Peacemaker

Junges Dortmunder Filmteam dreht im Sauerland

Von Hermann-J. Hoffe

Im Frühjahr 1891 werden im Kloster Saint Martin an der amerikanisch-kanadischen Grenze dreizehn Nonnen und sieben Priester brutal ermordet. Mounted Policeman Richard Custer und State Marshal William James Richford jagen den Mörder über die Grenzen der Länder hinaus. Sie treffen auf Liz, die einzige Überlebende des Brandes, die mehr in die Vorkommnisse verstrickt ist, als es zunächst scheint. – Genau darum geht es im Film „Peacemaker“, den fünf junge Filmemacher aus Dortmund nächstes Jahr bei uns im Sauerland drehen wollen. Das Team besteht aus Maximilian Osterholz aus Sundern-Langscheid (Drehbuch und Regie), Thilo Kokozinski (Kamera), Nina Noskowiak (Produktion), Sören Denecke (Licht) und Melissa Arcak (Schnitt). Wir vom WOLL-Magazin haben die fünf eingeladen und sie interviewt.

WOLL: „Peacemaker“, ist das nicht ein komischer Titel für einen Sauerland-Western?
Max:
Zwar wird der Western im Sauerland gedreht, aber die Geschichte des Films spielt an der kanadisch-amerikanischen Grenze. Deswegen trifft der Begriff „Sauerland-Western“ nicht ganz zu. Dennoch war die Entscheidung, diesen Film im Sauerland zu drehen, eine sehr naheliegende: Ich bin in Langscheid aufgewachsen und habe meine ganze Jugend in den umliegenden Wäldern verbracht.
Thilo: Die Wälder haben etwas sehr Mystisches und Romantisches. Genau diesen Aspekt wollen wir in den Film einfließen lassen. Wir glauben, zwei Cowboys durch die Wälder Langscheids reiten zu lassen, mit der Sorpe in der Ferne, wird einen sofort in die Western-Stimmung bringen, die wir beabsichtigen.

WOLL: Im Mai habt ihr das Ende gedreht, der Anfang wird im April 2020 entstehen. Wieso habt ihr es in dieser Reihenfolge gemacht – und was habt ihr euch für den Film vorgenommen?
Max:
Dass wir das Ende zuerst gedreht haben, hatte zwei einfache Gründe: Die Idee zu dem Western ist im Rahmen eines Seminars entstanden, für das unser Film zu lang war. Das hieß, dass wir nur einen kleinen Teil des Films im Mai 2019 drehen konnten. Des Weiteren war für uns die Umsetzung des großen Finales in „River Row“ ein Meilenstein, den wir erreichen wollten, bevor wir uns an den Rest des Filmes wagen.
Thilo: Da wir alle große Westernfans sind, wollen wir mit „Peacemaker“ die klassische Story eines Westerns erweitern und diese im modernen Gewand erzählen.
Max: Das heißt konkret, dass sich unsere weibliche Protagonistin Liz den typischen Westernhelden und -bösewichten stellen muss.
Melissa: Den hohen Qualitätsstandard, den wir uns selbst im letzten Drehblock auferlegt haben, werden wir auch im ersten Teil einhalten. Wir haben uns vorgenommen, alle schönen Landstriche und Facetten des Sauerlands in unserem Western einzufangen und das Sauerland in unser Kanada des Jahres 1891 zu verwandeln. Zwar kann jedem klar sein, dass wir den Film im Sauerland gedreht haben, für die Zeit des Films sollen sich die Zuschauer aber in der Western-Illusion verlieren. Darüber hinaus wollen wir mit tollen und interessanten Bildern eine fesselnde und spannende Geschichte erzählen.

