Schule digital

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Wie ein ehemaliger Abiturient Lehrer und Schüler unterstützt

„Das Lernen ist im Wandel und gerade in der derzeitigen Situation wird dieser noch schneller voranschreiten“, stellt Jonas Fiedler fest. Der 20-jährige Olper, der im vergangenen Jahr sein Abitur gemacht hat, weiß, wovon er redet. Denn er trägt aktiv zu dieser Entwicklung bei. „Es ist eine spannende Zeit, in der Lehrer und Schüler gleichermaßen voneinander lernen und gemeinsam Ziele erreichen können.“

Jonas Fiedler war 16 Jahre alt, als sein erstes selbstprogrammiertes soziales Netzwerk online ging. Einige Jahre später hat sich daraus eine Plattform entwickelt, die Lehrern und Schülern den Austausch untereinander vereinfacht und sie bei der Klausurvorbereitung unterstützt. „Die Idee ist natürlich nicht neu, aber meine Plattform unterscheidet sich vor allem dadurch von anderen, dass sie aus der Perspektive des Schülers entwickelt wurde“, erklärt Jonas.

Angefangen hat alles, als er in der Oberstufe merkte, wie umständlich die Klausurvorbereitung ablief. Ordner voller Arbeitsblätter und für jede Frage, die aufkam, wenn man zuhause lernte, musste man dem Lehrer eine E-Mail schreiben. „Ich habe mir überlegt, wie man diese Prozesse verein- Schule digital fachen könnte, und dass es sinnvoll wäre, die wichtigsten Unterlagen wie Übersichten und Zusammenfassungen in einem Ordner digital sammeln zu können.“ Kurzerhand baute Jonas daraufhin sein soziales Netzwerk um: Dateien verschiedenster Typen konnten nun hochgeladen, Gruppen erstellt, nach Keywords gesucht und Kommentare hinterlassen werden, die für jeden einsehbar waren. „Im Schuljahr 2017/18 habe ich das dann in ersten Kursen mit einigen Lehrern getestet.“ Und das mit Erfolg. Genutzt wird das Programm, das Jonas laufend optimiert, auch heute noch, an seiner alten Schule, aber auch in Lüneburg, Berlin und sogar in Österreich hat Jonas Lehrerinnen und Lehrer von seiner Idee überzeugen können. 600 Nutzer in 30 Kursen kann der Olper vorweisen und möchte das Ganze gerne noch weiter ausbauen.

Dafür geht der junge Gründer auf die Leute zu: „Gerade am Anfang ist es relativ schwierig, die ersten Nutzer zu bekommen“, erklärt er. Man muss die Idee in die Öffentlichkeit tragen, über Berichte in der Zeitung, in Magazinen, Podcasts oder im Fernsehen. „Gerade als junger Mensch hat man da auch sehr gute Chancen. Die Leute unterstützen so etwas gerne. 2017 war ich sogar in der WDR-Lokalzeit. Ich habe dort einfach angerufen und mich und mein Projekt vorgestellt und ein paar Tage später standen sie schon vor meiner Tür“, erinnert sich Jonas.

Die Plattform ist mein Hobby

Inzwischen studiert Jonas in Siegen BWL. Die Plattform ist sein Hobby. Er stellt sie den Schulen kostenlos zur Verfügung. Das soll auch so bleiben: „Ich sehe das für mich selbst als Learning. Ich mache das lieber, als zehn Stunden Playstation zu spielen, denn hier kann ich meine Kreativität ausleben und in die Praxis umsetzen, was ich bereits gelernt habe.“ Wie viel Zeit Jonas mit seinem Projekt verbringt, kann er nicht genau sagen. Er macht etwas, wenn ihm danach ist. Wenn jemand eine Frage hat, ist Jonas natürlich gleich zur Stelle und geht so schnell wie möglich auf Probleme ein.

Für ihn ist es aber nicht nur die Arbeit an der Plattform, die Spaß macht: Regelmäßig bildet er sich weiter. Gerade setzt er sich beispielsweise mit App-Entwicklung auseinander. „Ich bin Mitglied bei Startup Teens, einer Non-Profit- Organisation, die jungen Menschen unternehmerisches Denken beibringt.“ Dass er so vor allem auch Dinge lernt, die er in der Schule nicht beigebracht bekommen hat, findet Jonas sehr hilfreich: über Unternehmensformen etwa oder, wie man einen Businessplan schreibt. „Und ganz nebenbei habe ich dadurch auch schon unheimlich tolle Leute kennengelernt und mir ein kleines Netzwerk über die Region hinaus aufgebaut.“

Man kann nur gewinnen

Es gebe derzeit viele Möglichkeiten, auf einfachem Wege neue Dinge zu lernen und auszuprobieren, meint Jonas. Und das solle man nutzen: „Man muss einfach irgendwo anfangen und dranbleiben. Ich habe mit einem relativ schlechten Design angefangen und die Plattform hatte wenig Funktionen“, erinnert er sich. „Ich denke, momentan ist eine Zeit, in der man gut starten kann. Man kann dabei nicht verlieren, sondern nur gewinnen – und wenn es nur die Erfahrung ist. Die kann einem niemand mehr nehmen.“

Mehr zu Jonas und seinem Projekt findet man im Internet unter www.shareforus.net oder auf Instagram unter shareforus_net

Text und Fotos: Sonja Nürnberger