Sauerländer Igel

Text: Kerstin Matthies – Foto: Thorsten Hinke

Erstaunlicherweise muss man niemandem erklären, wie ein Igel aussieht. Schon kleine Kinder kennen die Tierchen im Stachelkleid. Das liegt unter anderem an der intensiven Aufklärungsarbeit der Naturverbände und vor allem daran, dass die Tiere trotz der ganzen Stacheln irgendwie so gar nicht gefährlich, sondern beschützenswert wirken.

Igel sind nicht nur sympathisch, sie sind auch äußerst nützlich. Im heimischen Garten fressen die Einzelgänger Spinnen, Insekten, Würmer, Kellerasseln und allerlei Krabbler, die wir Menschen nicht haben wollen. Sie sind allerdings keine stillen Untermieter und machen häufig durch lautes Schmatzen und Grunzen auf sich aufmerksam. Igel werden je nach Futterangebot bis zu sechs Jahre alt und bringen bis zu 1,5 Kilo auf die Waage. Sie sind dämmerungs- und nachtaktiv, was ihren schlechten Augen und guten Ohren entgegenkommt. Mitte November ziehen sich die Tiere in ihr Nest zurück und reduzieren im Rahmen des Winterschlafs ihre Lebensfunktionen drastisch, um die nahrungsarme Zeit bis zum Frühjahr zu überbrücken. Gefühlt gab es vor zwanzig Jahren deutlich mehr Igel als heute. Dies liegt unter anderem daran, dass die Tiere in den landwirtschaftlichen Monokulturen bzw. Magerwiesen kein Futter mehr finden und viele den Menschen in die Siedlungsgebiete folgen.

Natürliche Feinde des Igels sind unter anderem Marder, Fuchs und Eule – und natürlich der Mensch. Eine Vielzahl an Igeln fällt unseren Autoreifen zum Opfer. Ebenso schwerwiegend ist der menschliche Schnecken- und Insektenhass, der einerseits das verfügbare Futter reduziert und das verbliebene andererseits schlichtweg vergiftet, was den Igel aber leider nicht daran hindert, es zu fressen.

Igel gelten in Teilen des Sauerlandes, besonders in Eslohe, als echte Spezialität. Gegrillt sind sie besonders saftig und reichhaltig. Schon in den 70er Jahren versuchte der berühmte Professor Grzimek, den Eslohern diese barbarische Tradition auszutreiben. Die pfiffigen Dorfbewohner konnten jedoch zweifelsfrei nachweisen, dass der Esloher Igel absolut igelfrei ist. Sollten Sie daher auf die Idee kommen, einen Igel zu probieren, rate ich zum Esloher Exemplar. Es ist vom Fleischerverband NRW mit Gold prämiert und deutlich einfacher auszuwickeln als der echte Vertreter im Stachelkleid.