Sauerländer Bräuche: Plädderadäng! – Kuh-Roulette

aus „Voll die Bräuche, woll!“ von Michael Martin

Wo? Überall im Sauerland, zum Beispiel in Affeln
Wann? Lokale Veranstaltungshinweise beachten

Meine Damen und Herren, wir melden uns heute live aus der Sauerländer Walachei, genauer gesagt vom Kuh-Roulette auf Bauer Schultes großer Wiese. Während Liese, eine prächtige Buntgescheckte, an den Start geführt wird, hier noch einmal die Regeln:

Das frisch gemähte Spielfeld besteht aus 64 Feldern von jeweils drei mal drei Metern und sieht von meiner Reporterkabine auf Förster Hunkes Hochsitz wie ein Schachbrett mit lauter grünen Felden aus. Sobald Liese auf dem neutralen Startfeld Position eingenommen hat, erfolgt der Anpfiff. Gewonnen hat das Feld, auf dem Liese ihren ersten Plädder scheißt. „Plädder“, das ist der Sauerländer Fachbegriff für einen stinknormalen Kuhfladen, meine lieben Zuhörer daheim an den Geräten.

Und da trabt Liese unter dem Gejohle der über hundert Zuschauer schon los und beschnuppert Planquadrat B2. Etliche Besucher haben Mehrfachwetten abgegeben und ihr Geld auf bis zu acht Felder gesetzt. Oberschiedsrichter Bernd Kampnagel achtet streng auf die Einhaltung der Regeln.

 Knattert der Plädder gleichzeitig auf mehrere Felder, wird der Preis gleichmäßig auf alle betroffenen Felder aufgeteilt. Die Pläddermenge auf dem jeweiligen Feld spielt dabei keine Rolle. Gewonnen hat das Planquadrat, in das der erste Fladen mit einem Mindestkackdurchmesser von zehn Zentimetern fällt. Klatscht das Teil auf das neutrale Startfeld oder den Bereich außerhalb des Spielfelds, erfolgt keine Wertung und der nächste Schiss wird abgewartet. So einfach kann spannende Unterhaltung sein, meine Damen und Herren, selbst an diesem verregneten Wochenende am Ortsrand von Affeln.

 Liese weidet mittlerweile auf F3 und schaut gelassen in die tobende Menge. Ihre Kiefer mahlen, ihr Schwanz scheint sich zu heben. Aus der momentanen Mittelfeldposition könnte sie entweder auf F2 oder E3 pläddern. Die Zuschauer halten den Atem an, doch dann ist nur ein lauter Furz zu hören und Lieses Schwanz senkt sich wieder. Fehlalarm!

Während der einsetzende Nieselregen die Sicht auf das Spielfeld etwas trübt, wird der Andrang an der Bier- und Würstchenbude deutlich größer. Hoffentlich ist es keine Rindswurst, der Geruch eines gegrillten Verwandten könnte Lieses Performance unter Umständen stark beeinträchtigen.

Sollte, meine lieben Zuhörer, sollte am Ende der Spielzeit von maximal zwei Stunden kein gültiger Fladen auf dem Spielfeld liegen, gewinnt das Planquadrat, in dem Liese mit ihrem rechten Vorderfuß steht. Doch noch hoffe ich, so wie die Pressekollegen auf dem Hochsitz neben mir, auf einen dampfenden Volltreffer unseres buntgescheckten Stars. Das war es vorerst aus dem Roulettestadion in Affeln, da Liese eine kurze Wiederkäuphase eingelegt hat. Zurück ins Funkhaus!

Mehr Sauerländer Bräuche findet ihr in Michael Martins Buch: https://woll-onlineshop.de/voll-die-braeuche-woll-michael-martin/