„Das Beste aus zwei Welten“

Ein Rückkehrer-Interview: Architektin Lena Schmidt über ihr Leben im Sauerland

Text von Carla Wengeler – Foto von Heidi Bücker

Lena Schmidt aus Olsberg-Wulmeringhausen zog einst zum Architekturstudium nach Bonn. Das Sauerland hinter sich lassend, fand sie in Bonn schnell Anschluss und nach dem Studium direkt eine Arbeitsstelle. Doch die Suche nach neuen beruflichen Perspektiven und die Bedürfnisse einer jungen Familie sorgten dafür, dass sie ins Sauerland zurückkehrte. Zumindest teilweise.

WOLL: Lena, warum sind Sie aus dem Sauerland weggezogen?
Lena Schmidt:
Nach meinem Abitur in Brilon war klar, dass ich Architektur studieren wollte. Dafür muss man über die Grenzen des Sauerlandes hinausblicken. 2003 bin ich dann nach Bonn gezogen und habe mein Studium an der Alanus Hochschule begonnen, das ich 2009 beendet habe. Nach Anstellungen in Köln und Wuppertal habe ich dann in Bonn einen Job gefunden, die Aufstiegschancen waren dort aber schnell erschöpft.

WOLL: Und dann kam die Rückkehr ins Sauerland?
Lena Schmidt:
Ich habe dann mit dem Architekturbüro meines Vaters erfolgreich an einem Wettbewerb teilgenommen. Das hat mir andere Horizonte aufgezeigt und ich bin dann komplett in Olsberg eingestiegen, war drei Tage die Woche vor Ort und habe zwei Tage im Home Office von Bonn aus gearbeitet. Nach der Geburt unserer Tochter sind mein Mann und ich als Familie ganz zurückgezogen. Wir haben nun eine kleine Wohnung in Bonn und ein Haus in Brilon.

WOLL: Wie hat Ihr Umfeld darauf reagiert?
Lena Schmidt:
Viele haben gesagt: „Das war ja eh klar.“ Wir haben uns in der Zeit natürlich auch einen Freundeskreis in Bonn aufgebaut, den wir immer noch haben. Hier vor Ort haben wir zum Glück die familiäre Unterstützung, die für unsere Tochter ideal ist und über die wir uns sehr freuen. Neben alten Schulfreunden von früher haben wir uns in Brilon einen neuen Freundeskreis aufgebaut, ein kompletter Neubeginn also.

WOLL: Was hat für das Sauerland gesprochen?
Lena Schmidt:
Zuerst einmal ist das Sauerland gar nicht so rückschrittlich, wie es von außen manchmal gesehen wird. Ich schätze die Ehrlichkeit der Sauerländer sehr. In der Stadt hat man vielleicht mehr kulturelle Veranstaltungen, die man besuchen kann, dafür aber auch mehr Stress bei der Parkplatzsuche und sonstigem. Auch für das Familienleben ist das Sauerland sehr ansprechend. Wir haben hier Natur und Kultur im Einklang. Und in Verbindung mit dem Stadtleben in Bonn das Beste aus beiden Welten.

WOLL: Was würden Sie anderen Personen raten, die vor der gleichen Entscheidung stehen, zurückzukehren?
Lena Schmidt:
Einfach probieren. Wenn man sich nicht zurückhält und aktiv ist, kann man sich schnell eingliedern. Dabei helfen Netzwerke und Organisationen wie auch HSK Heimvorteil. Ich habe einen der Rückkehrerstammtische besucht und dort Gleichgesinnte gefunden. Auch das Vereinsleben oder Hobbys können dabei helfen, „zurückzufinden“. Mehr Projekte zur Vernetzung würde ich jederzeit unterstützen.

WOLL: Würden Sie wieder zurückkehren?
Lena Schmidt:
Ja. Es war auf jeden Fall wichtig, einmal weggewesen zu sein, um an Erfahrung zu gewinnen. In unserem Fall war das Wiederkommen ja auch ein fließender Prozess, der sich schrittweise entwickelt hat. Mit der Zeit ergeben sich neue Gestaltungsmöglichkeiten im Leben, von denen man profitieren kann. Es ist sehr wichtig, sein eigenes Potential zu nutzen!