Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde

Hubert „Hubsy“ Fasel erzählt aus seinem bewegten Reiterleben

Text von Kerstin Thielemeier – Fotos von Heidi Bücker

Wenn wir es nicht besser wüssten, würden wir behaupten, dass das Zitat „Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“ von Hubert Fasel stammt. Er hat, wie kaum ein anderer Schmallenberger, sein Leben und seine Karriere den Pferden gewidmet. Von klein auf war er ein Pferdeflüsterer. „Schon in frühester Kindheit haben mich Pferde fasziniert. Sie waren und sind nach wie vor meine große Leidenschaft“, erinnert sich Hubert Fasel, der nicht nur von den Schmallenbergern liebevoll „Hubsy“ genannt wird.

Faszinierend, wie sich der heute 91-Jährige an seine Laufbahn und die Reitsportentwicklung erinnert. So sei der erste Turnierplatz in Schmallenberg „Auf der Lake“ gewesen. Sportliche Wettkämpfe gab es dort bereits 1935. Der Reitverein wurde um 1945 gegründet. „Zu meiner Zeit war Paul Falke der 1. Vorsitzende des Vereins. Unter ihm wurde das erste Nachkriegsturnier durchgeführt“, erzählt Hubert Fasel. „Ich bin damals noch für meinen Stall aus dem Münsterland angetreten. Paul Falke hat mich dann abgeworben und so bin ich nach Schmallenberg gekommen.“ Als Bereiter und Verantwortlicher für die Turnierpferde von Falke nahm seine Karriere ihren Lauf. Anfang der 50er Jahre entstand der Reitplatz in der Tränke. Erste Überlegungen zum Bau einer Reithalle standen ebenfalls auf dem Plan.

Der Turniersport bekam bei Falke – nicht zuletzt durch das hohe Engagement von Hubert Fasel – eine immer größer werdende Bedeutung. „Die Falke-Pferde habe ich damals vom Privathaus am Kirchplatz abgeholt und bin dann damit zum Reitplatz in der Tränke geritten. Ja, das waren noch Zeiten“, erinnert sich der Pferdekenner gern. Bei einem Turnier in Schmallenberg saß er hoch zu Ross und erblickte eine Frau im Publikum. „Sie fiel mir sofort auf. Eigentlich hatte ich ja nur meine Pferde im Kopf. Aber dieses Mädchen musste ich kennenlernen“, lacht Hubsy. 1960 wurde geheiratet. Mit Hildegard Fasel (geborene Dornseifer) ist er im nächsten Jahr 60 Jahre verheiratet. Die Schmallenbergerin hatte als selbstständige Schneidermeisterin damals auch alle Hände voll zu tun, dennoch hat sie ihren Mann hin und wieder zu Turnieren begleitet. „Er war so oft weg, aber man hat sich im Laufe der Jahre daran gewöhnt. Ich war schon sehr stolz auf ihn“, berichtet die 87-jährige Hildegard Fasel, die immer wusste, dass ihr Mann auch privat fest im Sattel sitzt.

Auch mal besser als Schockemöhle …
Nationale und internationale Turniere ist er geritten. Immer mit großen Erfolgen. Auf Augenhöhe war er mit Reitern wie Schockemöhle und Winkler (um nur einige Namen zu nennen) am Start. „Ich habe an unzähligen Turnieren teilgenommen und sehr viele davon gewonnen, aber geprahlt habe ich damit nie“, erzählt Hubert Fasel. Sein Name stand oft in der Zeitung und war nicht nur in der Reiterszene bekannt. Besonders gefreut hat ihn die Verleihung der „Goldenen Peitsche“ von Nörten-Hardenburg. Im Springturnier 1959 gewann er mit einem fehlerfreien Ritt noch vor Alwin Schockemöhle. Das war eine echte Sensation.

Um an großen Turnieren teilnehmen zu können, musste man sich qualifizieren und entsprechende Erfolge vorweisen. Beides konnte er. Zu gerne erzählt er von der Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft in Berlin. Die Mauer stand bereits. So musste man ein Stück durch den Osten Berlins. An der Grenze hieß es dann „Papierkram“. Die Russen mussten erst Freigabe erteilen, bevor man weiterfahren konnte. „Wir hatten damals einen umgebauten Bus für unsere Pferde. Falke hatte diesen Bus mit Boxen ausgestattet und mit Teppich ausgelegt. Aber es war und blieb ein Bus. Die Augen der Vopos an der Grenze werde ich nicht vergessen. Die haben gestaunt“, lächelt Hubert Fasel. Damals gab es schon viele teilnehmende Reitställe. So hatte zum Beispiel der von Neckermann bereits richtige Pferdetransporter. Das waren auch Hingucker, aber eben nicht so einer wie der „professionelle“ Pferde-Bus aus Schmallenberg.

International als Pferdekenner gefragt
Als der Turniersport bei Falke etwas weniger wurde, kam ein Angebot aus Wuppertal. Dort leitete „Hubsy“ dann fast vier Jahre einen Reitstall. „In dieser Zeit habe ich die Familie Porsche kennengelernt. Herr Porsche hat mich vom Fleck weg engagiert, um seinen Stall in Zell am See in Österreich zu führen“, erzählt Hubert Fasel. Und das hat er dann auch gemacht. Gemeinsam mit seiner Frau war er fast sechs Jahre dort. Erst im „Rentenalter“ haben beide entschieden, zurück nach Schmallenberg zu kommen. „Wir haben viel gesehen, viel erlebt und für unsere Verhältnisse erfolgreiche Zeiten genossen“, berichtet Hubert Fasel mit einer charmanten Bescheidenheit. „Aber heute sind wir froh, dass wir wieder in Schmallenberg sind“, fügt er hinzu. Final bleibt zu sagen: „Das Glück der Pferde ist so ein Reiter auf der Erde.“