Alltäglicher Stress als Ursache von vielen physiologischen Problemen

Gesundheitskolumne von Georg Wüllner

Nicht der Rücken schmerzt, sondern die Last.

Ada Luz Márquez

Stress – ein alltägliches Phänomen
Wer kennt ihn nicht: den Stress? Er ist zu einem ständigen Begleiter geworden. Laut einer repräsentativen Stressstudie der Techniker Krankenkasse fühlt sich von zehn Bundesbürgern jeder sechste gestresst. Davon stehen 23 Prozent unter Dauerstrom.

Ihr persönlicher Tiger im Tank!
Stress dürfen wir nicht von vorneherein verteufeln, ist er doch ein wichtiger Signalgeber für uns. Ausgelöst wird das Signal durch das Cortisol, einen Botenstoff, der Sie zu ungewohnten Kräften führt: zum Beispiel bei Prüfungen oder anderen herausfordernden Situationen. Cortisol weckt Ihren Tiger im Tank! Daher spricht man in der Medizin von der sogenannten Kampf- und Fluchtreaktion, die der Botenstoff Cortisol auslöst. Was passiert mit Ihnen? Sie treten das Gaspedal! Blutdruck, Puls und Atemfrequenz steigen an und der Verdauungsapparat wird heruntergefahren. Der Sympathikus arbeitet. Wenn die Stresssituation vorbei ist, sollten im Normalfall die Stresshormone abgebaut und der Parasympathikus tätig werden: Ihr Bremspedal.

Negativer Stress gefährdet die Gesundheit
Diese physiologische Kampf- und Fluchtreaktion verlangt vom Körper Erholungsphasen! Die aber lässt der Alltag kaum noch zu. Sie kennen das: Die To-do-Liste wächst und mit ihr Ihr Anspruch, die Arbeit endlich vom Tisch zu fegen. Sie geben weiterhin Gas, obwohl das Tempolimit längst das Bremspedal fordert. Sie riskieren, geblitzt zu werden – in diesem Fall ein Bild dafür, physiologische Probleme zu provozieren.

Wo es weh tut, ist nicht immer was kaputt
Die Arbeit muss fertig werden! Mit dem Druck nehmen oft physiologische Probleme zu: Der Nacken schmerzt, Verspannungen machen sich breit. Zwei Drittel der Befragten der oben genannten Stressstudie (hoher Stresspegel) leiden unter unspezifischen Rückenschmerzen und Muskelverspannungen. Das lässt sich erklären: Treten ständig Stressreize auf, wird vermehrt Cortisol ausgeschüttet, Ihr Tiger im Tank ist ständig aktiv. Das wirkt gesundheitsgefährdend: Immunprozesse werden gestört, Muskeln abgebaut, Alterungsprozesse beschleunigt, Triggerpunkte aktiviert, Bauchfett wird produziert und das Bindegewebe geschädigt. Selbst Bandscheibenvorfälle können Folge dieses sogenannten Stress-Spannungsschmerz-Zyklus sein. Das Stresshormon Cortisol ist sogar ein Insulinantagonist, das heißt, es hebt den Blutzuckerspiegel an: Sie können stressbedingt zum Diabetiker werden. Stress und Ängste verursachen eine anhaltende Muskelkontraktion. Triggerpunkte entstehen und der hierdurch auftretende Schmerz macht wiederum Stress. Ein Circulus vitiosus, der uns leiden lässt!

Werden Sie nicht zum Grenzgänger!
Als kritische Grenze wird ein Dauerstress von sechs Wochen angesehen. Das heißt auch, dass Beziehungsprobleme, Pflege von Angehörigen, finanzielle Schwierigkeiten über einen Zeitraum von sechs Wochen physiologische Probleme hervorrufen können.

Sorgen Sie gut für sich!
Wenn Sie glauben, in diesem Stress-Spannungsschmerz-Zyklus gefangen zu sein, wird das Bedürfnis, etwas ändern zu müssen, auch zu einer Notwendigkeit! Grundsätzlich gilt es, sich zeitnah Freiräume zu schaffen. Das ist leichter gesagt als getan – ich weiß. Doch hier ist Ihre Initiative gefragt! Aus meinem Metier heraus gesprochen: Es gibt eine Fülle von wirksamen manuellen und aktiven Therapieformen, um den Stress-Spannungsschmerz-Zyklus zu unterbrechen. Die Basis dieser Therapie ist, mit dem Patienten eine Methodik der Stressreduktion zu erarbeiten und eine sogenannte „Resilienz“ gegenüber Stress aufzubauen. Unterstützend in diesem Prozess kann das Herzratenvariabilitätstraining (HRV-Training) sinnvoll sein. Was bedeutet das?

HRV-Training kann helfen
Spürt man genau in sich hinein, fällt auf, dass sich die Herzfrequenz bei einem gesunden Organismus während des Ein- und Ausatmens verändert. Die Anpassungsfähigkeit der Herzrate an die Atmungsfrequenz erlaubt Rückschlüsse auf den globalen Gesundheitszustand eines Menschen. Bei der HRV wird der Zeitabstand von einem Herzschlag zum nächsten betrachtet und beobachtet, wie die Abstände sich verändern. Die Veränderung dieser zeitlichen Abstände ist ein Maß für die Regulationsfähigkeit des autonomen Nervensystems. Mit verschiedenen Biofeedback-Techniken und -Geräten kann durch die Messung der HRV das Zusammenspiel von Sympathikus und Parasympathikus erfasst und sichtbar gemacht werden. Diese HRV-Geräte kann man für unter 100 Euro erwerben und einfach an sein Smartphone anschließen. Wir selbst nutzen diese Techniken bei Politikern, Profisportlern und SEK-Beamten. Ziel ist es hierbei, die HRV durch ein gezieltes Training zu steigern, damit der Körper leichter regenerieren und den Stress abbauen kann. Wissenschaftliche Studien haben nachgewiesen, dass sich die HRV bei gleichmäßiger Atmung von 5,5 Atemzügen pro Minute erhöht. Dabei ist es wichtig, einen speziellen langsamen Atemrhythmus mit sechs Sekunden Einatmen und sechs Sekunden Ausatmen einzuhalten. Zur Vereinfachung des Trainings gibt es Hilfsmittel, sogenannte Atem-Pacemaker, mit denen sich der Rhythmus genau einhalten lässt. Dieses Training, das zweimal täglich für 15 Minuten durchgeführt werden sollte, hat einen Einfluss auf kardiovaskuläre Erkrankungen, Angstzustände, Depressionen sowie Konzentrationsfähigkeit, es deaktiviert Triggerpunkte und reduziert somit auch Schmerzen.

Fachpraxis in der Therapie für Orthopädie und Sportmedizin
Georg Wüllner, MSc. PT-OMT
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