Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe. Oder vielleicht doch?

Zwei Schmallenberger Zahnärztinnen geben einen kleinen Einblick in ihre Arbeit

Text von Kerstin Thielemeier – Foto: Frank Gries

Das rasante Tempo der Digitalisierung in allen Bereichen des Lebens betrifft selbstverständlich auch die Zahnmedizin. Dr. Lilia Gries und Sabine Broy – selbstständige Zahnärztinnen in Schmallenberg – kennen sich aus, wenn es heißt: Zahn um Zahn. „Ich muss zum Zahnarzt!“ Diese Aussage löst bei vielen Patienten Unbehagen aus. Angst vor Schmerzen und langen Sitzungen, daran hat nun wirklich keiner Freude. Dies kennen die beiden Zahnärztinnen nur zu gut: „Wir spüren und sehen es sofort, ob wir es mit einem ‚Angstpatienten‘ zu tun haben.“ Einfühlsam und verständnisvoll zu sein, kombiniert mit technischem und medizinischem Fachwissen, ermöglicht es, dass heute keiner mehr leiden muss. „Die Angst vor dem Zahnarzt ist bei vielen Patienten so verankert, dass wir bereits bei den Kleinsten damit beginnen, fast schon spielerisch eine Behandlung durchzuführen. Von diesen positiven Erfahrungen können unsere Patienten und wir künftig profitieren“, berichten die beiden Frauen.

Sie bestätigen, dass sich die Behandlungsmethoden im Vergleich zu denen in ihren jeweiligen Studienzeiten wesentlich verbessert haben. Der technologische Fortschritt sei besonders in den vergangenen vier bis fünf Jahren nahezu explodiert. So gibt es heute bereits die Möglichkeit, Abdrücke digital zu erstellen oder Zahnmodelle mit einem sogenannten 3D-Drucker regelrecht auszudrucken. Darüber hinaus sind Materialien enorm optimiert worden. Die dentale Weiterentwicklung im Bereich der Füllungen, des losen oder festen Zahnersatzes sowie der Implantate gewährleistet heute eine wesentlich längere Haltbarkeit.

Wobei nicht gespart werden sollte
Doch welches Material bei Füllungen, Brücken, Kronen und Co. verwendet werden soll, entscheiden nicht immer die Zahnärztinnen. Nicht selten entscheidet der Geldbeutel des Patienten – vor allem, wenn es sich um umfangreichere Sanierungen handelt. Selbstverständlich trifft man da buchstäblich den Nerv des Patienten, wenn es um Zuzahlung geht. Doch in den Praxen von Dr. Lilia Gries und Sabine Broy sind die meisten Patienten bereit zuzuzahlen, wenn es um ihre Gesundheit geht. Ein Beispiel aus der Praxis von Sabine Broy: „Wenn ich bei einer Karies eine Füllung setzen muss, verwende ich auf Wunsch meiner Patienten zahnfarbendes Füllmaterial. Das bedeutet allerdings eine Zuzahlung. Eine Amalgam-Füllung wird von der Krankenkasse übernommen. Das möchte aber kaum noch jemand“, berichtet Sabine Broy.

Aber von der Zahnfüllung bis zum Zahnersatz ist es noch ein weiter Weg, oder? Das sehen die beiden Ärztinnen ganz anders. Zahnersatz ist heute keine Frage des Alters mehr. Das A und O ist die Mundhygiene. Zu viel Zucker-konsum, falsches Zähneputzen, falsche Bürste und sogar eine falsche Zahncreme können gravierende Folgen haben. Schlecht geputzte Zähne heißt, dass sich Bakterien im Mundraum explosionsartig vermehren können. Das kann sich auf den ganzen Organismus auswirken und schwere gesundheitliche Probleme hervorrufen. „Falsche Putztechnik erkenne ich sofort. Zahnzwischenräume sollten zusätzlich mit Zahnseide gereinigt werden. Und von den weißmachenden Zahncremes halte ich gar nichts“, erzählt Dr. Lilia Gries.