WOLL: Ist die Finanzierung unter Dach und Fach?
Nina:
Leider noch nicht. Für diesen Drehblock müssen wirmindestens 8.000 Euro auftreiben. Die Suche nach Sponsoren ist in vollem Gange. Unter anderem gibt es eine Crowdfunding-Kampagne, bei der man Geld spenden und sich durch seine Spende tolle Giveaways sichern kann. Aber auch offizielle Sponsoren sind natürlich gerne gesehen. Dafür muss man nicht aus dem Kunstbereich kommen. Jeder kann uns sponsern. Es gibt auch praktische Möglichkeiten, die Sache zu unterstützen: Ein Restaurant könnte uns zum Beispiel für einen Tag das Essen stellen. Genauso brauchen wir Unterstützung beim Transport des Equipments und der Crew, da wir ja in den Wäldern von Langscheid drehen. Unterkünfte für unsere Schauspieler und Crew wären ebenfalls eine große Hilfe.

WOLL: Was hat ein Förderer oder Sponsor davon, wenn er euch finanzielle Mittel für die Fertigstellung des Films zur Verfügung stellt?
Sören:
Für den Anfang gibt es da unsere Startnext-Kampagne. Dort kann sich jeder Förderer tolle Dankeschöns sichern – egal, ob er 5 oder 500 Euro spendet. Jeder Euro hilft uns, unserem Ziel einen Schritt näher zu kommen.Des Weiteren steht der Name jedes Unterstützers im Abspann des fertigen Films. Damit ist es quasi auch sein Film. Dass alle Unterstützer zur Filmpremiere Ende nächsten Jahres eingeladen werden, versteht sich von selbst.
Nina: Für Firmen gibt es noch die Möglichkeit, uns unabhängig von Startnext mit Geld- oder Materialsponsorings zu unterstützen. Als Gegenleistung wird jede Firma auf all unseren Social-Media-Seiten verlinkt und in den Posts zum Film erwähnt. Darüber hinaus stehen die Firmennamen und -logos im Abspann. Wenn der Film fertig ist und auf Festivaltour geht, wird er ein großes Publikum erreichen. Auch ein Betriebsausflug ans Set oder eine Statistenrolle sind im Angebot.
Melissa: Mit großzügigen Sponsoren kommen wir als Filmteam auch gerne für eigene Projekte wie zum Beispiel einen Imagefilm zusammen.

WOLL: Wohin soll es beruflich nach Beendigung des Studiums gehen?
Max:
Mein Werdegang zum Filmemacher war eigentlich schon ab der Grundschule klar. Mein ganzes Schulleben lang konnte ich in kreativen Aufgaben immer am meisten glänzen. Ich komme aus einer sehr musikalischen Familie, daher war es nicht verwunderlich, dass ich eine eigene Band gründete. Während der weiterführenden Schule wollte ich immer Musik studieren und als Berufsmusiker mein Geld verdienen. Doch als wir dann in der 8. Klasse eine Film-AG hatten, konnte ich mich voll und ganz dafür begeistern. Film wurde mein Steckenpferd und Musik blieb mein Hobby. Auch heute ist Musik immer noch ein guter Katalysator, um abzuschalten, doch Film ist meine wahre Leidenschaft. Hoffentlich schaffe ich es, all meine Ideen nach dem Studium auf die große Leinwand zu bringen. „Peacemaker“ ist dabei eine von vier Ideen, die ich in den nächsten Jahren umsetzen will. Wenn „Peacemaker“ im Mai 2020 abgedreht ist, steht das nächste Drehbuch in den Startlöchern.

Nina: Mit sechs Jahren habe ich meinen ersten Fotoapparat geschenkt bekommen. Ich begann, mit Fotos Geschichten zu erzählen, und so war der Schritt zum Film nicht weit. Zusammen mit meinen Freunden habe ich seitdem einige kurze Filme realisiert. Mehrere Praktika im Medienbereich später wusste ich: Ich will meinen Traum verwirklichen, Filme zu machen. Zunächst begann ich, Drehbücher zu schreiben. Mit dem Filmstudium an der FH Dortmund will ich mir das Wissen aneignen, um meine Ideen professionell umzusetzen. Ich sehe mich dabei vor allem im Bereich Drehbuch, Produktion und Regie. Bei „Peacemaker“ habe ich die Produktion geleitet, während der Dreharbeiten als Aufnahmeleitung für die Organisation gesorgt und den Überblick über alles behalten. Denn eine gute Planung ist essenziell für jede Produktion.

