Sellinghausen – Ein Kleinod im Süden des Schmallenberger Sauerlands

Es wird vermutet, dass der Ortsname soviel bedeutet wie „bei den Häusern der Leute des Sal(l)o / Sel(l)i / Sel(l)o“, wie man in Michael Flöers Buch „Die Ortsnamen des Hochsauerlandes“ nachlesen kann. Zwar könnte dieser
Sello das Dorf schon vor dem Jahr 800 gegründet haben, erstmals urkundlich erwähnt wird Sellinghausen jedoch erst im Jahre 1336 – und zwar im Zusammenhang mit einem Mord! Denn nach einer im Landesarchiv Münster aufbewahrten Urkunde vom 15. August 1336 verzichteten die Gebrüder und Knappen Bertramus und Hermannus aus Sellinghausen im Rahmen eines Vergleichs auf ihre Feindschaft gegen die Laienbrüder des Klosters Benninghausen (bei Lippstadt), die vorher ihren Bruder Regenhard erschlagen hatten. Ein Zeugnis wenig friedvoller Zeiten …
Anno 2019 ist Sellinghausen jedoch idyllische Heimat für 182 Einwohner und liegt – eingebettet in das Landschaftsschutzgebiet „Ortsrandlage Sellinghausen“ – etwa 3,5 km nordwestlich von Bad Fredeburg auf einer Höhe von 430 m ü. NN. Die histo-risch verbürgte Geschichte des Ortes reicht beinahe 700 Jahre zurück und ist eng verbunden mit dem Bestehen dreier großer Gutshöfe: den Höfen Schulte (heute Haus Nagel), Grünewald
und Beilke. Der Betrieb dieser Gutshöfe erforderte Arbeitskräfte und so siedelten sich Menschen mit ihren Familien in Sellinghausen an, die als sogenannte „Beilieger“ in
Nebengebäuden der Höfe Wohnraum fanden. Das 17. und das 18. Jahrhundert brachten wirtschaftlich schwierige Zeiten mit sich, gerade auch unter den langen Schatten des Dreißigjährigen Krieges. Die Gutsbesitzer sahen sich gezwungen, Land zu veräußern
– und schufen so die Voraussetzungen für Neuansiedlungen. Bis 1819 entstanden sieben kleinere Höfe und die Bewohnerschaft des Dorfes umfasste 70 Menschen. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Gutshof Schulte verkauft und der Grund nach und nach an siedlungswillige Familien veräußert. Durch die Ansiedlung neuer Dorfbewohner wuchs der Ort bis zum Jahr 1865 von 10 auf 25 Hausstätten. Da die Arbeit auf dem Feld und im Wald kaum den Bedarf zum Leben sichern konnte, waren viele Männer darauf angewiesen, sich als Tagelöhner zu verdingen, im Handwerk tätig zu sein oder in den Schiefergruben zu arbeiten. Eine solche befand sich ab 1860 nicht nur im nahen Heiminghausen, auch in
Sellinghausen selbst wurde ab 1920 Schiefer abgebaut, wenn auch nur für wenige Jahre, da die mindere Qualität des für die Region charakteristischen Sedimentgesteins den Abbau unrentabel werden ließ. In den Nachkriegsjahren war der Betrieb der Landwirtschaft im Nebenerwerb in Sellinghausen die gängige Art und Weise, den Lebensunterhalt zu sichern.
Den ersten Teil des Tages verrichtete man Schwerstarbeit in der Heiminghauser Grube, nachmittags wurde die Hofarbeit erledigt. Auch durch den Aufschwung der Holzindustrie im Dorf wurde diese Doppelbelastung nach und nach für immer mehr Bewohner unnötig. Heutzutage präsentiert sich der schmucke Ort mit der 1887 erbauten und denkmalgeschützten St.-Blasius-Kapelle vor allem auch als Dorf mit touristischen Qualitäten. Sportbegeisterte kommen auf dem 18-Loch-Golfplatz oder im Winter rund um
den Skilift auf ihre Kosten, nicht zuletzt aber auch beim Laufen oder Radfahren. Das aus dem uralten Beilken Hof hervorgegangene Ferienhotel Stockhausen mit Erlebnisbad liegt inmitten der Sellinghauser Wanderwelt, die nahe des Sauerländer Höhenflugs vor allem mit diversen Rundwanderrouten glänzt. Sellinghausen, vormals der Gemeinde Dorlar zugehörig, gehört seit der kommunalen Neugliederung Mitte der Siebzigerjahre zur Stadt Schmallenberg und ist nicht zuletzt auch dank des 2007 neugestalteten Ortskerns ein wahrer Hingucker im Schmallenberger Sauerland. Vor allen Dingen kann man hier
ein sehr aktives Dorfleben beobachten, in dem Geselligkeit großgeschrieben wird: ob beim Maibaumsetzen, den Dorfeinsätzen, dem alle vier Jahre stattfindenden Dorffest –
2020 ist es übrigens wieder soweit – oder dem schönen Lichterfest zum Jahresende, bei dem am 29. Dezember die Kapelle zum Treffpunkt der Sellinghauser wird und man bei
Kerzenlicht und Glühwein im Gespräch auf das vergangene Jahr zurück- und alles Kommende vorausblicken kann. Man merkt schnell: Hier lässt es sich gut leben. Es hat sich eine Menge entwickelt bei den „Leuten des Selli“! (jf)