Trend Bleaching
Gepflegte, gesunde und weiße Zähne will doch jeder, oder? „Ja, das stimmt. Weiße Zähne suggerieren, dass man jung, gesund und erfolgreich ist. Ich empfehle meinen Patienten, die weißere Zähne wünschen, ein Bleaching“, rät Dr. Lilia Gries. „Davon halte ich wiederum nichts“, betont Sabine Broy. Die beiden fachsimplen zwischendurch immer mal wieder, man versteht eigentlich nichts, bis schließlich ein Resümee folgt: „Wenn das Bleaching professionell gemacht wird, greift es die Zähne nicht an. Aus der Zahnsubstanz werden Farbpigmente herausgezogen und die Ursprungsfarbe des Zahnes wird wieder hervorgehoben“, beschreibt Dr. Lilia Gries den „Weißmacher-Vorgang“ Bleaching. „Ich bin da etwas zurückhaltender“, fügt Sabine Broy hinzu. „Zähne könnten danach kurzzeitig schmerzempfindlicher werden. Die professionelle Zahnreinigung sollte regelmäßig durchgeführt werden. Und die tägliche Zahnpflege sollte privat etwas ernster genommen werden.“

Der Empfehlung einer professionellen Zahnreinigung stimmt Dr. Lilia Gries hundertprozentig zu: „Das ist wirklich ein wichtiger Aspekt. Die regelmäßige Prophylaxe betrifft nicht nur Erwachsene, sondern auch Jugendliche und Kinder.“ Dabei scheine das richtige Reinigen so einfach, sei aber doch so schwer. Allein die Auswahl an Zahnpflegeprodukten in den Regalen der Drogerien und Supermärkte sei unfassbar vielfältig und nicht selten irreführend. Wichtig sei es, dass Fluorid in der Zahncreme enthalten ist und elektrische Zahnbürsten eine Anpresskontrolle haben. Und schon wieder verfallen die beiden ins Fachsimpeln. Es wird gelacht und widersprochen, aber final kommen sie dann doch auf einen Nenner.

Kennengelernt haben sich die Zahnärztinnen übrigens bei einem ganz normalen Zahnarztbesuch. Da war die eine bei der anderen im Stuhl. Ein Zeichen von gegenseitigem Vertrauen. In ihren eigenen Praxen in Schmallenberg bzw. Wormbach haben beide gut zu tun. Den Schritt in die Selbstständigkeit bereut keine, ganz im Gegenteil. „Du musst viel arbeiten, du musst ständig investieren und dich weiterbilden, aber so wollen wir das ja. Außerdem ist es ein tolles Gefühl, wenn Patienten wieder schmerzfrei lachen können“, freut sich Sabine Broy und bekommt ein zustimmendes Nicken ihrer Kollegin.

Zahnärztin ist Sabine Broy (45 Jahre) seit 1998, selbstständig in Wormbach seit 2008. Die gebürtige Leipzigerin ist mit Leib und Seele „Schmallenbergerin“ geworden. So geht es Dr. Lilia Gries (47 Jahre) ebenfalls. Geboren und aufgewachsen ist sie in Tadschikistan (Zentralasien). 1992 kam sie mit ihrer Familie nach Deutschland und ist seit 2007 Zahnärztin. Die eigene Praxis in Schmallenberg führt sie seit 2010. Wenn auch die eine oder andere Behandlungsmethode kontrovers diskutiert wurde, einig wurden sich die beiden Zahnärztinnen dann doch immer. Ob beim Zahnärzte-Stammtisch mit Kollegen und Kolleginnen oder auf Fortbildungen und Veranstaltungen, die beiden treffen sich regelmäßig. Und dann wird weiter gefachsimpelt, nach dem Motto: Ist das Gleiche auch dasselbe?