Ein besonderes Erlebnis auf Filuschs Farm

Alpacas in Schmallenberg-Kückelheim

Text von Heike Schulte-Belke – Fotos: Heidi Bücker

Mit neugierigen Blicken beobachten sie uns, als wir den steilen Hang hinaufklettern und ihnen immer näher kommen. Edelbert, der Chef der Truppe, hat alles unter Kontrolle und lässt sich keinen unserer Schritte entgehen. Beruhigend für alle ist, dass uns Adam Filusch zur Seite steht, denn er ist der Besitzer der fünf „Jungs“ – ihn kennen sie bestens.

Eine robuste Männertruppe
Die ersten Alpakas kamen 2013 zu den Filuschs nach Kückelheim, mittlerweile sind es drei Alpakas und zwei Lamas, die zum Ortsbild gehören – und zur Familie. „Es war gar nicht so einfach, die passenden Tiere für eine ausgeglichene Herrenkonstellation zu finden“, erklärt Karina Filusch. Nils, Chicco und Sammy, die Alpakas, sind etwas kleiner als die Lamas Otti und Edelbert, und auch ihr Fell unterscheidet sich von dem der Lamas, obwohl beide zur Familie der Kamele gehören. Ursprünglich hatten sich Karina und Adam Filusch die Tiere als pflegeleichte „Rasenmäher“ angeschafft, da ihr Grundstück am steilen Hang liegt und das Bewirtschaften dort sehr schwierig ist. Ein großer Vorteil dabei ist, dass die Tiere als sogenannte Schwielensohler wie auf sanften Pantoffeln laufen und somit keine Trittschäden verursachen.

Als Pflanzenfresser und Wiederkäuer können sie bei Temperaturen von minus 10 Grad bis plus 20 Grad gut draußen leben und sind mit einem trockenen Unterstand und einem Wasservorrat zufrieden. Im geschorenen Zustand sind auch Temperaturen über 30 Grad tolerierbar. Im tiefsten Winter fühlen sie sich jedoch im Stall auf der Farm wohler. Doch das sind noch lange nicht alle Gründe dafür, warum die flauschigen Tiere für die Filuschs mittlerweile zur Leidenschaft geworden sind.

Unterwegs in der Natur – mit vierbeinigen Begleitern
„Sie strahlen eine unglaubliche Ruhe und Gemütlichkeit aus“, erklärt Adam Filusch. „Es ist eine tolle Erfahrung, mit ihnen einen Spaziergang durch die Natur zu machen, und da die Nachfrage immer größer wurde, bieten wir das seit diesem Jahr an.“ Nach einer kleinen theoretischen Einführung sowie dem ersten Kennenlernen und Streicheln der ursprünglich aus den Anden stammenden Tiere dürfen sie selbständig geführt werden. Während des Spaziergangs kann man viel Interessantes über sie erfahren und auch für Fotos ist Zeit. Das Lama Otti zum Beispiel liebt die Ruhe, während der dominante Edelbert als Chef immer auf seine kleine Herde aufpasst. Bei den Alpakas ist Nils der Ruhige, der sich aus allem heraushält, während Chicco immer superneugierig ist und Sammy als kleiner „Brandstifter“ immer die Herausforderung sucht. „Wenn er es mal wieder übertreibt und seine Artgenossen provoziert, kommt es vor, dass nach einer kurzen Vorwarnung gespuckt wird“, sagt Adam Filusch – und kaum hat er es ausgesprochen, passiert‘s auch schon. Das liegt in der Natur dieser Kameltiere. Sie tun das allerdings nur als Warnung oder zur Verteidigung. Zu viel Nähe oder Futterneid können ein Grund sein. Menschen werden in der Regel nicht angespuckt, es sei denn, die Tiere fühlen sich bedroht.

Beliebt sind auch die Fotoshootings. Ob auf Hochzeiten oder als Überraschungsgäste bei Geburtstagen – für ein außergewöhnliches Bild können die Tiere nach Absprache gemietet werden. Karina Filusch, gelernte Heilpädagogin mit Erfahrung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe und der Frühförderung, kann eine tiergestützte Pädagogik außerdem gut in ihre hauptberufliche Tätigkeit in der Kinder- und Jugendhilfe integrieren. Denn Lamas und Alpakas sind nicht nur durch ihre Ruhe dafür geeignet, sie nehmen auch sensibel die Stimmungen des Menschen wahr. Alpakas haben schon ihren eigenen Charakter, das wird schnell deutlich. Alleinhaltung ist nicht erlaubt und auch unsere drei sind unzertrennlich. Kürzlich musste Chicco in der Tierklinik operiert werden, und da er nicht von den anderen getrennt werden konnte, mussten eben alle drei mit. Auf ihrer Wiese haben sie immer ausgesuchte Plätze, die als Toilette dienen – dort, wo sie alles überblicken können. Nur in Ausnahmefällen erledigen sie ihr Geschäft unterwegs.

Tierische Eigenarten
Interessant finden wir auch, dass die Crias, wie man die Jungtiere nennt, immer morgens geboren werden. Das wird von der Natur so gesteuert, da die Muttertiere ihre Jungen nicht trockenlecken und die morgendliche Sonne diese Aufgabe übernimmt. Da sie diese Nähe nie kennen gelernt haben, sind sie auch keine Kuscheltiere – auch wenn ihr Fell durchaus zum Kuscheln einlädt. Am Halfter gehen, sich streicheln lassen, all das muss trainiert werden. „Sie mögen es überhaupt nicht, am Kopf und am Hinterteil angefasst zu werden“, weiß Adam Filusch. Und überhaupt sollte man beim Umgang gewisse Regeln beachten und die Tiere nicht erschrecken. Die Vorwarnung kommt sonst schnell – und was danach passiert, wissen wir ja.

In Deutschland sind Alpakas seit 1996 als landwirtschaftliche Nutztiere anerkannt und damit Schafen oder Pferden gleichgesetzt. Es sind jedoch keine Reittiere und eine artgerechte Haltung ist Voraussetzung. Meistens werden sie für die Wollgewinnung gezüchtet. Immer in der ersten Maiwoche ist auch in Kückelheim Schur. Ganze 4,5 Kilogramm Wolle kommen dann bei einem Alpaka runter.

Für mich war es der erste Spaziergang dieser Art und ich habe neue Freunde gefunden, besonders Sammy habe ich sofort ins Herz geschlossen. Auch bei den Freunden der beiden Kinder sind die Tiere sehr begehrt: Wer hat schon Lamas und Alpakas im Garten?! Es ist ein Hobby, bei dem die Filuschs alle mit Herz und Seele dabei sind. Und nach unserem Besuch verstehe ich auch sehr gut, warum das so ist.
■ Weitere Infos und Termine unter www.filuschsfarm.de