Männerpalaver auf Sauerländisch

Wenn Männer über „Heimat“ reden

Text: Ellen Sonneborn
Fotos: S. Droste

Eine ungewöhnliche Idee. Männer die sich zum Reden treffen. Sauerländer Männer. Wo doch dem Sauerländer im Allgemeinen, vor allem aber dem Sauerländer Mann als Solches, der Ruf voraneilt, schweigsam – ja sogar mundfaul zu sein. “Männerpalaver?“. Was bitte soll das sein? Eine Philosophenrunde? Eine Männerrunde am Lagerfeuer mit Friedenspfeife und Ritualen? Ein Männergesprächskreis? Ein Jour Fix? Oder von allem etwas?

Von allem etwas

ist tatsächlich die Antwort, die das Männerpalaver in Gänze und am authentischsten umschreibt. Denn für die Teilnehmer des seit zwölf Jahren bestehenden Männergesprächskreises, ist das Palaver, das jeden ersten Montag im Monat stattfindet, ein geschätztes Ritual, bei dem es sowohl anspruchsvoll als auch locker, humorvoll und emotional zugehen kann. „Es gibt keine Denk- oder Sprechverbote in unserer Runde“, erklärt Michael. Er kommt seit acht Jahren regelmäßig aus Erwitte zum Palaver. „Ich schätzte vor allem den wertschätzenden und respektvollen Umgang untereinander“, sagt er.

Regeln und Respekt

Neben dem gegenseitigen Respekt verfügt das Männerpalaver aber auch über fixe Regeln. Diese geben dem Gesprächskreis nicht nur einen sicheren Rahmen, sondern dienen auch der ungezwungenen und offenen Atmosphäre, die die Herrenrunde so sympathisch macht.

Zuhören, auch mal gemeinsam schweigen können, vor allem aber jeden ausreden und das Gesprochene in der Runde zu belassen, also Verschwiegenheit, sind feste Grundsätze des Palavers.

Themenvielfalt statt Stammtischparolen

„Wir ekeln uns vor nix!“ ist die knappe Antwort, die ich von Hans-Jürgen auf meine Frage nach den Gesprächsthemen des Männerpalavers erhalte. „Nein, mal im Ernst“, erklärt er nachfolgend, „von ’Männer und der Herbst des Lebens’, bis hin zu ’Männer und Autos’ haben wir hier schon so einiges palavert. Meist sind es Themen, die uns bewegen.“ Im eigenen Interesse machen die Herren lediglich um die Politik und die daraus resultierenden Stammtischparolen einen möglichst großen Bogen.

Männer und Heimat, WOLL

Für den WOLL-Besuch widmet sich das Mescheder Männerpalaver, wie sollte es anders sein, dem Thema “Männer und Heimat“. Mit einer Definition über Heimat eröffnet Lothar das Palaver. Nachdenkliches Zuhören. In Folge hat fast jeder der Anwesenden etwas beizutragen. „Glaube, Sitte, Heimat“ ist eine der ersten Anmerkungen, die fallen. Persönliche Geschichten über die Wahlheimat Sauerland und das Heimatgefühl im Sauerland finden Gehör. Begrifflichkeiten wie alte Heimat, zweite Heimat, geistige Heimat, Heimat Europa, Heimatvertriebe und Buiterling machen ebenfalls die Runde. Auch für Assoziationen, wissenschaftliche Erkenntnisse – wie neurobiologische Zusammenhänge zwischen Gerüchen und Heimatgefühlen –  ist Zeit und Raum.  Ein unterhaltsamer Abend unter Sauerländer Männern formt sich zu dem, was es ist und sein soll, einem Männerpalaver mit Niveau und Leichtigkeit, aus dessen Reihen auch die wunderbare Aussage stammt: WOLL ist Papier gewordene Heimat!

Randzitat: „WOLL ist Papier gewordene Heimat“ Männerpalaver