Die Weltelite des Brass im Sauerland

Mit dabei: Die Jungen Blechbläser NRW

Text: Ursula Wiethoff-Hüning

Wenn am 3. Oktober 2019 das European Brass Ensemble in der Abtei Königsmünster in Meschede das Eröffnungskonzert zum Brass-Festival spielt, werden alle Fans der Blechblasmusik voll auf ihre Kosten kommen – und nicht nur in diesem Konzert. Zum 20. Mal bringt der Sauerland-Herbst vier Wochen lang Blechblasmusik vom Feinsten ins Hochsauerland, in diesem Jahr unter der neuen künstlerischen Leitung von Prof. Thomas Clamor, der auch das prestigeträchtige Eröffnungskonzert dirigieren wird.Dem Festival liegt ein durchdachtes Konzept zugrunde. Es werden nicht nur fantastische Konzerte von national und international namhaften Künstlern und Ensembles zu hören sein, es gibt auch immer wieder Begegnungen zwischen Profis und jungen Künstlern, zum Beispiel in Form von Workshops im Rahmen der Brass-Akademie. Doch auch in Konzerten treffen Profis auf Jugendliche, wie zum Beispiel an zwei Abenden, an denen german hornsound gemeinsam mit dem Nachwuchsensemble Die Jungen Blechbläser NRW auftreten werden. WOLL sprach mit Tobias Füller, dem Dirigenten der Jungen Blechbläser NRW, über das Nachwuchsensemble und die Konzeption der beiden Konzerte.

WOLL: Was ist das Besondere an dem Ensemble Die Jungen Blechbläser NRW? Welche Idee steckt dahinter?
Tobias Füller:
In jedem Bundesland gibt es so genannte Leuchtturmensembles, in NRW gehören dazu unter anderen das Landesjugendorchester (LJO), die Junge Bläserphilharmonie (JBP) und das Jugendjazzorchester (JJO). Alle Kinder und Jugendlichen, die dort mitspielen, haben mal bei „Jugend musiziert“ auf solistischer Ebene einen Preis bekommen oder sich durch ein Vorspiel qualifiziert. Mit diesen jungen Leuten erstmal auch im Blechbläserbereich Kammermusik zu machen, das ist unsere Idee hinter dem Ensemble. Bereits in den 80er Jahren entstanden Vorläufer der heutigen Jungen Blechbläser NRW. Die Kinder und Jugendlichen des Ensembles beginnen zum Teil bereits mit 13 oder 14 Jahren im Ensemble und spielen häufig bis zum Abitur oder bis in die ersten Studiensemester hinein mit. Jedes Jahr bewerben sich erneut Kinder und Jugendliche für das Ensemble. Die Besetzung ist damit bei jedem Projekt anders, bringt neue Jugendliche zusammen und zieht daraus sein großes musikalisches Potential.

WOLL: Wie arbeitet das Ensemble und wie entstand der Kontakt zum Sauerland?
Tobias Füller:
Jedes Jahr gibt es ein Projekt, eine sechs- bis siebentägige Probenphase an wechselnden Orten, und im Anschluss an diese Arbeitsphase spielen wir verteilt Konzerte in ganz NRW. Wir hatten schon Projekte mit Solisten, zum Beispiel mit dem Jazztrompeter Rüdiger Baldauf,und Opernprojekte, wie „Hänsel und Gretel“ in Bearbeitung für Blechbläserensemble und Sprecher. Ein hervorragendes Konzert mit Tangos ist mir in Erinnerung, und natürlich stand schon mehrfach zeitgenössische Musik auf dem Programm, zum Beispiel die extra für das Ensemble komponierte Hörspielmusik für großes Blechbläserensemble und Sänger zu „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“. Beim Sauerland-Herbst ist das Ensemble bereits im Jahr 2016 das erste Mal aufgetreten. Die Idee, erneut an diesem Brass-Festival teilzunehmen, ist an der Musikhochschule Lübeck entstanden, wo ich eine Professur für Trompete habe. Christoph Eß, erster Hornist von german hornsound, ist dort mein Kollege. So kam der Gedanke, etwas gemeinsam zu machen, die Idee „Profis treffen Jugend“ war geboren. Und da ich Thomas Clamor, nun künstlerischer Leiter vom Sauerland-Herbst, schon sehr lange kenne – wie ich stammt er aus dem Westfälischen und in meiner Jugend war Thomas Clamor der große Trompeter der Berliner Philharmoniker und hatte eine wesentliche Vorbildfunktion für mich –, war der Schritt zur Einladung ins Sauerland ein kleiner. Die Idee eines gemeinsamen Konzertes von german hornsound mit den Jungen Blechbläsern NRW fand großen Anklang.

