Arthrose – eine Degeneration, die Sie herausfordert!

von Georg Wüllner

Die zunehmende Alterung der Gesellschaft, Gewichtszunahme und Bewegungsmangel verstärken sie: die Arthrose, die schnell zu einem stillen Begleiter werden und sich in allen Gelenken festsetzen kann. Dieser Gelenkverschleiß hat sich inzwischen zu einer Volkskrankheit entwickelt und betrifft 40 Prozent aller Menschen, die in den Industrieländern in den Ruhestand eintreten. In Deutschland ist fast jede dritte Frühberentung mittelbar auf diese Erkrankung zurückzuführen. Entgegen der allgemeinen Vorstellung aber ist die Arthrose nicht immer ein rein altersbedingter Verschleiß. Es trifft auch die jüngere Generation. Versagen konservative Therapiemaßnahmen wie Physiotherapie, Medikamente, Infiltrationen und andere, bleibt nur noch die operative Versorgung. Nach Daten der Studie Gesundheit Erwachsener in Deutschland wurde bei 12,4 Millionen Menschen eine Arthrose festgestellt. 1,76 Millionen Gelenkersatzoperationen werden jährlich in Europa durchgeführt, Tendenz steigend. Das sollte zum Nachdenken anregen.

Alarmsignale der Arthrose

Der Verlauf der Erkrankung zeigt verschiedene Stadien. Die frühen Warnsignale werden oft bagatellisiert: Bewegungseinschränkungen der Gelenke, die nach einem ganz bestimmten Muster ablaufen. Man fühlt sich steif und physiologische Bewegungen können nicht mehr bis zum Bewegungsende durchgeführt werden. Die Folge sind Muskelverkürzungen. Man schiebt es auf das Alter und wiegelt bei ersten Anzeichen zunächst ab. Das liegt daran, dass der Verlauf der Arthrose überwiegend schleichend und stumm verläuft. Veränderungen, die man in der Anfangsphase in einem Röntgenbild findet, korrelieren leider selten mit den subjektiven Beschwerden des Patienten: Bei einem positiven Röntgenbefund muss der Patient zwangsläufig keine Beschwerden haben und umgekehrt. Die Diagnosefindung sollte einen Schwerpunkt auf die Anamneseerhebung und Funktionsuntersuchung der Gelenke legen. Schlussendlich kann dieser Gelenkverschleiß aber starke Schmerzen verursachen, die Beweglichkeit stark einschränken und die Aktivitäten des täglichen Lebens massiv beeinträchtigen. Ist es erst einmal so weit gekommen, kann es zu spät sein. Nehmen Sie also die ersten Anzeichen ernst und fühlen Sie sich herausgefordert!

Den Gelenkverschleiß an der Wurzel packen

Die Ursache für schleichenden Gelenkverschleiß ist eine Überlastung der Gelenke: durch mechanisch ungünstig wirkende Achsverhältnisse wie Fehlhaltungen, Instabilitäten und insbesondere durch Übergewicht. So diskutiert man bei einer Gewichtszunahme von 5 kg ein Arthrose-Risiko von 50 Prozent! Im weißen Fettgewebe finden sich viele regulatorische Proteine (Zytokine), die bei der Knorpeldestruktion eine Rolle spielen. Diese niederschwelligen und stillen Entzündungen, die vom Fettgewebe gesteuert werden, sind mit einem Knorpelverlust assoziiert. Somit kann man Arthrose-Patienten, die insbesondere an einer Knie- und Hüftarthrose leiden, nur den Tipp geben, ihr Gewicht zu reduzieren. Idealerweise erfolgt die Gewichtsabnahme mit einem parallel durchgeführten Muskelaufbautraining und einer Ernährungsempfehlung: Die gesättigten Fettsäuren und kurzkettigen Kohlenhydrate sollten reduziert werden.

Der Gelenkknorpel – ein Wasserbett?

Stellen Sie sich vor Ihr Gelenkknorpel sei ein Wasserbett. Je „gewichtiger“ Sie sind, desto mehr Wasser sollte in die Matratze gefüllt werden, um Sie angenehm zu betten. Das Knorpelgewebe kann Flüssigkeit speichern und die Funktion einer Matratze übernehmen, indem man es trainiert – aber richtig.

Trainieren Sie richtig!

Sollte die Arthrose aktiv sein, man spricht dann von einer Arthritis, dann sind Bewegungen, ohne zu belasten, sinnvoll. Wassergymnastik und Aquajogging beispielsweise sind zwar zu empfehlen. Der Knorpel heilt nicht, aber noch vorhandene Knorpelzellen können trainiert werden. Arthrotische Gelenke verursachen eine höhere Reibung und benötigen mehr Kraft für die Bewegung. Durch die arthrotischen Schmerzen kommt es jedoch zu einer Muskelinhibition, was auch zu einer Kraftreduktion führt. Die Muskulatur baut sich ab. Damit steckt das Gelenk in einem Teufelskreis.

Die Lösung ist ein abgestimmtes Programm unter trainingswissenschaftlichen Aspekten, das Sie mit einem erfahrenen Physiotherapeuten/Sportwissenschaftler absprechen sollten. Die Kunst in der Therapie ist es, einzuschätzen, in welcher degenerativen Phase sich das zu behandelnde Gelenk befindet, um die richtige Belastungsintensität zu wählen. Überschätzt man die Belastungssituation, wird das Gelenk schlechter, unterschätzt man die Situation, hat man keinen Trainingseffekt.

Werden Sie stark!

Sinnvoll ist hier eine Mischung aus körperlicher Bewegung, wobei nach dem Ausdauer- und Flexibilitätstraining dem Krafttraining der größte Effekt beizumessen ist. Die Diskussion um Nahrungsergänzungsmittel (beispielsweise Glucosaminsulfat und Chondroitinsulfat) wird in der Wissenschaft kontrovers geführt, weil es eine unzureichende Studienlage dazu gibt. In der therapeutischen Praxis hat sich eine Supplementierung (die gezielte und ergänzende Versorgung mit einzelnen Nährstoffen zusätzlich zur gewöhnlichen Nahrung) mit diesen Mitteln in der Anfangsphase einer Arthrose als sinnvoll erwiesen – allerdings nur in Kombination mit einer Trainingsmaßnahme.

Bleiben Sie beweglich!

Der Knorpel reagiert auf Nicht-Belastung mit einer Abnahme der Mineraldichte und verändert sich zum Negativen. Häufige Belastungswechsel verursachen Spannungen im Gewebe, was zu einem optimalen Verhältnis von Stabilität und Elastizität im Knorpel führt. Bewegen Sie die Gelenke mit großer Schwingungsweite und versuchen Sie öfters, langandauernde zyklische Belastungen auszuüben (Fahrradfahren und Wandern). Statische Belastungen wie langes Stehen und Sitzen stören die Zellaktivität des Knorpels und sollten reduziert werden. Denken Sie über Ihr Gewicht nach. Niederschwellige Entzündungen aus dem Fettgewebe können nicht nur kardiovaskuläre Erkrankungen fördern (Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Angina pectoris), sondern auch der Arthrose den Weg ebnen.

Bleiben Sie gesund …

Kreuzbergpraxis
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