Fünf Fragen auf der WOLL-Bank

Im Gespräch mit den Touristikfachleuten Hubertus Schmidt und Rudolf Grobbel

Text von Hermann-J. Hoffe – Foto: Klaus-Peter Kappest

Das WOLL-Magazin hat vor der Corona-Krise mit den Verantwortlichen für den Tourismus in Schmallenberg über das Thema „Das Paradies vor der Haustür“ gesprochen. Wir haben Tourismusdirektor Hubertus Schmidt und Rudolf Grobbel, den Vorsitzenden des Gesamtverkehrsvereines Schmallenberger Sauerland, zu einem Interview auf der WOLL-Bank gebeten.

WOLL: Immer, wenn vom Sauerland als „Paradies vor der Haustür“ gesprochen wird, kommt dabei das heutige Schmallenberger Sauerland vor. Was ist das Paradiesische an diesem Teil des Sauerlandes?
Rudolf Grobbel:
Das kommt drauf an, aus welcher Warte man das sieht. Für den Gast sind es der Standort, die Landschaft und die Ruhe, für den Betreiber einer Unterkunft ist es eben diese selbst, für die Bewohner des Dorfes sind es die Angebote, die durch den Tourismus allen zugute kommen und für die Mitarbeiter sind es zum Beispiel die Bedingungen bei der Arbeit und in der Freizeit.
Hubertus Schmidt: Ich denke, das hat etwas mit unserer generellen Ausrichtung zu tun. Wir nennen es „sanften-Tourismus“. Und das beinhaltet eine entsprechende Qualität. Diese hat bekanntlich viele Gesichter: das gastliche Haus, die Kompetenz der Mitarbeiter, die herausragende Küche, die besondere persönliche Note. Ganz allgemein
die paradiesische Lebensqualität in unseren Dörfern.

WOLL: Vermutlich wird jeder eine eigene Vorstellung von einem „Paradies“ haben. Wo ist Ihr persönliches Paradies?
Hubertus Schmidt:
Ich würde eher die Wörter „Lieblingsort“ oder „Lieblingsplatz“ wählen. Der Waldskulpturenweg und dort besonders
die Skulptur „Stein – Zeit – Mensch“, das ist für mich so ein Ankerplatz.
Rudolf Grobbel: Auf dem Härdler (Anm. der Redaktion: bei Milchenbach
– 756 m) gibt es einen fantastischen Platz mit einem genialen Ausblick in die Tiefe. Da bekomme ich immer so ein Gefühl von Freiheit, mit dem der
ganze Druck abfällt, den man so mit sich herumschleppt.

WOLL: Welche besondere Aufgabe haben wir hier im Bezug auf die paradisische Gegend?
Rudolf Grobbel:
Diese fantastische Mittelgebirgslandschaft mit den sanft schwingenden Bergen, mit den Tälern und Höhen, den traumhaften Wiesen und Wäldern, den zahlreichen Kleinoden ist von Natur aus da. Unsere Vorfahren haben das jeweils auf ihre Art und Weise genutzt und gepflegt. Und das ist auch heute unser aller Aufgabe.
Hubertus Schmidt: Wir alle und besonders wir im Tourismus sind gefordert, dieses natürliche Geschenk zu erhalten. Das ist eine Gemeinschaftsleistung, damit wir weiter sagen können: „Unser Dorf hat Zukunft“, um den Titel des alljährlichen Wettbewerbs hier zu zitieren.

WOLL: Die Vertreibung aus dem Paradies begann ja bekanntlich mit einem Sündenfall. Was wäre heute ein Sündenfall, der das Leben in diesem Paradies beenden würde?
Hubertus Schmidt:
Wir müssen alles tun, damit wir unsere lebendigen Dörfer mit den gewachsenen Strukturen erhalten. Dazu gehören die Dorf-kneipe und andere Kommunikationsorte und -plätze, wo man sich trifft, austauscht und die Dinge bespricht und klärt. Dabei ist es wichtig, dass auch junge Menschen eingebunden werden und gerne hier leben.
Rudolf Grobbel: Ich glaube, miteinander zu sprechen, ist ganz wichtig und natürlich der gegenseitige Respekt. Das eigene Ego mal hintanzustellen, auf den anderen zuzugehen und die Wünsche und Ideen des anderen überhaupt zuzulassen. Wir alle sind die Hüter unserer Natur und Landschaft, die, wenn man so will, die Basis unseres Paradieses ist.

WOLL: Wie könnten die paradiesischen Aussichten hier im Schmallenberger Sauerland noch verbessert werden?
Rudolf Grobbel:
Indem wir gewissenhaft und sparsam mit den Ressourcen umgehen. Da gibt es immer noch genügend Möglichkeiten der Verbesserung.
Hubertus Schmidt: Auf dem Weg des sanften Tourismus weitergehen. Es wäre aus meiner Sicht der größte Sündenfall, wenn sich der Tourismus bei uns in Richtung Klamauk entwickeln würde.