„Oh Warstein, wie bist du so schön!“

Warstein Project – Kompetenzteam in Sachen Heimatlieder

Text:   Britta Melgert
Fotos: Britta Melgert (überlassen von Detlef Holzhauer/Warstein Project)

„Jetzt schauen Sie sich doch hier mal um! Warstein hat so viele schöne Ecken, die alte Kirche, wunderbare Straßen mit alten Häusern. Und dieses viele Grün überall abseits der Hauptstraße!“ schwärmen Detlef Holzhauer, Helmut Hiegemann und Burkhard Ochel von ihrem Wohnort im nördlichen Sauerland. „Schade, dass das noch nicht alle Warsteiner erkannt haben. Uns ist es daher wichtig, das zu ändern.“

Die drei Musiker betrachten alte Fotos und erinnern sich an die Zeit ihrer ersten gemeinsamen Auftritte. „Wir waren bereits ab 1983 im Warsteiner Karneval aktiv, zunächst als Parodisten, doch dann immer öfter mit Karnevalsliedern“, erinnert sich Hiegemann. „Gemeinsam mit weiteren Musikerkollegen waren wir „Die Räuber“, noch bevor sich in Köln eine Band diesen Namen aussuchte“, schmunzelt Burkhard Ochel. „Wenn hier bei uns Karneval gefeiert wurde, waren wir Räuber immer mit dabei und haben die Hallen zum Kochen gebracht.“

Die Räuber – in Köln, Münster und im Radio

Schnell wurde man auch über die Stadtgrenzen hinaus auf die Warsteiner aufmerksam. „Wir haben in den 90ern ganz NRW abgegrast“, erzählt Detlef Holzhauer. „Köln, Münster… man hat uns und unsere Musik geliebt.“ Eine lustige Erinnerung: „Im Auto lief WDR 2, als wir zu einem Auftritt unterwegs waren. Und was hörten wir da? Tatsächlich: Eine Stunde lang nur unsere Lieder. Wir waren völlig baff, aber natürlich auch stolz!“

 „Dennoch wollten wir unseren Berufen weiter nachgehen und unsere Musik immer nur als schönes Hobby betrachten. Um aber saisonunabhängiger zu werden, entschieden wir uns irgendwann, auch Countrymusik einzustudieren. Pop- und Rockmusik kannten wir ja bereits aus unseren Anfangsjahren in Tanzmusikbands. So hatten wir dann sommertags ein breites Repertoire für unsere Auftritte, zum Beispiel in Kneipen“, erinnert sich Burkhard Ochel.

Lieder aus der Heimatstadt, teils hundert Jahre alt

„Irgendwann kam dann aber die Zeit, als wir unser Interesse für alte Lieder entdeckten. Heimatlieder, um genau zu sein“, erzählt Detlef Holzhauer. „Diesbezüglich sind wir drei heute unter unserem Namen „Warstein Project“ aktiv. Wir haben viele Lieder über Warstein ausgegraben; teils älter als 100 Jahre. Die meisten davon stammen von unseren Heimatdichtern Karl Stoer und Carl Beutin. Nur wenige der alten Texte waren in der Bevölkerung noch geläufig.“ Er nennt als Beispiel das Lied „Grad wie in Colonia“ von Karl Stoer, auch als „Karneval in unserer Stadt“ bekannt. Die Melodie wurde immer noch von der Warsteiner Stadtkapelle gespielt, aber vom Text konnte auf Veranstaltungen oft lediglich der Refrain mitgesungen werden. Wie schade!

Hand aufs Herz bei Liedern für die Seele

Durch akribische Recherche gelang es dem Trio, alte Unterlagen und Tonaufnahmen einzusammeln. „Wir haben dann geprüft, welche der Lieder auch heute noch singbar sind“, so Ochel. „Und die haben wir dann neu arrangiert und im Tonstudio professionell aufgenommen. Die fertigen Ergebnisse bieten wir auf unserer Homepage www.warstein-project.de zum Anhören und zum kostenlosen Download an. Wir wollen uns daran nicht bereichern. Stattdessen liegt uns die Verbreitung und Erhaltung des alten Liedguts am Herzen.“

Auch Detlef Holzhauer spricht von einer „Herzenssache“ beim Warstein Project, und er denkt beispielsweise an das Lied „Die alte Bank“ von Carl Beutin, wenn er über Lieder mit Seele spricht, Lieder, die anrühren und bei denen man geneigt ist, die Hand aufs Herz zu legen.

