Mehrarbeit und Chaos bei der Mehrwertsteuer

„Die Bundesregierung ist aktiv und will uns Unternehmen tatkräftig in der Krise unterstützen. Allerdings ist sie mit der Mehrwertsteuer-Reduzierung für sechs Monate über das Ziel hinausgeschossen und verursacht ein heilloses Durcheinander, immense Kosten und riskiert die Lieferfähigkeit der Unternehmen“ – Das sagt Peter Wüllner, einer der geschäftsführenden Gesellschafter der Firma Wüllner & Kaiser in Sundern, im Gespräch mit der WOLL-Redaktion.

„Eine unterjährige Änderung des Mehrwertsteur-Satzes ist in unserem EDV-System nicht möglich. Wir arbeiten mit Microsoft NAV, einem weltweit führenden Programm, das die Daten automatisch in die DATEV-Buchhaltung übergibt. Auch die DATEV hat bisher keinen Ansatz, wie sie das Problem lösen kann. Es geht ja nicht nur um die Reduzierung einer Zahl, sondern um das Anlegen neuer Konten im Kontenschema, die automatische Buchung dieser Konten und die Verknüpfung in sämtliche Auswertungen. Eine Aufgabenstellung, die viel Zeit und Geld benötigt.“ Detailliert schildert der Unternehmer, wie sich dieses Problem, nur vier Wochen vor dem Inkrafttreten der Mehrwertsteuerreduzierung, für seinen Betrieb darstellt. Weiter stellt dieser mittelständische Familienbetrieb fest, dass man nicht wisse, wie ab 1. Juli die Rechnungen geschrieben werden sollen, die aus Aufträgen generiert werden, die teilweise schon lange (mit den bisherigen Mehrwertsteuer-Sätzen) im System eingebucht sind. „Es ist nicht auszuschließen, dass wir unser Unternehmen am 30. Juni bis zur Lösung des Problems schließen müssen“, so der besorgte Peter Wüllner.

Da davon auszugehen ist, dass dieses Problem bei vielen oder fast allen produzierenden Unternehmen besteht, erwartet Peter Wüllner schnell Antworten aus der Politik: „Damit die gut gemeinte Entlastung nicht zu einem zusätzlichen Kostenanstieg und zu einem weiteren Problem für die Unternehmen wird.“ (hh)