Die Bürgermeister von Bestwig, Olsberg und Brilon im WOLL-Interview

Eine Autobahn mit Strahlkraft

Text: Dirk Bannenberg und Paul Senske     
Fotos: Jürgen Eckert

Die Weiterführung der A 46 von Bestwig-Velmede nach Nuttlar wird sich positiv auf Wirtschaft, Tourismus und die Mobilität der Menschen in Bestwig, Olsberg und Brilon auswirken. Davon sind die Bürgermeister der drei Kommunen, Ralf Péus, Wolfgang Fischer und Dr. Christof Bartsch, überzeugt. Im Gespräch mit der WOLL-Redaktion beklagen sie gleichzeitig die „Stagnation und schleppenden Planungen“ der Weiterführung der A 46 als B 7n Richtung Brilon sowie der L 776 n als Entlastung für Nuttlar. Zuversichtlich äußerten sie sich, was die Errichtung eines interkommunalen Gewerbegebietes der drei Kommunen betrifft: „An diesem Thema arbeiten wir weiter.“  

Ralf Péus ist seit 2005 Bürgermeister der Gemeinde Bestwig und hat die „unendliche Geschichte, die langen Planungen und das Auf und Ab“ der A 46 hautnah erlebt. „Für Bestwig ist das Teilstück von riesiger Bedeutung.  Von den bisher rund 20.000 werden jetzt nur noch 10.000 bis 12.000 Fahrzeuge durch den Ort rollen, besonders der Schwerlastverkehr dürfte weitgehend raus sein“, sagt Péus.

Eigene Abfahrt „Olsberg“

Olsbergs Bürgermeister Wolfgang Fischer, seit 2009 im Amt, freut sich, dass „sein Ort jetzt an der Autobahn liegt und eine eigene Abfahrt mit dem Namen Olsberg hat. Wir sind jetzt viel schneller im Ruhrgebiet“, betont er. „Das neue Teilstück wird sich auch positiv auf Wirtschaft und Tourismus auswirken.“ Dr. Christof Bartsch, seit 2014 Bürgermeister von Brilon, erwartet einen „Standortgewinn“ für die Stadt. „Wir haben einen Überschuss an Einpendlern.  Sie haben jetzt kürzere Fahrten zu ihren Arbeitsplätzen. Die Stadt ist schneller zu erreichen als bisher, wir sind näher an der Autobahn“, erklärt er.

Péus: „Wir verlieren ein Alleinstellungsmerkmal: Wir wohnen dort, wo andere im Stau stehen“ ;-)

Einen deutlichen Standortgewinn sieht auch Ralf Péus für Bestwig. „Wir verlieren ein Alleinstellungsmerkmal: Wir wohnen dort, wo andere im Stau stehen“, meint er mit einem Augenzwinkern. „Aber im Ernst: Wir haben jetzt für den Ort ein ganz anderes Entwicklungspotenzial, die Gemeinde wird sich verändern. Ein Verkehrsgutachten soll im nächsten Jahr Erkenntnisse bringen, wie und was wir verändern.“ Péus geht davon aus, dass es trotz des geringeren Durchgangsverkehrs bei den Geschäften „keine Gewinneinbrüche“ geben wird. „Einige werden es spüren, aber die Mehrzahl, besonders die Fachgeschäfte, nicht. Wir erwarten keinen Effekt wie in Freienohl.“

Was die Stadtentwicklung für Olsberg betrifft, betonte Wolfgang Fischer: „Wir sind froh, dass unsere Ortsumgehung als B 480 schon 2010 freigegeben wurde. Es war bis zum Bau eine lange Geschichte. Der Schwerlastverkehr ist aber aus der Stadt raus. Der Stadtumbau ist in den letzten Zügen.“ 

Deutlicher Appell: A 46 als B 7n in Richtung Brilon fortführen

Einig zeigten sich die Bürgermeister, dass die A 46 als B 7n in Richtung Brilon dringend fortgeführt und das Nadelöhr Antfeld/Altenbüren beseitigt werden muss. „Der Lückenschluss an die B 480 wäre für Brilon der endgültige Mehrwert“, so Bartsch. „Wir sind erheblich aus dem Zeitplan“, meint Fischer. „Ich gehe davon aus, dass ich in den nächsten zehn Jahren nicht über die B 7n fahren werde.“ Der angesichts natur- und artenschutzrechtlicher Bedenken und Einwendungen vom Landesbetrieb Straßen.NRW initiierte Bürgerdialog werde das Verfahren weiter verzögern. Fischer und Bartsch sprachen sich klar und deutlich für die ursprüngliche Variante 1 aus, die nördlich über die Höhe von Altenbüren und Brilon entlang der Hochspannungstrasse führt. „Beim Bau des 175 Millionen teuren Teilstücks der A 46 von Velmede nach Nuttlar hat es keine Klagen gegeben. Jetzt sollte man bei der B 7n mal eine Linie durchziehen und eventuelle Ausgleichsmaßnahmen einplanen.“ In „weiterer Ferne“ sieht Péus auch den Bau der L 776 n vom Evenkopf bis zum Autobahnzubringer, um Nuttlar insbesondere vom Schwerlastverkehr zu entlasten. „Das Planfeststellungsverfahren stockt“, betont Péus. „Es gibt keine Fortschritte.“ Hintergrund sind u. a. Einwendungen, die bei den Planungen möglicherweise neue Datengrundlagen bezüglich Fauna und Flora erfordern.

Optimistisch äußerten sich die drei Bürgermeister, was die mögliche Errichtung eines interkommunalen Gewerbegebietes in Brilon (LEP VI Fläche, 220 ha) betrifft. Es hat „positive Gespräche“ mit der Bezirksregierung, die derzeit ein Konzept für Gesamtgewerbeflächen im Kreis Soest und im HSK entwickelt, gegeben. „Wir wollen Teil dieses Konzept werden und arbeiten an diesem Thema weiter“, so der Tenor. Der Eindruck: Bestwig, Olsberg und Brilon rücken näher zusammen, die A 46 mit ihrer Strahlkraft trägt ihren Teil dazu bei.

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Die Bürgermeister von Bestwig, Olsberg und Brilon im WOLL-Interview Eine Autobahn mit Strahlkraft