WOLL: Wie ist das Konzert beim Sauerland-Herbst genau konzipiert?
Tobias Füller:
Alle Musiker von german hornsound sind in Jugendorchestern wie den LJOs der verschiedenen Bundesländer und dem Bundesjugendorchester (BJO) groß geworden. Sie musizieren zusammen, seitdem sie 18, 19 Jahre alt sind, vier Studienfreunde und damit ein gewachsenes Ensemble. Das ist für die jungen Musiker der Jungen Blechbläser NRW interessant. Ein wichtiger Teil der beiden Konzerte in Brilon und Finnentrop wird daher die Moderation sein, die sich Profis und Jugendliche teilen. German hornsound sprechen hierbei auch über ihre Träume, die sie als jugendliche Blechbläser mal hatten, wie es ist, Musik zu studieren oder wie ein Probespiel beim Sinfonieorchester aussieht. Und dann gibt es natürlich viel fantastische Musik, von den Ensembles teilweise getrennt präsentiert, aber vor allem auch zusammen!

WOLL: Gab es einen speziellen Auslöser, warum Sie als Trompeter zum Dirigieren gekommen sind? Worin liegt der Reiz, ein solch junges Ensemble zu dirigieren?
Tobias Füller:
Parallel zu meinem Trompetenstudium habe ich Kapellmeister studiert. Mich hat groß besetzte Blechbläserkammermusik immer interessiert und deswegen leite ich diese Ensembles auch gerne. Ich unterrichte in Lübeck und in Düsseldorf an den Musikhochschulen und leite auch hier junge Ensembles. Selbst habe ich früher im LJO NRW und im BJO mitgespielt und verdanke diesen Institutionen, auch „Jugend musiziert“, sehr viel – das gebe ich gerne so zurück. Die Arbeit mit den jungen Musikern ist mir eine große Freude.

WOLL: Was erwarten Sie vom Sauerland-Herbst? Und worauf freuen Sie sich besonders?
Tobias Füller:
Die Art der Begegnung ist es, warum alle von uns so gerne zum Sauerland-Herbst kommen! Zudem kann man hier Kammermusik auf sehr hohem Niveau hören. Das ist für uns wahnsinnig interessant. Außerdem ist das Publikum beim Sauerland-Herbst sehr fachkundig, da durch das Festival renommierte Musiker ins Sauerland kommen und sehr gute Konzerte gespielt werden. Hier gibt es zudem eine gewachsene Blechbläserstruktur. Von den Konzerten „Junge Blechbläser NRW und german hornsound“ erwarte ich eine Art synergetischen Effekt, so dass für die Jugendlichen eine Motivation entsteht, sich weiter bei „Jugend musiziert“ oder in ihren Vereinen zu präsentieren, sich in anderen Gruppierungen zu finden und weiter gemeinsam zu musizieren. Das wäre meine größte Freude!

WOLL: Herr Füller, in Vorfreude auf diese beiden außergewöhnlichen
Konzertabende am 5. und 6. Oktober 2019 danken wir Ihnen sehr herzlich für dieses interessante Gespräch!
Weitere Infos zu den teilnehmenden Künstlern und Ensembles beim Sauerland-Herbst gibt es unter
https://www.sauerland-herbst.de/