Der Heimat- und Förderverein Grafschaft/Schanze e.V. hat fast zehn Jahre lang an einem besonderen Projekt gearbeitet: einem Häuserbuch, das die bauliche Entwicklung und das Stadtbild in Grafschaft dokumentieren solle. Das „Grafschafter Häuserbuch“, das den ganzen Ort abbildet, hat einen Umfang von 472 Seiten. Mehr als zehn Helferinnen und Helfer haben an der Dokumentation mitgewirkt. Bei der Arbeit am Buch wurde außerdem ein glücklicher Zufallsfund gemacht: Bereits für 1972 war ein solches Buch geplant gewesen, Josef Lauber (Familienforscher) und Georg Wilhelm Voß hatten schon fleißig Daten zusammengestellt, bevor das Projekt damals vor Fertigstellung leider abgebrochen werden musste.

Fast 350 Fotos zeigen den Häuserbestand des Ortes. Neben den heutigen Häusern sind auch Häuser zu sehen, die vor einiger Zeit abgerissen wurden. 38 Karten helfen bei der Orientierung. Viele interessante Entdeckungen warten auf die Leser, beispielsweise, dass sich die Bauart der Häuser in einer Straße immer ein bisschen ähnelt. Gefördert wurde das Buch zum 950-jährigem Jubiläum durch das Förderprogramm „Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen. Wir fördern, was Menschen verbindet“ der Landesregierung Nordrhein-Westfalen. Das Förderprogramm „HEIMAT-SCHECK – DER MÖGLICHMACHER“ fördert Maßnahmen, die sich mit dem Thema Heimat und Heimatgeschichte befassen.

Quelle: Dorfgemeinschaft Grafschaft

Für einen Preis von 33,00 Euro kann das Buch in der Geschäftsstelle des Verkehrsvereins im „Haus des Gastes“ in Grafschaft erworben werden. Interessenten können das Buch auch bei der WOLL-Redaktion Kückelheim 11, 57392 Schmallenberg – redaktion@woll-magazin.de bestellen. Versandkosten: 3,90 Euro.

Ein Jubiläum muss gebührend gefeiert werden

Für ihr 950-jähriges Jubiläum haben sich die Grafschafter ein abwechslungsreiches, gut durchdachtes Rahmenprogramm einfallen lassen. Auf den Festakt in der Schützenhalle, der Ende Januar stattfand, folgt nun im Frühjahr eine Theateraufführung im Ackerhaus des Grafschafter Klosters. Spielleiter Berthold Zeppenfeld überblickt die 17 Szenen und rund 70 Darstellerinnen und Darsteller. Das Stück mit dem Titel „Bilderbogen aus der Geschichte von Kloster und Dorf Grafschaft“ wird am 26. und 27. März sowie am 2. und 3. April aufgeführt.

Am 8. Mai leitet Erzbischof Hans-Josef Becker, der aus Paderborn anreist, ein Pontifikalamt auf dem Wilzenberg. Dort wurde vor 50 Jahren – am 7. Mai 1972 – das Wilzenbergkreuz von Kardinal Dr. Lorenz Jäger eingeweiht. Am 12. Juni findet dann die Dreifaltigkeitsprozession statt, die über die Hauptstraße, am Stünzel und das Kloster verläuft. Das Pontifikalamt an diesem Tag leitet Abt Aloysius von der Abtei Königmünster, begleitet werden die Feierlichkeiten vom Blasorchester Nordenau/Oberkirchen.

Ein Event, das das Motto „Nostalgie und Zukunft“ trägt, ist der Markt in der Ortsmitte, der am 3. und 4. September stattfinden wird. Bei dem ein oder anderen werden dazu vielleicht Erinnerungen aus dem Jahr 1997 wieder wach, denn damals gab es schon mal ein solches Marktgeschehen in Grafschaft. Um die 50 Stände werden erwartet, darunter auch von den Grafschafter Betrieben und dem Fraunhofer-Institut. Abgeschlossen wird die Veranstaltungsreihe am 31. Dezember mit einem Dankeschön-Silvesterball für alle Dorfbewohner.