800 Jahre Attendorn

Bürgermeister Christian Pospischil über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Attendorn

2022 feiert die Stadt ihr 800-jähriges Jubiläum. Anlass genug für ein Gespräch mit einem, der die Stadt besonders gut kennt. Wie war Attendorn früher, wie ist sie heute und wie sieht die Zukunft aus? WOLL sprach darüber mit Bürgermeister Christian Pospischil.

Dreimalig einmalig – das ist der Slogan der Stadt Attendorn. Drei Dinge sind es, die Attendorn einmalig machen, das findet auch Bürgermeister Pospischil. „Das ist zum einen natürlich die Natur. Das Sauerland ist ja überall schön, aber Attendorn hat ganz besondere Naturperlen: Die Atta-Höhle, die deutschlandweit bekannt ist, aber auch der Biggesee beispielsweise. Auch das Brauchtum ist ein wichtiger Bestandteil der Stadt. Viele Menschen hier identifizieren sich noch mit den Jahrhunderte alten Traditionen. Der dritte Faktor ist die Wirtschaft: Attendorn ist schon im Mittelalter Handelsstadt gewesen und ist auch heute noch ein dynamischer Wirtschaftsstandort mit großen südwestfälischen Unternehmen, die hier ihren Sitz haben und seit Generationen von Attendorner Familien geführt werden“, erklärt der Bürgermeister. „Alle drei Punkte unterstützen sich gegenseitig. Nicht auf den ersten, aber auf den zweiten Blick. Denn genau wegen all dem sind viele der Menschen hier sehr heimat- oder – in diesem Fall – stadtverbunden. Sie identifizieren sich mit der Stadt, haben hier einen guten Arbeitsplatz und sind umgeben von wunderschöner Natur.“

Das Stadtbild Attendorns wird vor allem vom „Sauerländer Dom“ geprägt. Aber auch andere sehr alte Gebäude sind erhalten und erinnern an vergangene Zeiten. Die Hauptkirche mitten in der Stadt wird ergänzt von Marktplatz und historischem Rathaus, das inzwischen als Museum genutzt wird. Auch der mittelalterliche Stadtgrundriss wurde bewahrt – mit engen Gassen und einem kreisrunden Wall rundherum, wo früher die Befestigungsanlage aufhörte. Auf der alten Stadtmauer sind noch zwei Türme erhalten. Seit dem Umbau des Rathausplatzes zeigt ein Relief im Boden, wo vormals die Franziskanerkirche gestanden hatte, die 1945 zerstört worden war. Aber auch Burg Schellenberg und die Ruine Waldenburg sind Zeugen aus vergangenen Tagen der Stadt.

Zur Feier des 800-jährigen Jubiläums wird es viele Highlights geben: Dazu zählt ein eigens auf Attendorn gemünztes Monopoly-Spiel.


Gut gerüstet in die Zukunft

Die Prognosen sagen voraus, dass Attendorn in Zukunft leicht an Bevölkerung verlieren wird. „Das haben die Prognosen vor 15 Jahren allerdings auch schon gesagt und es änderte sich nichts. Tatsächlich haben wir hier sogar einen überdurchschnittlichen Anteil an jungen Menschen“, so Pospischil. „Das liegt daran, dass man hier eben alles findet, was man für ein gutes Leben braucht: eine attraktive Stadt mit frisch sanierter Innenstadt, mit guten Freizeitmöglichkeiten und qualitativ hochwertigen Arbeitsplätzen.“ Aufgrund der Wirtschaftskraft ist Attendorn in der Lage, großzügig in die städtische Infrastruktur zu investieren und so für moderne Schulen, Sportanlagen und Spielplätze zu sorgen, damit die Stadt auch für junge Familien attraktiv ist und bleibt.

Auch die alten Traditionen tragen ihren Teil dazu bei, Menschen an Attendorn zu binden: „Wenn sich Menschen emotional an diesen Ort binden, sich aktiv einbringen und ihn mitgestalten, dann ist das ein guter Weg, der die Stadt in die Zukunft führen wird. Das gilt auch für die Unternehmen, die teilweise über Generationen hier ansässig sind. Da ist das Denken nicht nur kurzfristig auf den Gewinn der nächsten paar Jahre ausgerichtet, sondern es geht darum, sich nachhaltig aufzustellen.“

55 weitere kleinere Orten gehören zur Stadt Attendorn, manche der Dörfer sind noch älter als die Stadt selbst. Dem Bürgermeister ist es ein großes Anliegen, dass auch diese am Jubiläum teilnehmen. „Wir haben Wert darauf gelegt, dass bei den Vorbereitungen für das Jubiläum auch Vereine aus den Dörfern aktiv mit einbezogen werden.“ Durch die Lage ist Attendorn von allen Dörfern schnell zu erreichen, sodass Attendorn selbst auch immer Anlaufstelle und so Bezugsort ist: „Sie gehen hier einkaufen, besuchen hier die weiterführenden Schulen, gehen ins Kino oder abends in einem der Restaurants essen.“

Eine Stadt voller Lieblingsorte

Christian Pospischil selbst lebt in Ennest. „Vom Mähland, so heißt es dort oben, kann man toll über den Ort gucken, auch die Ennester Hochebene ist toll.“ Der Bürgermeister hat aber noch mehr Lieblingsorte in seiner Stadt: „Der Osterfeuerplatz an der Wasserpforte, von dem man einen tollen Blick über Attendorn hat. Der Biggesee natürlich oder der Ausblick von der Sonnenalm.“ Aber auch das städtische Treiben auf dem Marktplatz oder auf dem neu gestalteten Rathausplatz hat seinen ganz eigenen Reiz.

Für nicht gebürtige Attendorner, die die Stadt richtig kennenlernen und verstehen wollen, hat Pospischil einen Rat: „Man sollte die drei großen Feste der Stadt mitgefeiert haben: Karneval, Schützenfest und Ostern.“ Vor allem das Attendorner Osterfest mit all seinen Bräuchen ist einzigartig in der Region. „Es ist schwer zu erklären, wenn man es noch nicht selbst erlebt hat. Es ist etwas sehr Emotionales. Auch viele Attendorner, die inzwischen nicht mehr hier leben, kommen an Ostern zurück, um das Fest mitzuerleben. Oft bringen sie ihre Kinder mit ‚auf die Köppe‘, also auf die vier Hügel, auf denen die Osterfeuer entzündet werden. Wenn dann die Kreuze geschlagen werden und die Osterfeuer angesteckt und die vier Prozessionen zusammen kommen, ist das ein ganz besonderes Ereignis.“