Arnsberger Tagesmütter lernen Babyzeichensprache

Quelle: Mareike Dorda

Für Tagesmütter ist es manchmal nicht leicht, ihre Sprösslinge zu verstehen. Gerade die Ein- bis Zweijährigen können ihre Bedürfnisse mit Worten noch nicht so gut oder gar nicht mitteilen. Wie die Babyzeichen der Zwergensprache den Alltag mit Kleinkindern erleichtern und warum sie das Sprechen lernen erleichtern, erfuhren 13 Tagesmütter aus Arnsberg während eines Fachseminars.

Bei den meisten hat gerade ein Wechsel der Kinder stattgefunden. Die Rede ist von zwölf Tagesmüttern aus Arnsberg und einer Erzieherin aus dem Familienzentrum Arnsberg Süd. Sie alle nahmen im Familienzentrum Arnsberg Süd an einem Fachseminar über Babyzeichensprache teil. Das Seminar fand in Kooperation mit der Stadt Arnsberg im Rahmen des Bundesprogramms „ProKindertagespflege“ statt.

In der Vorstellungsrunde berichteten viele der Fachkräfte, dass ihre Sprösslinge zwischen einem und zweieinhalb Jahren alt sind und noch wenig bis gar nicht sprechen können. Auch betreuen einige Tagesmütter Kinder, die mit einer anderen Muttersprache aufwachsen und noch kein deutsch können.

Bevor es zum praktischen Teil ging, gab es zu Beginn des Fachseminars einen kurzen Überblick über die Grundladen der Babyzeichensprache. Die Tagesmütter erfuhren, dass bei der Babyzeichensprache einfache Handzeichen parallel zur normalen Sprache benutzt werden, um Gegenstände, Zustände und Gefühle aus dem Babyalltag zu beschreiben. „Ähnlich wie beim winke-winke, das man Babys immer wieder als Abschiedsgeste zeigt, ahmen die Kleinen auch viele weitere Handzeichen nach, wenn Eltern und Betreuer diese ihren Babys immer wieder zeigen“, erklärte die Referentin Mareike Dorda aus Sundern, zertifizierte Kursleiterin für Zwergensprache und selbst Mutter von drei Babyzeichenkindern. „Viele Zeichen machen wir ohnehin schon beim Reden wie den Finger vor der Mund halten, wenn wir ,leiseʻ sagen, oder den Bauch reiben, wenn etwas lecker schmeckt. Auch zeigen wir mit dem Finger auf etwas oder winken jemanden heran, wenn er kommen soll. Vielen ist gar nicht bewusst, wie viele Gesten wir unterbewusst schon im Alltag verwenden.“

Babys können meist mit sechs bis neun Monaten winke-winke machen, aber noch nicht „Tschüss“ sagen. Auch können Sie schon mit dem Finger auf etwas zeigen. Ab diesem Alter können Babys auch einfache Handzeichen für Hunger, Schnuller, Buch oder Ball nachahmen und somit ihre Bedürfnisse ausdrücken. Denn die Motorik der Hände ist schneller entwickelt als die, die zum Sprechen benötigt wird. „Viele denken, dass Babyzeichen das Sprechen ersetzen. Das stimmt nicht, denn ich nutze die Zeichen immer parallel zur Sprache. Dadurch überbrücken die Handzeichen nur das Stadium des Nicht-Sprechens“, so die Referentin weiter. Wer die Hände zum Sprechen dazu nimmt, spricht automatisch langsamer und deutlicher mit den Kindern – und oftmals auch mehr. Und je mehr Kinder in Sprache gebadet werden, desto leichter fällt ihnen das Sprechen lernen. Sobald die Kinder das Wort sprechen können, verliert sich das Zeichen von ganz alleine. Und durch die Zeichen lernen die Babys oftmals viel früher sprechen. Auch helfen die Handzeichen Kindern, denen das Sprechen lernen schwer fällt.

Ihren Ursprung fand die Babyzeichensprache bereits in den 1980er Jahren in den USA, wo sie als vereinfachte Form der Gebärdensprache entwickelt wurde. Wissenschaftler hatten herausgefunden, dass hörende Kinder gehörloser Eltern mithilfe von Gebärden weitaus früher kommunizierten als ihre Altersgenossen ohne hörgeschädigten Elternteil. In Deutschland sind Kurse in Babyzeichensprache noch relativ neu, in den USA, England und Skandinavien sind sie bereits fester Bestandteil für junge Eltern, Au Pairs und Fachkräfte.

Den Tagesmüttern können die Babyzeichen den Alltag erleichtern. Denn oft verstehen die Sprösslinge schon viel, können aber noch nicht sprechen, wenn sie das erste Mal zur Tagesmutter kommen. Mareike Dorda übte mit den Frauen weit über 50 Babyzeichen, die den Alltag erleichtern. Darunter Zeichen wie essen, trinken und müde, aber auch Zeichen für warte, abwechseln, noch mehr oder Schuhe anziehen.

Mit diesem Wissen starten die Tagesmütter nun in ihren Betreuungsalltag. Das Fazit einer Tagesmutter: „Ich war vor dem Workshop zwar motiviert, wusste jedoch nicht, was mich erwartet. Jetzt bin ich total begeistert.“ In wenigen Wochen treffen sich die Tagesmütter dann zum zweiten Teil des Fachseminars, um sich auszutauschen und weitere Babyzeichen für den Betreuungsalltag zu lernen. Für Anfang kommenden Jahres ist ein weiteres Fachseminar für Fachkräfte im U3-Bereich geplant.

Interessierte Eltern können die Babyzeichensprache während eines dreistündigen Workshops erlernen und anschließend direkt mit ihrem Sprössling starten. Die nächsten Workshops finden statt:
Samstag, 5. September von 10 bis 13 Uhr in der Hebammenpraxis am Mescheder Krankenhaus (35 € pro Person / 60 € pro Paar)
Samstag, 12. September von 10 bis 13 Uhr im Familienzentrum Arnsberg Süd (kostenlos / das Familienzentrum trägt die Kosten)
Samstag, 19. September von 15 bis 18 Uhr in der Elternschule am Karolinenhospital in Hüsten (35 € pro Person / 60 € pro Paar) Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Anmeldung unter www.babysprache-sauerland.de.