„Nichts hat mich im Leben so geprägt wie Hip Hop“

Mescheder Rapper Philta hat sein Leben der Musik verschrieben

Text: Anne von Heydebrand
Fotos: Inga Bremenkamp

Fragt man 10-jährige Jungs, was sie einmal werden wollen, wenn sie groß sind, antworten sie in der Regel: Pilot, Polizist oder Feuerwehrmann. Für Philipp Fischer galt das nicht. „Als ich mit ungefähr 10 Jahren die ersten Raps gehört habe, war für mich sofort klar: Das ist das Allercoolste! Es hat mich persönlich total gefesselt. Ich wusste sofort, dass ich das auch machen will und meine Stimme mein Instrument ist“, beschreibt der heute 27-Jährige seine ersten Berührungspunkte mit dem Hip Hop und ergänzt: „Nichts hat mich in meinem Leben so geprägt wie die Hip-Hop-Kultur. Keine Schule, keine Erziehung. Alles was ich kann, hat mir Hip Hop gegeben.“

Auftritt bei einem der größten Hip-Hop-Festivals Deutschlands

Philipp Fischer ist mittlerweile unter seinem Künstlernamen Philta erfolgreich. 2017 brachte er sein erstes Solo-Album „Octopus Mixtape“ heraus und erst vor drei Monaten setzte er sich bei Deutschlands größtem Rap-Contest gegen 100 Mitbewerber durch. Er gewann einen Auftritt beim Out4Fame-Open-Air – einem Festival, bei dem sich jährlich die angesagtesten Hip-Hop-Künstler die Ehre geben. Am 18. August stand nun auch Philta mit seinem Backup-Rapper Lucky Luges im Kölner Tanzbrunnen auf der Bühne. Der bislang größte Moment für die beiden, auf den sie lange hingefiebert haben. „Ich gehe jedes Jahr als Besucher auf das Festival und habe immer davon geträumt, selbst mal auf der Bühne zu stehen“, erklärt Philta und erzählt, dass er in den letzten Jahren schon vier Mal an dem Contest teilgenommen hat. Dass er diesmal gewonnen hat, verdankt er laut eigenen Angaben seinem Backup-Rapper Lucky Luges und seinen Freunden. „Ohne meine Unterstützer und die Fanbase hätte ich das nicht geschafft. So eine Unterstützung wie wir hatten, hatte niemand beim Finale. Die Leute haben so laut geschrien, dass ich auf der Bühne meine eigene Stimme nicht mehr hören konnte“, erinnert sich Philta an den entscheidenden Abend zurück.

Ein echter „Lokalpatriot“

Seine Freunde sind auch ein Grund, warum er sich so mit dem Sauerland verbunden fühlt und ihm sogar schon mit „HSK“ und „Lokalpatriot“ zwei Songs gewidmet hat. „Ich liebe es hier. Ich kenne mich hier aus. Meine besten Freunde sind hier. Meine Familie ist hier. Ich brauche nichts anderes. Außerdem passt der Spruch: Leben, wo andere Urlaub machen. Wir haben hier Seen, Wälder und Felder. Außerdem ist man hier gut vernetzt und wenn ich mal nach Dortmund oder Köln fahren will, dann bin ich doch schnell da“, bringt es Philta auf den Punkt. Aber auch ihm ist klar, dass Meschede nicht gerade ein Hotspot der Rap-Szene ist: „Natürlich ist es schwieriger etwas zu schaffen, wenn man im Sauerland lebt. Aber ist es nicht viel geiler, gerade etwas von hier aus zu erreichen? Allgemein ist das musikalische Angebot im Sauerland sehr überschaubar. Gerade was Rap angeht, sind die Veranstalter noch sehr zurückhaltend und haben Scheuklappen auf. Dabei hat sich das Bild von Hip Hop geändert. Der Rapper Curse sagte mal, dass früher drei Leute auf dem Schulhof Hip Hop gehört haben. Heute sind es drei Leute, die keinen Hip Hop hören.“

Kreatives Zentrum mit Label und Tonstudio

Trotzdem gab es lange Zeit für Rapper keine Möglichkeiten, in Meschede Musik zu machen. Es gab in der Umgebung kein Ton-Studio, in dem man sich ausprobieren konnte. Philta erinnert sich noch sehr gut daran, wie er seine ersten Tracks in der Küche seines Kumpels hinter einem Duschvorhang aufnehmen musste. „Wir haben ein kreatives Zentrum gesucht und die ganze Sache schließlich selbst in die Hand genommen. Wir haben in kompletter Eigenregie ein Studio aufgebaut“, erzählt der 27-Jährige. Seit 2015 gibt es nun sogar das eigene Label „Batz Records“ und in dem Studio rappen regelmäßig sieben bis acht Musiker. Auch junge Talente, die erste Erfahrungen sammeln wollen oder einen Rat zum Beat oder Text suchen, sind willkommen. Philta ist zu einer Art Mentor geworden und freut sich, wenn er anderen jungen Musikern helfen kann – finanziellem Erfolg räumt er keinen großen Stellenwert ein. „Klar wäre es cool, wenn ich irgendwann von meiner Musik leben könnte, aber ich habe nie angefangen, weil ich reich werden wollte. Rap ist einfach meine Leidenschaft und das werde ich auch noch in 40 Jahren machen. Das bin ich und das steckt in mir.“

„Rap ist meine Leidenschaft“

„Rap werde ich auch noch in 40 Jahren machen“

Philta und Lucky Luges