Downloads in Warstein und Los Angeles

 „Ja, das interessiert die Leute“, berichtet Holzhauer. Ich hätte anfangs nie mit einer solch hohen Nachfrage gerechnet, aber wir können die ständig steigende Zahl der Downloads verfolgen. Auswertungen zeigen das Interesse weit über Warstein hinaus. Inzwischen sind unsere Songs sogar über einen amerikanischen Server zu haben, und so werden sie auch in den USA regelmäßig heruntergeladen.“

Aber auch live ist das Trio vom Warstein Project zu erleben: Mit glänzenden Augen erzählen sie uns von einem der musikalischen Highlights der letzten Zeit: ihrem Auftritt in der kalabrischen Partnerstadt Pietrapaola, wo aus einem als „Rudelsingen“ geplanten Treffen für die rund 80 mitgereisten Warsteiner ein großes Event wurde, als sich italienische Musiker und die einheimische Bevölkerung begeistert hinzugesellten. „Da musste das gesamte Repertoire von Räuber bis Warstein Project halt in mehreren Sprachen her“, lacht Hiegemann. „Bei den Übersetzungen ins Englische, Französische und Italienische haben wir insbesondere an alle Freunde in den Warsteiner Partnerstädten gedacht. Die im sächsischen Wurzen verstehen uns auch so.“

Spontane Auftritte für Freunde und alte Fans

 „Die Ära der regelmäßigen, großen Auftritte ist aber inzwischen vorüber. Sowohl aus zeitlichen als auch aus gesundheitlichen Gründen möchten wir uns nicht mehr fest für Veranstaltungen verpflichten lassen“, sind sich alle drei einig. „Doch wenn es mal passt, dann haben wir oft die Musikinstrumente im Auto und spielen beispielsweise für unsere Fans irgendwo spontan in einer Kneipe oder auf einem Fest. Und etwas ganz Besonderes sind immer auch Auftritte im Garten von Haus Kupferhammer.“

Noch während unseres Gespräches haben schon wieder neue Downloads stattgefunden. Auch das sind Bestätigungen, die zum Weitermachen motivieren. „Da schlummern noch so einige Lieder, teilweise nur in der Notenfassung, oder es ist lediglich der alte Text vorhanden“, sagt Detlef Holzhauer und er verspricht: „Daran arbeiten wir noch! Erst kürzlich haben wir zum Beispiel für unsere Stadtkapelle einen Bläsersatz vom „Wöske Schnaodloiperlied“ neu erstellt.“

Darüber hinaus schreiben sie auch eigene Heimatlieder, beispielsweise eins über den 200-Jährigen, der wohl jedem Warsteiner bekannt ist, oder „Nach Warstein musst du geh’n“. Ihre Liebe zu Warstein musikalisch aus dem Blickwinkel eines Menschen im 21. Jahrhundert zum Ausdruck zu bringen, das ist ihnen ebenso wichtig wie die Erhaltung der alten Lieder.

„Und da kommen wir auch auf das zu sprechen, was aus unserer Sicht wirklich besonders ist an Warstein: Wald, Wiesen, schöne alte Kirchen und Häuser, das alles gibt es in vielen Orten. Aber unsere Stadt zeichnet sich zusätzlich durch die vielen Heimatlieder aus. Das gibt es nicht überall, und deshalb müssen wir sie erhalten“, kommt es von den drei Herren vom Warstein Project wie aus einem Mund. Und dann verabschieden sie sich mit dem Refrain des Warsteiner Heimatliedes:

„Oh du herrliches Städtchen im Wästertal

Umgeben von Tälern und Höh’n

Du unter der Sonne mein Ideal

Oh Warstein, wie bist du so schön!“

„Oh Warstein, wie bist du so schön!“ Warstein Project – Kompetenzteam in Sachen Heimatlieder – Warstein Projekt mit Schnaodloipers und Stadtkapelle