40 Jahre Bobbahn Winterberg

Winterberg. (ske) Man nennt sie liebe- und gleichzeitig respektvoll „die Silberne Schlange am Hang“. In diesem Jahr feiert sie Geburtstag, keinen „echten“ runden, aber immerhin hat sie am 10. Dezember 40 Jahre auf dem Buckel. In dieser Zeit hat sich die VELTINS-EisArena, wie sie dank des Engagements der Grevensteiner Brauerei seit Oktober 2015 heißt, zu einer Kunsteisbahn von absoluter Weltklasse entwickelt und spielt seit Jahrzehnten eine überragende Rolle im Regionalmarketing. Winterberg und die Region sind dank der Eisarena weltweit bekannt. Zudem ist sie ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. In sportlicher Hinsicht besitzt sie einen glänzenden Ruf als Austragungsstätte bedeutender internationaler Veranstaltungen. Mit der Rennrodel-WM 2019 steht bereits das nächste Großereignis bevor.

Foto: Spatenstich am 30.9. 1976


Die Idee, in Winterberg eine künstliche Bob- und Rodelbahn zu bauen, entstand in den 1960er-Jahren, als die 1910 errichtete Natureisbahn unter anderem aufgrund der Witterung buchstäblich nicht mehr „funktionierte“ und 1969 am Königssee die erste deutsche Kunsteisbahn eröffnet wurde. Winterberg musste sich gegen namhafte Konkurrenz wie Garmisch-Partenkirchen durchsetzen. Nach Königssee, Oberhof und Igls wurde schließlich am 10. und 11. Dezember 1977 die weltweit vierte Kunsteisbahn für Bob und Rodeln eingeweiht. Der Spatenstich war bereits am 30. September 1976 erfolgt.
Als „Vater der Bobbahn“ gilt der langjährige Bundestagsabgeordnete Ferdi Tillmann aus Sundern-Dörnholthausen. Tillmann, Unternehmer und von 1980 bis 1994 auch Vorsitzender des Bundestags-Sportausschusses, setzte sich mit Vehemenz dafür ein, dass an der Winterberger Kappe anstelle der ehemaligen Natureisbahn die zukunftsträchtige Kunsteisbahn entstand. Dass es dabei Schwierigkeiten zu überwinden galt, war klar. Was die Finanzierung betraf, so musste Tillmann in der Politik Überzeugungsarbeit leisten. Bund, das Land NRW, der damalige Kreis Brilon und die Stadt Winterberg mussten dem Bau zustimmen und auch für die Finanzierung sorgen. Es entstand, so Tillmann im Jubiläums-Magazin „100 Jahre BSC Winterberg“, ein regelrechtes „Schwarzer-Peter-Spiel“. Schließlich stand die Finanzierung, der Bau sollte nicht mehr als 10 Millionen D-Mark kosten. Die Einweihungsfeier war ein wichtiges Winterberger Datum – und darüber hinaus. Auch die Kritiker feierten mit. „Ich habe aber von vielen Seiten, darunter vor allem vom Winterberger Bürgermeister Josef Schnorbus und Oberkreisdirektor Dr. Adalbert Müllmann aus Brilon, Unterstützung bekommen“, meinte Tillmann, der von 1977 bis 1993 auch Präsident des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes (NWBSV) war.
Dass später nachfinanziert werden musste, unter anderem wegen der „wandernden“ und rutschenden Kurve 9, sorgte für „Katzenjammer“, wie Tillmann es ausdrückte. Wegen Fehlplanungen war 1986 gar ein Generalumbau der Zielkurve und der Auslaufstrecke fällig. Der Auslauf war viel zu gefährlich geworden. Nach diesen anfänglichen Problemen entwickelte sich die Bahn immer mehr zu einem anerkannten und begehrten „Prestigeobjekt des Sportlandes NRW“. Sie war auch die Grundlage für den Aufstieg heimischer Athletinnen und Athleten in allen drei Sportarten.
Die „Silberne Schlange“ häutete sich in den folgenden Jahren. Wichtige Stationen waren u. a. die enorm wichtige Neugestaltung des Start-Areals (2005/2006) und der Zielarena mit dem Bau eines Funktionsgebäudes (2013) sowie die Modernisierung und Energie-Optimierung der Bahn. Auch die weltweit beachtete und Nachahmer findende Videoüberwachung gehört dazu. Bei der Bob & Skeleton WM 2015, die weltweit überragende Resonanz fand, präsentierte sich die „Silberne Schlange im WM-Look“. Weitere Maßnahmen folgten seitdem, besonders was den Zielbereich betrifft. Er ist das „Herzstück“ der Bahn mit Event- und Stadioncharakter. Für die Sportler aus aller Welt ist klar: Hier sind sie ganz nah an den Zuschauern, eine entsprechende Atmosphäre inbegriffen.
Das wird auch in dieser Saison wieder der Fall sein. Den Auftakt der Rennsaison macht der IBSF Europa Cup Skeleton am 17. und 18. November 2017. Zwei Weltcups stehen an der Kappe wieder auf dem Programm. Der Viessmann Rennrodel-Weltcup mit den beiden Renntagen am 25. und 26. November 2017. Die drei Renntage des BMW IBSF Bob & Skeleton Weltcups presented by VETINS sind für den 8., 9. und 10. Dezember 2017 terminiert. Die Deutsche Meisterschaft Skeleton findet am 22. und 23. Dezember 2017 statt. Im neuen Jahr geht es mit dem IBSF Europa Cup Bob (12. bis 14. Januar. 2018) und dem Junioren Weltcup Rennrodeln (20./21. Januar 2018) weiter. Der Deutsche Jugend B Cup Rennrodeln am 27. und 28. Januar 2018 beschließt die Rennsaison in der VELTINS-EisArena.
Danach wird der endgültige Countdown für das nächste Großereignis in Winterberg eingeläutet, die Rennrodel-Weltmeisterschaft 2019. Dieses Event vom 21. bis 27. Januar 2019 ist nach 1989 und 1991 bereits die dritte Rodel-WM auf der Kunsteisbahn im Sauerland, die mit den Bob-Weltmeisterschaften 1995, im Damen-Bob 2000 und 2003 sowie mit der letzten WM im Bob & Skeleton 2015 ihre absolute „Weltklasse“ und ihren internationalen Ruf unterstrichen hat.