Reparieren statt wegwerfen

Quelle: Sonja Nürnberger

Eine echte Herausforderung und eine Chance

Im Verkaufsraum des Secondhand-Warenhauses im Erdgeschoss finden sich einige ausgewählte Stücke: Möbel, Kleidung, Dekoration. Geht man die Treppe hinunter, findet man sich in einem riesigen Lager zwischen lauter alten, aber auch neueren Möbeln wieder. Hinter einer Tür versteckt sich die Werkstatt, in der restauriert, lackiert und genäht wird. Im ersten Stock gibt es noch viel mehr zum Stöbern: Bücher, CDs oder Kleidung. Und dann ist da das Café, in dem es neben Kaffee und Kuchen immer auch frische Waffeln gibt. Jetzt stehen dort auf den Tischen Nähmaschinen und Werkzeugkästen, denn heute findet im Fundhaus das Repair-Café statt.
„Ins Repair-Café laden wir immer alle sechs bis acht Wochen ein“, erzählt Romana Quickstern, eine der Geschäftsführerinnen bei Team Impuls, die das Fundhaus gegründet hat.

Quelle: Sonja Nürnberger
Ins Leben gerufen wurde das Repair-Café von Volker Mörsch. Er ist Elektroingenieur im
Ruhestand, hatte Lust, sich ehrenamtlich zu engagieren und rannte mit seiner Idee im Fundhaus offene Türen ein. „Zuerst einmal geht es natürlich um das Thema Nachhaltigkeit, ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen, reparieren statt wegwerfen“, erklärt Volker Mörsch. „Es geht aber auch darum, dass man ein anderes Bewusstsein für die Dinge
bekommt, die man kauft. Man sollte zum Beispiel wissen, dass beispielsweise Billiggeräte so produziert werden, dass sie eben nicht reparabel sind. Wenn man einmal hier war,
bekommt man einen anderen Blick dafür.“ Matthias Vollenberg ist Tischlermeister und Anleiter im Fundhaus und weiß: „Nicht jeder Gegenstand lässt sich reparieren, aber es gibt viele, die sich mit ganz einfachen Tricks wiederherstellen lassen.“

Hilfe zur Selbsthilfe
Und dabei schauen die Eigentümer nicht nur zu, stellt Romana Quickstern fest: „Es werden natürlich auch Kenntnisse vermittelt. Wenn hier etwas repariert wird, weiß ich beim nächsten Mal vielleicht, wie ich mir selbst helfen kann, oder ich bekomme zumindest schon einmal ein Gefühl für die Handhabung.“ Das weiß auch Roswitha Richter. Sie ist eine der ehrenamtlichen Helferinnen des Repair-Cafés und gelernte Schneiderin: „Es gibt natürlich Leute, denen einfach das Geschickt fürs Nähen fehlt. Andere wiederum trauen es sich nur nicht zu. Unter meiner Anleitung lernen sie, wie sie es das nächste Mal alleine schaffen können.“ Sie erinnert sich an die „Wiedergeburt“ eines Kuscheltiers: „Die Eltern hatten extra vier dieser Kuscheltiere gekauft, weil es hieß, dass Kinder immer dasselbe haben wollen. Aber dem Kind fiel der Austausch natürlich auf. Also musste das alte repariert werden. Es war eine Herausforderung, aber am Ende habe ich es geschafft und das Kind war überglücklich, dass es sein originales Lieblingskuscheltier wiederhatte.“ Matthias Vollenberg nickt. „Solche Geschichten gibt es immer wieder. Leute kommen hierher und
sagen: Dieser Gegenstand hat mir immer gedient, er liegt mir am Herzen, den möchte ich erhalten und versuchen, ihn noch einmal zu reparieren.“ Auf einem Tisch steht ein Sparschwein oder in diesem Fall: eine Sparkuh. Daneben liegt ein Zettel: „Bezahl, was es dir wert ist.“ Von dem Geld werden Werkzeuge und Material gekauft.

Quelle: Sonja Nürnberger
Und dies ist hier nicht die einzige Aktion im Gleidorfer Fundhaus, die sich dafür einsetzt, die Welt ein kleines Stück besser zu machen: Im Frühjahr gibt es den Kleidertausch, im Winter die Backtage und jeden letzten Freitag im Monat kochen die „Schmausretter“ aus
Überschusslebensmitteln und laden alle ein, die Lust auf gutes Essen und nette Menschen haben.