„Es war drei vor zwölf“

Das heute lebendige Haus Buuck in Rüthen stand kurz vor dem Verfall

Text: Philip Stallmeister

Fotos: Philip Stallmeister und Haus Buuck

Strahlend weiße Wände, massive Fachwerkbalken und in Abendstunden eindrucksvoll illuminiert: Wer das heutige Schmuckstück im Rüthener Zentrum sieht, kann es eigentlich nicht glauben, dass das Haus Buuck kurz vor dem Verfall stand.

„Es war nicht fünf, sondern drei vor zwölf. Das Gebäude wurde gerade so erhalten, dass es noch verkehrssicher war“, erinnert sich der Vorsitzende des Rüthener Forums für Stadtentwicklung Bernd Lehmann. Das von Kaufmann Caspar Buuck 1609 erbaute ehemalige Kaufhaus wurde zwar 1984 unter Denkmalschutz gestellt, befand sich aber kurz vor seinem 400. Geburtstag in einem verheerenden Zustand. Eine Tatsache, die engagierte Rüthener Bürger nicht hinnehmen wollten und zunächst eine Bürgerinitiative gründeten. Diese Initiative mündete 2008 in dem Verein Rüthener Forum für Stadtentwicklung, der das Haus dann auch von seinem vorherigen Eigentümer übernahm.

Dank Fördergeldern, einem Zuschuss aus dem städtischen Haushalt und Eigenmitteln, auch in Form zahlreicher Arbeitsstunden, wurden die Kosten für die Renovierung von 1,7 Millionen Euro zusammengebracht. „Wir haben zwei Jahre gekämpft“, sagt Lehmann. 2010 begannen dann die Baumaßnahmen und 2013 durfte die Eröffnung gefeiert werden. Seitdem ist das Haus Buuck Anlaufstelle für Jung und Alt. Es wurde zum Treffpunkt von der Krabbelgruppe bis für über 90-jährige Gäste, die eine der zahlreichen Aktionen nutzen. Lehmann sieht es als Leuchtturm für die weitere Entwicklung des Rüthener Zentrums: „Ich bin stolz auf die gesamte Mannschaft, Mitarbeiter und Vorstand. Es ist schön zu sehen, was aus dem Haus geworden ist.“

Zwei Mal in der Woche wird im ehemaligen Kaufhaus in der oberen Etage ein Mittagessen gereicht. Geselligkeit wird in dem gemütlichen Aufenthaltsraum groß geschrieben. Hier geht es nicht nur um die reine Nahrungsaufnahme. Es ist ein Treffpunkt, den die Leute gerne besuchen. „Jeder ist willkommen“, erklärt Ursula Röttler. Die Altenrüthenerin gehört genau wie Annemarie Neisemeier zum ehrenamtlichen Helferteam, das die Grundlage schafft, damit Leben in Haus Buuck einzieht. Jeden Dienstag sind die beiden und andere Frauen aus einem Team von rund zwölf ehrenamtlichen Helferinnen bereits um 10.30 Uhr vor Ort, um die vorbereitenden Maßnahmen zu treffen, bevor das Essen geliefert wird.

In Haus Buuck entstanden Freundschaften

„Hier sind Freundschaften entstanden. Die Leute feiern Weihnachten zusammen“, freut sich Bernd Lehmann über den entstandenen Zusammenhalt der Gäste. Eine, die sich sichtlich wohl fühlt im Mehrgenerationenhaus, ist Ida Diemel. Sie sagt: „Ich bin extra wegen Haus Buuck von Meiste nach Rüthen gezogen.“ Die Rüthener Rentner schließen auch Zugezogene schnell in ihr Herz. Beispielsweise sind Ursula (89) und Egon Böhne (91) in die Bergstadt gezogen, weil  ihr Schwiegersohn dort tätig ist – und wurden bestens integriert. Beide sind 70 Jahre verheiratet und sagen: „Wir sind gerne hier. Durch die Gespräche bleiben wir fit, weil wir unseren Geist nicht aufgeben.“ Die Versorgung sagt den Stammgästen ebenfalls zu. „Das Essen hat hier immer geschmeckt“, betont Else Gerstenköper, die mit ihrem Mann regelmäßig zu Gast ist. Ehemann Werner Gerstenköper ergänzt: „In unserem Alter darf man  es sich gönnen, sich mal bekochen zu lassen.“ Der Zusammenhalt ist enorm groß. „Jeder Geburtstag wird gefeiert und dann darf es auch mal ein Schnaps sein“, erklärt Monika Nolte, die als festangestellte Koordinatorin die einzelnen Bereiche im Haus Buuck organisiert. Bei persönlichen Feiern wird dann das sogenannte Haus Buuck-Lied angestimmt.

Der generationenübergreifende Kontakt entsteht beispielsweise im Garten, der gemeinsam mit dem Treff Rüthen betrieben wird. In den Räumlichkeiten des Hauses erklären Schüler des Friedrich-Spee-Gymnasiums Senioren, wie sie ihre Smartphones oder Computer bedienen. Der gemeinsame Spielenachmittag immer mittwochs führt ebenfalls Jung und Alt bei Doppelkopf oder „Mensch ärgere Dich nicht“ zusammen. Für Leben sorgen auch auswärtige Gäste, in dem sie sich entweder in der Herberge oder dem liebevoll eingerichteten Wanderappartement einquartieren. Feiern können ebenso abgehalten werden. Haus Buuck bietet sogar die Möglichkeit zu Trauungen im Haus. Als Tagungsraum ist Haus Buuck ebenfalls gut nutzbar, wovon sich das WOLL-Team im Vorfeld dieser Ausgabe überzeugen durfte.

Der Vorsitzende des Rüthener Forums für Stadtentwicklung Bernd Lehmann genießt die Atmosphäre in der Diele mit dem 400 Jahre alten Boden im Fischgrätmuster
Annemarie Neisemeier (links) und Ursula Röttler gehören zu dem ehrenamtlichen Helferteam im Haus Buuck.
Ingeborg Schulte (links) und Ida Diemel haben im Haus Buuck zahlreiche Freundschaften geschlossen.
Vor Haus Buuck lässt sich vortrefflich verweilen, wie hier der Vorstand des Rüthener Forums für Stadtentwicklung zeigt.
Gemütliche Zimmer bieten Wanderern, Radfahrern und Pilgern die Möglichkeit zur Übernachtung.
Das Ehepaar Ursula und Egon Böhne aus Dortmund fand auch schnell Anschluss in Rüthen.