„SOBALD DER OFEN ANGEHT, SCHALTE ICH DEN WETTKAMPFMODUS EIN!“

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Quelle: Deine Wörter

Andreas Schmidt kreiert leidenschaftlich gerne Kunstwerke aus Buttercreme, Biskuit und Zucker

TEXT: Inga Bremenkamp
FOTOS: Inga Bremenkamp & Privat

„Eine Woche lang habe ich mich gefragt: ‘Wie soll so eine WOLL-Torte wohl aussehen’“, verrät Andreas Schmidt, der mit vorgefärbtem Fondant und Lebensmittelfarbe gerade versucht den richtigen Blauton für das WOLL-Logo zu treffen. Der 46-Jährige ist Bäcker bei ‘Adolphs’ und kann seine Finger auch in der Freizeit nicht von den Torten lassen.

Aus Backwaren werden Kunstwerke

Andreas Schmidt hat seit über 30 Jahren mit Mehl, Wasser und Hefe zu tun. Dass aus seinen Backwaren richtige Kunstwerke werden, ist erst seit fünf Jahren der Fall. „Ich wusste gar nicht, dass es Workshops für Tortenkunst gibt. Als ich durch meine Tätigkeit in der Backstube davon erfahren habe, habe ich mich direkt zu einem Kurs in Köln angemeldet und danach zu noch einem und noch einem und noch einem“, erzählt der gelernte Bäcker und stellt klar: „Die Tortenkunst hat mit meiner Tätigkeit als Bäcker eigentlich nichts zu tun. Das ist etwas völlig anderes.“ Dass Brot, Laugenbrezel und Nussecken wenig mit den Torten von Andreas Schmidt gemein haben, wird bei dem Blick in seine Vitrine klar. Hier tummeln sich zuckersüße Kunstwerke und Blumen aus Fondant, die man am liebsten gießen würde. „Die Hochzeitstorte habe ich einmal für einen Wettkampf gebacken. Kleine Details wie die Locken der Braut oder die Augenbrauen sind schon große Herausforderungen“, gibt der Familienvater zu.

Das Schwierigste ist die Idee am Anfang

Trotzdem sei das Schwierigste an der ganzen Sache die Idee am Anfang, erklärt Andreas Schmidt und sticht die Buchstaben für das WOLL-Logo aus. „Meist sammle ich Ideen im Internet oder auf Messen. Da gibt’s immer unglaublich viel zu sehen. Neue Kreationen, neue Leute, neue Utensilien. Da kann man sehr viel lernen und mitnehmen.“ Der Künstler aus Wennemen arbeitet filigran, höchst sorgfältig und scheint dabei einem Muster in seinem Kopf zu folgen. „Ich würde nicht sagen, dass ich eine angeborene Liebe zum Detail habe. Ich habe einfach eine ganz genaue Vorstellung von der Torte und weiß, dass sie nur so werden kann, wenn ich auf die kleinsten Feinheiten achte. Ich will das immer genau so hinkriegen, wie ich es mir im Kopf ausgemalt habe. Da ist Sorgfalt ganz wichtig“, weiß Andreas Schmidt, der mittlerweile die Farbtupfer des WOLL-Logos auf der Torte platziert.

Das Land der 1000 Berge

Die Idee für die WOLL-Torte kam am Ende von jetzt auf gleich: „Ich habe ans Sauerland gedacht und plötzlich war mir klar, dass da auf jeden Fall Berge und Bäume draufgehören – Sauerland eben“, sagt der Tortenkünstler, zuckt mit seinen Schultern und grinst. „Die Idee zu den Schildern kam mir dann über die Onlinesuche. Sobald man ‘Sauerland’ eingibt, erscheinen die typischen WOLL-Plakate mit all den plattdeutschen Worten aus dem Sauerland. Klar, dass auch die ihren Platz auf der Torte bekommen sollten“, fährt Andreas Schmidt fort und ordnet die glitzernden Steine auf dem Hügel aus Zucker an.

1000 Dachpfannen für eine Hochzeitstorte

Die WOLL-Torte war nach mehr als vier Stunden fertig und damit ein verhältnismäßig kleines Projekt. „Für die Wettkämpfe werkle ich an einem Kunstwerk auch mal mehrere Monate herum – bis es wirklich perfekt ist“, verrät Andreas Schmidt, dessen Backequipment mehrere Werkzeugkisten befüllt. Über 1000 Dachpfannen hat er vor ein paar Jahren ausgestochen und angebracht – für eine Hochzeitstorte, die ein Brautpaar mit Blumenmädchen vor einer Kirche zeigt. „Das war viel Arbeit, aber es hat sich gelohnt. Am Ende habe ich für das Projekt die Bronzemedaille bekommen“, erzählt der kreative Bäcker stolz. 

Die Tortenengel backen

Es gibt einen Tag im Jahr, an dem schaltet der Tortenkünstler den Wettkampfmodus nicht ein, auch wenn der Ofen angeht. An diesem Tag arbeitet er mit anderen Tortendesignern aus ganz Deutschland zusammen. Dann backen die ‘Tortenengel’ gemeinsam mit krebskranken Kindern und mit nur einem Ziel eine Torte: „Wir wollen, dass die Kinder ihre Krankheit zumindest an diesem einen Tag vergessen. Und das klappt tatsächlich ziemlich gut. Die Kinder haben Spaß und die Eltern zumindest für ein paar Stunden eine kleine Auszeit für sich“, erzählt Andreas Schmidt, der die Aktion in Nürnberg seit fünf Jahren unterstützt. Die Kinder denken sich ihre Torten im Vorfeld selbst aus und arbeiten mit jeweils einem Experten der Tortenkunst zusammen. Am Ende entstehen jedes Mal individuelle Kunstwerke, die die Familien der kranken Kinder wahnsinnig stolz machen.

Ziemlich stolz und zufrieden ist am heutigen Tage Andreas Schmidt: „Genau so habe ich mir die WOLL-Torte vorgestellt. Sie sieht toll aus und schmecken tut die auch noch“, verrät Sauerlands Tortenkönig, schmunzelt und setzt den letzten Stein an seinen Platz. Guten Appetit!

„Für mich kam überhaupt
nichts anderes in
Frage, als Bäcker
zu werden.“

WOLL-Torte1
Auf der WOLL-Torte gibt es viel zu entdecken
Das Kunstwerk steckt (auch) im Detail. Andreas Schmidt hat selbst an die Farbtupfer im WOLL-Logo gedacht
Ein zufriedener Tortenkünstler_Andreas Schmidt betrachtet zufrieden sein Kunstwerk aus Zucker1
Feinheiten_Andreas Schmidt beschriftet die Schilder für die WOLL-Torte
Für die Produktion der Tortenbäume muss eine Nagelschere herhalten
Präzisionsarbeit_Andreas Schmidt sticht die WOLL-Buchstaben sorgfältig aus1
Präzisionsarbeit_Andreas Schmidt sticht die WOLL-Buchstaben sorgfältig aus2
Steinproduktion
WOLL-Torte1