Eine beachtenswerte Frau

Das nachhaltige Erbe der Ida Kropff-Federath

Text: Ellen Sonneborn
Fotos: S. Droste

In Olsberg ist der Name der einstigen Alleinerbin der Olsberger Hütte den meisten ein Begriff. Aber wie sieht es z. B. in Meschede und Bestwig aus? Ich habe dort einige Leute befragt – keiner kannte die bemerkenswerte Olsbergerin, die Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts menschliche Größe bewies und nicht nur alleinverantwortlich die „Olsberger Hütte“ leitete, sondern sich auch sozial engagierte und ein bis heute nachhaltig wirkendes Erbe in Form einer Stiftung hinterließ.

Die Gnädige

Mit Achtung und Ehrerbietung nannten die Olsberger Bürger der Jahrhundertwende die Erbin der Hütte Ida Kropff-Federath „die Gnädige“ oder liebevoll „Hüttenmütterchen“. Nicht von ungefähr, denn einerseits war sie als Unternehmerin ihrer Zeit voraus, immer bedacht um das Wohl ihrer Arbeiter und deren Familien; sozial, humanistisch und sehr fromm. Andererseits war sie weltoffen, gebildet und kultiviert. Persönlichkeiten und Intellektuelle wie der Schriftsteller Julius Stinde waren häufig ihre Gäste. „Sie war eine moderne Frau“, stellt Ludger Imöhl, ehemaliger Geschäftsführer der Olsberg GmbH (vormals Olsberger Hütte) und heute Aufsichtsratsvorsitzender der Kropff-Federath’schen Stiftung, fest.

Glaube und Vermächtnis

Ein Blick auf das Leben der Ida Kropff-Federath, die 1839 in Brakel/Kreis Höxter geboren wurde, zeugt von Stärke und Mildtätigkeit. Schicksalsschläge, wie der frühe Tod ihres ersten Mannes, des Gewerken* Caspar Kropff, und die damit verbundene alleinige Verantwortung für die Olsberger Hütte, der Tod ihres einzigen Kindes kurz nach der Geburt und auch der Verlust ihres zweiten Mannes, Landrat Dr. Hans Carl Federath, haben sie weder entmutigt noch zweifeln lassen. Ida, die der Familie Brüning entstammte und eine Verwandte des späteren Reichskanzlers Heinrich Brüning war, blieb eine zugängliche Wohltäterin mit Herz und Verstand.

„Die Nähe zur Kirche war ihr wichtig. 1901 beteiligte sie sich mit ihrer Spende maßgeblich am Neubau der Olsberger Kirche. In der ersten Bank der Kirche finden sich noch heute ihre Initialen und das Bergbauemblem ‚Schlägel und Eisen’“, erzählt Ludger Imöhl.

Da wundert es kaum, dass sie in ihrem Testament verfügte, dass ihr gesamtes Vermögen in die nach ihr benannte Stiftung eingebracht und dem Erzbistum Paderborn übereignet werden solle.

Waisenhaus und Unterstützung für ihre Arbeiter

Dabei blieb es letzten Endes aber nicht: Anteile an der Hütte gingen zurück an ihre Familie, in deren Besitz sie heute noch sind. Die Kropff-Federath’sche Stiftung hingegen wurde ihren Wünschen entsprechend initiiert und unterliegt noch immer der Stiftungsaufsicht des Generalvikariats Paderborn.

„In ihrem zwölfseitigen, handschriftlichen Testament hat sie unter anderem über die Stiftungszwecke bestimmt“, weiß Aufsichtsratsvorsitzender Ludger Imöhl. „Teile ihres Vermögens wollte sie in einem interkonfessionellen Krankenhaus wissen. Außerdem sollten zwei Freibetten für Bedürftige im St. Josefs Hospital und für ihre Arbeiter eine Unterstützungseinrichtung eingerichtet werden. Diese sollte in Not geratenen Mitarbeitern und deren Familien helfen. Ihr wichtigstes testamentarisches Anliegen war aber das Waisenhaus“, fasst Ludger Imöhl aus dem Vermächtnis zusammen.

Jugendhilfe Olsberg

Und da stehen wir jetzt. Auf dem Gelände der Kropff-Federath’schen Stiftung, der ehemaligen Wohnstätte Ida Kropff-Federaths. Vieles hat sich verändert, 101 Jahr nach ihrem Tod. Ihr größter Wunsch wurde jedoch bis heute bewahrt: Angepasst an aktuelle Anforderungen und Auflagen ist das ehemalige Waisenhaus zur „Jugendhilfe Olsberg“ herangewachsen und bietet, ganz im Sinne der Stifterin, Kindern und Jugendlichen aus schwierigen Familienverhältnissen einen Ort, an dem sie „zur Ruhe“ kommen können. Im Park, der noch einige alte Gemäuer und Skulpturen aus Idas Zeiten beherbergt, sind zahlreiche Spielmöglichkeiten hinzugekommen, sogar ein Angebot der tiergestützen Therapie. Die Frage an Ludger Imöhl und Martin Rickert, Geschäftsführer der Jugendhilfe Olsberg, was Ida Kropff-Federath wohl zur Umsetzung ihrer Stiftungswünsche sagen würde, beantworten beide synchron mit „Habt ihr gut gemacht“! Ja, woll?!

*Gewerker = Anteilseigner an einem Bergbauunternehmen und Betrieben verwandter Branchen, etwa Eisenverarbeitung

Das Kroff´sche Haus
Im Park
Ida mit ihrem Mann auf einer Reise