Quelle: Viereinhalb
Immer die Gesundheit im Blick
Alles war bestens geplant und vorbereitet. Heute, am 27. August, wollte die Löwenapotheke in Schmallenberg ihren 222. Geburtstag gebührend feiern. Doch aus den Jubiläumsfeiern wird vorerst nichts, genauso wie es auch die geplante Schmallenberger Woche in diesem Jahr nicht geben wird. Doch für Andreas Vogd, den Inhaber der ersten und ältesten Schmallenberger Apotheke, bietet der Ausfall der Geburtstagsfeierlichkeiten einen willkommenen Anlass, um auf andere Art und Weise auf die Geschichte und Bedeutung der Löwenapotheke Schmallenberg hinzuweisen.
Als Napoleon durch Europa zog
Die alte Gründungsurkunde im Archiv von Apotheker Andreas Vogd zeigt es Schwarz auf Weiß. Maximilian Franz, Erzbischof und Kurfürst von Köln, verleiht am 27. August des Jahres 1798 dem Apotheker Carl Horscheler aus Heppenheim und seinen Nachkommen das Privileg zur Errichtung der ersten Apotheke in dem kleinen sauerländischen Städtchen Schmallenberg. Die Gründerfamilie nannte ihre Apotheke (oder ihr Privileg) Löwenapotheke. Es mögen wohl auch die Auswirkungen der Napoleonischen Kriege ab 1792 bis 1815 gewesen sein, die die Gründung einer Apotheke für Schmallenberg notwendig machten. So lagerten vom 8. Mai bis 27. August 1798 die blauen Reiter, Napoleons Elite, in Schmallenberg. Zwei Tage darauf quartierten sich am 29. August 900 Mann der französischen Infanterie für einen Tag in der Stadt ein. Ein Jahr später starben in Schmallenberg 30 Personen an der Schwindsucht.
In den folgenden Jahrzehnten wechselten die Besitzverhältnisse der Löwenapotheke mehrmals. 1956 übernimmt Margret Vogd, die Mutter des heutigen Inhabers Andreas Vogd, zunächst als Pächterin und später als Besitzerin die Löwenapotheke. Ein Jahr später wird der Sitz von der Weststraße 62 (der heutigen Marien-Apotheke) zum heutigen Standort Weststraße 16 verlegt. Seit der Gründung im Jahre 1798 bis heute haben zwölf Besitzer eine der ältesten Apotheken in Westfalen und die erste Apotheke in Schmallenberg im Dienst der Gesundheit geführt.
Tropfen, Pillen und Zäpfchen
Vor 222 Jahren und auch noch zu Zeiten des Urgroßvaters und Großvaters von Andreas Vogd wurde der größte Teil der Arzneimittel in der Apotheke selbst gefertigt. In Form von Tropfen, Pillen oder Zäpfchen stellte der Apotheker und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anhand alter und bewährter Rezepte oder Anweisungen der Ärzte das gewünschte Heilmittel her. Apotheker Andreas Vogd: „Heute findet man die Herstellung von Rezepturen vor allem im Bereich der Dermatologie, in der Kinderheilkunde und beispielsweise auch im augenärztlichen Bereich. Durchschnittlich produziert eine Apotheke rund 350 individuelle Rezepturen pro Jahr.“ Neben dem Nacht- und Wochenenddienst stellen diese erbrachten Dienstleistungen der stationären Apotheken vor Ort einen wichtigen Beitrag für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung dar. Wie wichtig eine zügige, sichere und flexible Versorgung mit Arzneimitteln durch die Apotheken vor Ort ist, wurde aktuell in der Corona-Krise deutlich. „Schnell haben die stationären Apotheken zu Beginn der Pandemie die Bevölkerung versorgt, indem sie dringend benötigte Desinfektionsmittel produziert haben, da die Industrie die rasant steigende Nachfrage nicht decken konnte“, erklärt Andreas Vogd mit Nachdruck. „Die Corona-Krise hat eindringlich bewiesen, wie wichtig ein flächendeckendes Netz der Vor-Ort-Apotheken für eine sichere Versorgung der Menschen in der Stadt und gerade im ländlichen Raum ist.“
Verlässliche Rahmenbedingungen für Apotheken schaffen
Besonders im Jubiläumsjahr ist es dem Schmallenberger Apotheker Andreas Vogd wichtig, die Politik darauf hinzuweisen und zu drängen, verlässliche Bedingungen für die Apotheken vor Ort zu schaffen. „Wir scheuen nicht den Wettbewerb mit dem Onlinehandel. Jedoch befinden wir uns aufgrund ungleicher Rahmenbedingungen besonders gegenüber dem ausländischen Versandapotheken deutlich im Nachteil. Wir brauchen in der Versorgung mit Arzneimitteln keine renditegierigen Kapitalgesellschaften, sondern freie und persönlich haftende und verantwortungsbewusste Heilberufler.“ Und noch etwas ist dem 60-jährigen Schmallenberger wichtig: „Erst ein engagiertes und jederzeit verantwortungsbewusstes Apothekenteam sorgt für die zwischenmenschliche Zuwendung, das persönliche Gespräch sowie ein uneingeschränktes Vertrauen in den gesundheitlichen Fragestellungen. Und das ist auch nach 222 Jahren immer noch unser größtes Plus.“
Der Löwe hat ein neues Fell bekommen
Warum die Löwenapotheke in Schmallenberg nun diesen Namen hat, dafür gibt es keine belegbaren Dokumente. Allerdings heißen viele Apotheken so. Das mag mit dem Ursprung des Arzneimittelwesens und den ersten Apotheken im 8. und 9. Jahrhundert in der arabischen Welt zu tun haben. Der Löwe ist als Symbol und Wahrzeichen der Löwenapotheke etwas in die Jahre gekommen. Jetzt hat ihm die Schmallenberger Agentur Viereinhalb „ein neues Fell“ verpasst. „Es hat lange gedauert, bis ich mich für eine Veränderung des Symbols entschieden habe. Doch jetzt muss ich sagen, dass mir die neue Gestaltung der Marke LÖWENAPOTHEKE gefällt. Es wird damit deutlich, dass uns entsprechend den Zeichen der Zeit auch nach 222 Jahren die Gesundheit der Menschen und die Versorgung mit den notwendigen Arzneimitteln wie eh und je am Herzen liegt.“ Mit dem Logo zeigen neue Farbmischungen, typografische Anpassungen sowie ein lukullisches Rezeptbuch zum 222-jährigen Geburtstag, dass die Zeit in der Löwenapotheke Schmallenberg nicht stehen geblieben ist.