Sören: Als kleiner Junge hatte ich nur Fußball im Kopf, ein toller Sport, in dem es für mich allerdings nie über die Kreisliga hinausging. Erfolgreicher war ich in einem anderen Hobby. Als Jugendlicher entdeckte ich das Jo-Jo und sicherte mir viermal den deutschen Meistertitel. Mittlerweile bin ich ausgewachsen und mit 2,04 Metern gar nicht mehr so klein. Nach dem Abitur und diversen Praktika in Videoproduktionsfirmen habe ich eine Leidenschaft für bewegte Bilder entwickelt. Mit dem Filmstudium an der FH Dortmund möchte ich diesen Weg auch beruflich einschlagen. Dabei bin ich eher ein Allrounder, als auf ein bestimmtes Department festgelegt. Häufig findet man mich in der Postproduktion. Doch bei unserem Western „Peacemaker“ bin ich am Set als Oberbeleuchter tätig. Dabei geht es darum, in enger Absprache mit dem Kameramann Licht kreativ einzusetzen, um eine Stimmung zu erzeugen, die die Emotionen einer Szene unterstützt. Oder ganz simpel gesagt: Ohne Licht kein Bild!

Thilo: Filme haben mich schon immer fasziniert. Mit Bildern Geschichten zu erzählen, ist eine ganz besondere Sache. Die Kamera ermöglicht es mir, Kinobesuchern diese Geschichten so zu zeigen, wie ich sie sehe. Ich habe schon früh gewusst, dass ich zum Film möchte, und habe nach der Schule eine Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton in einem Filmstudio gemacht. Jetzt ermöglicht mir das Studium, eigene Projekte mit großem Aufwand umzusetzen und dabei mit vielen tollen und talentierten Leuten zusammenzuarbeiten. Deswegen habe ich mich gerne der Herausforderung gestellt, einen Western wie „Peacemaker“ zu drehen. Mit jedem Projekt lernt man neue Leute kennen und auch mehr über die Welt, in der wir leben. Es ist wichtig, neue Wege zu gehen, um spannende Filme auf die Leinwand zu bringen. Das ist es, was mich antreibt und was ich in Zukunft machen will.

Melissa: Meine Begeisterung für Filme habe ich von meinem Vater übernommen, der mich schon früh mit diesem wundervollen Medium zusammenbrachte. In der Schulzeit liebte ich es, an Theaterstücken zu arbeiten und mitzuspielen. Erst wollte ich Schauspielerin werden. Doch mit der Zeit stellte ich fest, dass es mir hinter den Kulissen bzw. hinter der Kamera besser gefiel. Lieber spät als nie drehte ich in der 12. Klasse meinen ersten Film. Witzigerweise musste ich selbst eine der drei Hauptrollen übernehmen, weil kaum jemand wirklich Lust hatte, mitzumachen. Ich war danach sicher, dass ich Film studieren möchte. Über den Umweg eines Germanistikstudiums startete ich 2017 den Film-Studiengang in Dortmund. Im Studium bewege ich mich meist im Regiedepartment (Regie oder Regieassistenz) oder in der Postproduktion (meist Schnitt). Bei „Peacemaker“ war ich am Set die Regieassistenz von Max und habe den Film geschnitten. Gerade die Action-Sequenzen zu montieren, war eine neue Herausforderung, da ich bis dahin noch nie eine Schießerei geschnitten hatte. Hoffentlich war es auch nicht die letzte, denn mein Ziel ist es, als Regisseurin bzw. Editorin noch ganz viele fiktionale Geschichten zu inszenieren und zu montieren.