Ein Kunstprojekt, das Tradition pflegt

Das KUMO der Jugendkunstschule Schmallenberg unterwegs in Werpe

In Werpe mag der ein oder andere Autofahrer, der in letzter Zeit durch den Ort gefahren ist, verdutzt aus dem Fenster geschaut haben. Da standen doch tatsächlich Heuböcke auf der Wiese! Ja, Sie haben richtig gehört. Den meisten Ur-Sauerländern wird dieser landwirtschaftliche Begriff noch etwas sagen. Die Jüngeren, wie auch die Autorin zugeben muss, können damit vielleicht nicht so viel anfangen.

Initiative von Martin Henkel

Ein Heubock wird in der Landwirtschaft bei der Ernte direkt auf dem Feld aufgebaut, ganz ohne Maschinen. Das Heu kann darauf nachtrocknen und so nimmt auch Regen keinen negativen Einfluss auf die Ernte. Martin Henkel, ein facettenreicher Künstler aus Berlin, hatte die Idee für das Projekt in seiner alten Heimat: Das „Böcke machen“ ist für Martin ein positives Kindheitserlebnis und hat ihn letztlich zu dieser Kunstaktion inspiriert. In Zusammenarbeit mit der JUGENDKUNSTSCHULE kunsthaus alte mühle e.V. und der Dorfgemeinschaft Werpe wurde die generationsübergreifende Kunstaktion geplant und umgesetzt. Stattgefunden hat das Projekt vom 22. Juni bis zur Abschlussveranstaltung am 5. Juli.

Tradition weitergeben

Nachdem das hohe Gras auf der Wiese gemäht wurde, blieb es zum Trocknen auf dem Feld. Die Kinder haben dann gemeinsam mit den Erwachsenen und Martin Henkel die Heuböcke errichtet und das Heu auf den Heuböcken angebracht. Ziel des Projektes war die gemeinsame Arbeit auf dem Feld. Idealerweise waren Menschen zugegen, die über die Tradition der Heuböcke erzählen und diese weitergeben konnten. Ein solches kulturelles Gut kennenzulernen war für die Kinder ein tolles Erlebnis. Sie werden sich bestimmt noch ewig an die traditionelle Art des Heumachens zurückerinnern.

Ein Heubock vor Werper Kulisse.

Bock auf Böcke

Bereits am ersten Tag waren 15 bis 20 Kinder anwesend und auch darüber hinaus wurde das Projekt sehr gut angenommen. Von Kindergartenkindern bis zum Teenager waren alle Altersklassen vertreten und haben begeistert teilgenommen. Da die Kinder nicht nur aus Werpe sondern auch aus den Nachbardörfern kamen, wurden neue Kontakte geknüpft und die Gemeinschaft gestärkt.

Zum Schluss, an den letzten beiden Tagen des Projektes, erlebten die Kinder das Naturgut „Heu“ mit seiner Haptik und seinem Duft in einem weiteren, ungewohnten Zusammenhang. Sie bauten aus Holz „Sackesband“ (ein Band bestehend aus einem Sisal-Kunststoff-Gemisch, das in der Landwirtschaft beispielswiese beim Schnüren von Heu- und Strohballen eingesetzt wird) und aus Heu einen Heutunnel zum Riechen, fühlen, verstecken und hindurchkriechen.

Das KUMO.

„Kunst to Go“
Das KUMO (Kunstmobil) der Jugendkunstschule kunsthaus alte mühle in Schmallenberg fährt regelmäßig in die Ortschaften um kreative Projekte und Aktionen anzubieten. Das KUMO hat dabei meist einen Kooperationspartner direkt vor Ort, der das Projekt dann begleitet.  

Martin Henkel
Der in Berlin wohnende Künstler leitet soziokulturelle Projekte, ist in der Malerei, im digitalen Bereich und als Holzbildhauer tätig. Unter anderem führt er sein eigenes Bildhauercamp und plant demnächst auch mobil in weiteren Bundesländern unterwegs zu sein.