Eisenbahnfreunde werkeln im alten Bahnhof
Gelegentlich hält noch ein Güterzug. Die letzten Reisenden, die hier am Bahnhof ein- oder ausstiegen, hat man 1975 gesehen, als der Personenverkehr auf der Warsteiner Strecke eingestellt wurde. Das Bahnhofsgebäude wurde seitdem nur sporadisch genutzt, doch in den letzten Jahren ist wieder Leben in die Räume gekommen. Jeden Mittwoch, 18 Uhr treffen sich hier Menschen mit einem besonderen Hobby. Es sind Eisenbahnfreunde und sie kümmern sich um diverse Modelleisenbahnen.
Michael „Michel“ Bauer, 1. Vorsitzender des Vereins, begrüßt uns am Eingang. „Wir sind mit einer kleinen Truppe hier“, verrät er. „Mehr lässt Corona aktuell nicht zu.“ Tatsächlich sind sie zu sechst heute, verteilt auf fünf Räume. Gleich rechts in einer großen Halle arbeiten Bernd Loer und Manfred Appelhoff am Aufbau einer Schienenlandschaft mit H0-Spur. Man erkennt schon den Rangierbahnhof und Teile der Umgebung. Bernd erzählt: „Diese Anlage stammt aus einem Nachlass. Wir haben ja ausreichend Platz und können somit Details verändern, Gleise erweitern und Landschaften ausbauen. Es wird gesägt, gelötet und geklebt, was das Zeug hält. Das ist das Schönste an unserm Hobby: Man schafft sich eine Welt nach der eigenen Vorstellung.“
Im Nebenraum treffen wir auf Jan Pierschalka und Christoph Pater. Wir hatten vor unserem Besuch erwartet, nur auf ältere Herren zu treffen, aber so ist es nicht. „Hier ist jedes Alter vertreten“, grinst Jan. “Wir und auch Michel sind 27 Jahre alt und unser jüngstes Vereinsmitglied ist sogar erst 11.“ Bernd ergänzt: „Sechs unserer rund 30 Mitglieder sind Frauen“.
Kleine und große Lokomotiven
Christoph erinnert sich: „Ich habe mich von meinem Vater vom Eisenbahn-Fieber „anstecken“ lassen“. Inzwischen ist er beruflich Elektroniker und damit prädestiniert für alles, was an den Anlagen mit dem Thema Elektrik zu tun hat. Interessanter Zufall: Bei seinem Arbeitgeber Infinion in Belecke werden u. a. Halbleiter für die „großen“ Lokomotiven gebaut.
Warsteiner Motive in einem Fantasiegelände
Auch Jan nutzt seine Job-Erfahrungen. Als Sägewerker setzt er sein Holz-Wissen sowohl im Großen als auch im Filigranen ein, beispielsweise an der digitalen Hauptvereinsanlage. Hier sieht man ein Fantasiegelände in Kombination mit recht realistisch nachgebildeten Warsteiner Motiven, beispielsweise der Verladeanlage von Westkalk oder auch der Umgebung des Warsteiner Bahnhofs inklusive der Firma Jungeblodt und dem Haus Kupferhammer.
Ein kühles Warsteiner glättet die Wogen
„Da steckt viel Herzblut und jede Menge kniffelige Arbeit drin“, verrät uns Michel Bauer. Er erinnert sich schmunzelnd: „Gut, dass niemand weiß, welche bösen Wörter beim komplizierten Einbau gefallen sind. Zum Glück war aber anschließend nach einem kühlen Warsteiner alles wieder gut.“
Und so basteln, werkeln und optimieren sie immer weiter. Aus geschenkten oder vererbten Privatbeständen nutzen sie die Materialien, um diese in ihre großen Anlagen zu integrieren und zu neuem Leben zu erwecken. „Modelleisenbahnen und das Zubehör sind neu unglaublich teuer, daher sind wir für solche Spenden immer dankbar“, so der Vorstandsvorsitzende. „Aber auch interessierte Mitstreiter, auch aus anderen Orten, begrüßen wir gern in unserem Verein. Ob Elektriker, Schreiner, Klempner, Buchhalter oder Bahnbeamter, alle sind uns herzlich willkommen, solange sie Freude daran haben, mit uns ihre Traumwelt an den Gleisen zu erschaffen.“