VIZE – Silber und Co. für Emelie Pieper im Sattel von Caprice

Quelle: Ralf Litera

Schon in der ersten Wertungsprüfung können sich Emelie und Caprice in der bayrischen Landeshauptstadt einen Platz unter den Top Ten sichern, wo sie sich in der zweiten Wertungsprüfung gegen 57 Mitbewerber nervenstark etablieren. Konstant gut präsentieren sie sich dann auch im Finale am 9. September. Der abschließende vierte Platz
reichte in Summe – gegen wechselnde Schleifenträger – zum Vizetitel. Ein super tolles Ergebnis, insbesondere unter dem Aspekt, dass die Stute von Geburt an ebenfalls
Piepersches Familienmitglied ist. Gezogen von Großvater Albert Hufnagel, im Besitz von Mutter Ute und im Springen (neben Landestrainern) vorrangig trainiert von Papa Marco Pieper – na, da geht doch sicher auch zukünftig sportlich noch einiges, so die Resonanz Mitte des Monats, sowohl in Fachkreisen als auch in der Presse. Nicht lange danach wird aus dieser Vermutung Gewissheit, denn Emelie und Caprice erhalten die Startberechtigung
bei den Jumping Youngstars in Aachen – bei diesem Event am ersten Dezemberwochenende handelt es sich immerhin um die inoffizielle Deutsche Hallenmeisterschaft des Nachwuchses im Sattel. Und auch hier war wieder alles super
spannend bis zum letzten Ritt. In der dritten Wertungsprüfung entschieden im Stechen bei nur zwei fehlerfreien Ritten 1,08 Sekunden über die Verteilung der begehrten Schleifen und die damit verbundenen Platzierungen. Die silberne dann gegen die internationale Konkurrenz im S**, für die Sauerländerin auf der Stute mit Holsteiner Brand.
Parallel hat inzwischen die Nominierung und das Voting zur Sportlerin des Jahres im HSK begonnen. Auf dem Treppchen bei der 22. HSK-Sportgala in der Konzerthalle in Olsberg dann ausschließlich Deutsche Vizemeisterinnen (U 20) in ihrer jeweiligen Disziplin. Auf dem Bronzeplatz eine Biathletin, auf dem Podest ganz oben die Vorjahressiegerin – eine Brustschwimmerin – und auch in diesem disziplinübergreifenden „Battle“ auf den Vize-Platz gewählt: Emelie Pieper. Auch in Fachkreisen bleiben Trainingsfleiß und Turnierglück der Oelinghauserheiderin nicht unbemerkt. Es erfolgt die Berufung in den westfälischen
Nachwuchskader ihrer Altersklasse (siehe R&P 2’19), denn auch dieser wird von einem Fachgremium (neben dem Olympia- und dem Perspektivkader) mit nur ein bis drei Aktiven gesetzt.

Quelle: Ralf Litera

Für das WOLL-Magazin Grund genug, ein Interview mit der Achtzehnjährigen über diese außergewöhnliche Saison zu führen. Das war trotz Abistress kein Problem, denn WOLL-Autorin Christiane Gast ist verantwortlich für den springbezogenen Dressurunterricht der Amazone.
WOLL: Bei solchen Eltern und Großeltern – ist das Hobby Pferd ein Muss oder gab es Wahlmöglichkeiten?
Emelie Pieper: Das war und ist alles freiwillig – ich bin da reingewachsen und fand es toll – ich hätte aber jederzeit aufhören können …

WOLL: Mindestens so bedeutend wie Caprice ist ja Clinton – warum eigentlich genau?
Emelie Pieper: Weil er von Anfang an ein Charakterpferd war. Ich habe ihn seit er vier ist da war ich selbst neun Jahre alt geritten. Ich habe mit ihm vom SpringRWB über die
Klassen E, A, L, M* und M** bis zur Klasse S* alle Springen (das erste Mal) gewonnen und bin mit ihm sogar in Klasse S** gestartet.

WOLL: Wechseln wir von unter nach in den Sattel: Gab und gibt es Vorbilder?
Emelie Pieper: Laura Klaphake und Simone Blum. Es gibt noch viele andere super Gute, aber an den beiden bin ich alterstechnisch einfach näher dran.

WOLL: 2018 war für Sie ein äußerst erfolgreiches Jahr – war es trotzdem auch nervig, in entscheidenden Momenten immer (nur) zweite beziehungsweise Vize geworden zu sein?
Emelie Pieper: Überhaupt nicht, denn so weit vorne mitzumischen mit so einem jungen Pferd, hätte ich kaum für möglich gehalten. Ich wäre auch weiter hinten zufrieden gewesen, denn Caprice ist Anfang 2018 ihre ersten Springen der Klasse S gelaufen, von daher bin ich echt super stolz. Und in puncto HSK-Sportlerin bin ich ebenso megastolz auf
Platz zwei, denn die Gewinnerin hat gleichfalls beachtliche Leistungen abgeliefert und das ganz souverän, denn ein Jahr zuvor war sie genauso erfolgreich.

WOLL: Bei Ihrer Turnierteilnahme hat sich etwas sehr Entscheidendes geändert – wenn man dank entsprechender Fahrerlaubnis ganz selbstständig zum Turnier aufbrechen kann, ist dann das Feeling ein anderes?
Emelie Pieper: Die ersten Male war es total komisch. Aber man fühlt sich dadurch auch viel selbstständiger … Für Mama und Papa, die ja nun jahrelang immer gefahren sind, ist das übrigens echt praktisch, die können passend zur Prüfung hinterherkommen, denn zu Hause gibt es ja auch immer viel zu tun.

WOLL: Und wie soll es nach der Traumsaison 2018 im Sattel weitergehen?
Emelie Pieper: Erst einmal steht mein Abi an, das möchte ich natürlich schaffen. Und im reiterlichen Bereich möchte ich mich – nach der Juniorenzeit – gerne bei den Jungen
Reitern etablieren. Ab August geht es außerdem zu Christian Ahlmann – dort werde ich die Ausbildung zur Pferdewirtin machen. Dadurch werde ich natürlich weniger eigene Pferde reiten. Aber reiten ist und bleibt der Schwerpunkt, das, worum sich alles andere dreht. Ich bin motiviert und neugierig auf das, was noch alles kommen wird.

WOLL: Dann dafür toi, toi, toi!