Mit Ausdauer und starkem Willen zum Ziel

Wandern, Bergsteigen, Schwimmen – sportliche Höchstleistungen trotz künstlicher Hüfte

Text von Heike Schulte-Belke – Foto: Frank Gries

Es braucht besondere Kondition, Ausdauer und Willensstärke, wenn man sich nach einem Unfall zurück ins Leben kämpft – aber wenn man sein Ziel erreicht, hat sich der oftmals schwere Weg gelohnt. So war es auch bei Helmut Fuchs aus Bad Fredeburg. Mit mittlerweile drei (!) neuen Hüften läuft er nicht nur die 100 Kilometer-Strecke beim Bödefelder Hollenmarsch, er überquert auch die Alpen und besteigt Fünftausender in Nepal. Doch eins nach dem anderen: Nach einem Unfall im Jahr 2000 musste dem heute 64-Jährigen erstmals eine neue Hüfte eingesetzt werden, und schon damals bewies er mit viel Willensstärke, dass man auch damit sportlich aktiv bleiben kann. Sport, insbesondere Fußball und Skifahren, hatte schon immer zu seinen Leidenschaften gezählt und so sollte es auch bleiben.

Neuorientierung durch medizinische Eingriffe
Als nach 14 Jahren ein Austausch der künstlichen Hüfte erforderlich wurde, was medizinisch ganz normal ist, musste der Bad Fredeburger seine Fußballschuhe endgültig an den Nagel hängen und auch das Skifahren war seitdem tabu. Und was macht man dann? „Man sucht sich neue Sportarten, die man auch mit einer künstlichen Hüfte angehen darf, wie Wandern, Schwimmen und Radfahren. Hauptsache, man bleibt in Bewegung, denn der Aufbau von Muskulatur ist das A und O“, sagt er mit Überzeugung. Als zwei Jahre später eine dritte OP unumgänglich war und dabei die linke Hüfte erneuert werden musste, fing er wieder bei Null an.

Doch inzwischen wusste Helmut Fuchs ja bereits, auf was es ankommt und wie er sich zurück „ins normale Leben“ kämpfen kann. Bewegung und Training auch nach der Reha waren für ihn immer von großer Bedeutung und daran hat er bis heute den Spaß nicht verloren. Wandern mit Freunden und Schwimmen gehören ebenso dazu wie Fitness durch Gerätesport und vieles andere, was erlaubt ist. „Man muss nur die Ruhe bewahren, langsam anfangen und kontinuierlich was tun“, rät er. „Man sollte so viel tun, wie eben geht und erlaubt ist, denn: Sport tut Kopf und Hüften gut.“

Geht nicht gibt ’s nicht
Erlaubt ist allerdings nicht alles, da sollte man sich anfangs genau mit Ärzten und Physiotherapeuten abstimmen. „Joggen zum Beispiel ist nicht erlaubt, da man mit einer künstlichen Hüfte maximal 15 Kilogramm heben darf und die kräftigen Belastungen beim Joggen zu sehr auf die Gelenke gehen“, erklärt Helmut Fuchs. Aber es gibt ja genug andere Möglichkeiten und Herausforderungen. Wie etwa den Bödefelder Hollenmarsch, an dem er seit 2014 jährlich teilnimmt. Anfangs waren es die kleineren Strecken, doch seit 2018 meistert er sogar die 100 Kilometer lange Strecke, was manch einer ohne künstliche Gelenke nicht durchhält. Durch immer länger werdende Wanderungen bereitet er sich darauf vor, denn ohne intensives Training geht es nicht. Auch in diesem Frühjahr will er sich wieder dieser Herausforderung stellen.

Eine weitere Leidenschaft, die er vor einigen Jahren für sich entdeckt hat, ist das Bergsteigen. Nach Besteigung kleinerer Berge in Österreich und der Schweiz und der Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran im vergangenen Jahr entdeckte Helmut Fuchs Nepal und die Berge des Himalaja für sich. Den Thorong La, einen Hochgebirgspass nördlich des Annapurna mit einer Höhe von 5.416 Metern, beging er ebenfalls im letzten Jahr. „Das hat problemlos geklappt und war ein tolles Erlebnis“, sagt er. Auch das ist allerdings nur mit ständigem Training und Kontrollen vorher und nachher möglich. „Einmal im Jahr erfolgt ohnehin eine ärztliche Kontrolle, und Physiotherapie ist immer dann erforderlich, wenn man spürt, dass etwas nicht stimmt.“ Helmut Fuchs genießt seine Aktivitäten und ist viel unterwegs. Zum einen hat er Spaß daran, zum anderen tut es der Gesundheit gut.

Mit Willensstärke zum Ziel
Die künstlichen Hüften haben sein Leben zwar verändert, nicht aber verschlechtert. „Die Schmerzen vorher waren schlimmer und auch die OP ist gar nicht so heftig“, macht er anderen Betroffenen Mut. In diesem Jahr soll es wieder nach Nepal gehen, mit dem Ziel, seinen persönlichen Erfolg zu toppen. „Im Frühjahr oder im Herbst, je nach Wetterlage, möchte ich dieses Mal die 6.000-Meter-Marke schaffen.“ Mit dieser Überzeugung und Willensstärke dürfte dem nichts im Wege stehen.