Von Geocachern und Muggles in Bestwig

Ein Hobby hat das Sauerland erobert

Text:   Britta Melgert                          

Fotos:    Britta Melgert und S. Droste 

Sind Sie ein Geocacher oder ein Muggle? Wer bei dieser Frage verständnislos guckt, der gehört vermutlich zu den Letztgenannten. Die Anderen ziehen durch die Städte und Dörfer, man sieht sie auf Wanderwegen oder an besonderen Plätzen. Man erkennt sie, wenn man darauf achtet, am suchenden Blick. Es werden immer mehr, auch hier bei uns im Sauerland. Und wir Muggles, wir Unwissenden, sind ja sowas von ahnungslos!

„Ich habe mich im Mai 2008 infiziert“, erzählt Pascal Kirtz aus Ostwig. „Ein Freund hatte sich das Geocaching als neues Hobby aus dem Ausland mitgebracht und mich direkt angesteckt.“ Beim Geocaching geht es darum, im Internet nach bestimmten Koordinaten zu schauen, die in der realen Welt einen Cache beherbergen. Caches sind kleine Behälter, die jemand zuvor an einem besonderen Ort versteckt hat und diesen Platz im Internet bekanntgegeben hat.

Mit geschultem Blick für Details Neues entdecken

„Schier unglaublich, wohin mich meine Such-Lust schon geführt hat“, verrät Kirtz schmunzelnd. Unter welchen Koordinaten ein Cache zu finden ist, erfährt man im Internet. Mit der APP auf dem Smartphone geht es dann raus auf Entdeckungstour. „Anfangs konnte ich gar kein Ende kriegen und bin ständig auf der Suche nach den versteckten Behältern gewesen. In den wasserdichten, kleinen Döschen, die fast überall  in der Natur versteckt liegen, befinden sich kleine Logbücher.  Darin trägt sich der Geocacher, als Nachweis für seinen Fund, ein. Pascal Kirtz kommt bisher schon auf 830 Funde.

„Für mich ist es die ideale Freizeitbeschäftigung“, sagt der EDV-Programmierer, der tagsüber viel im Büro sitzt. „Dank des Spannungsfaktors bin ich auch nach Feierabend schnell geneigt, mich noch ein bisschen zu bewegen und irgendwo nach neuen Verstecken zu forschen. Tatsächlich habe ich hier bei uns in der Gegend schon Stellen und Dinge entdeckt, an denen ich früher stets nur vorbeigelaufen bin. Der Blick für Details wird durchs Geocaching enorm geschult.“

Bloß kein Aufsehen erregen!

Aber nicht nur im Sauerland ist Kirtz mit wachen Augen unterwegs. „In fremden Städten führt Geocaching einen ganz automatisch auf eine individuelle Besichtigungstour, und auch im Urlaub laufe ich mit meiner APP durch die Gegend. Was ich dabei schon alles gesehen habe! Und nebenbei lernt man automatisch Gleichgesinnte aller Generationen kennen – man entwickelt irgendwann einen Blick füreinander. Andererseits wollen wir uns bei der Suche möglichst unauffällig geben, um Außenstehenden, also den Muggles, möglichst nicht aufzufallen. Das ist keine böse Absicht, aber wer den Sinn des Spiels nicht kennt, würde die ausgelegten Fundstücke vielleicht entsorgen. Das wäre doch schade!“

„Hier wurde scharf geschossen“

Genug geredet – jetzt geht’s auf die Suche nach einem Cache. Sein Name „Hier wurde scharf geschossen“  in Velmede fällt uns direkt ins Auge, also nichts wie hin! Mit jedem Schritt weiter zeigt uns die APP an, dass wir das Ziel gleich erreichen. Und richtig: Am Rand der Straße nach Föckinghausen finden wir die alte Vogelstange, an der früher die örtlichen Schützen ihren König ermittelten. Nach kurzer Suche ist das Döschen entdeckt. Fund Nummer 831 für Pascal Kirtz, Fund Nummer 1 für die Autorin dieses Artikels – wie schön!

Vom Muggle zum Geocacher durch den ersten Fund

Also, liebe Muggles, Sie wissen künftig, was die seltsamen Menschen da draußen treiben, wenn sie unter Parkbänke, in Regenrinnen oder unter Büsche schauen. Vielleicht lassen auch Sie sich anstecken und werden vom Muggle zum Geocacher? Frönen auch Sie dem schönen Hobby, bei dem man auf natürliche und zugleich kostenlose Weise Kontakt mit seiner Umwelt aufnimmt.

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